Scrapper
© Charades

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„Scrapper“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Als ihre Mutter stirbt, ist Georgie (Lola Campbell) auf sich allein gestellt, hat sie doch keine anderen Verwandten, die sich um sie kümmern könnten. Das stört die 12-Jährige aber nicht weiter. So ist sie mit viel Einfallsreichtum gesegnet, was ihr dabei hilft, sich unbemerkt durchzuschlagen. Das und die vielen Fahrräder, die sie gemeinsam mit ihrem Kumpel Ali (Alin Uzun) klaut. Mehr braucht sie nicht, mehr will sie nicht. Entsprechend reagiert sie barsch, als eines Tages auf einmal Jason (Harris Dickinson) vor ihr steht und behauptet, ihr Vater zu sein. Misstrauisch reagiert das Mädchen auf den Fremden, feindselig sogar. Warum sollte er sich jetzt um sie kümmern wollen? Doch Jason lässt sich von den Reaktionen seiner Tochter nicht entmutigen, sondern ist fest entschlossen, von nun an für sie da zu sein …

Eine späte Familienzusammenführung

Ist es möglich, Jahre später noch eine Beziehung zu einem Kind aufzubauen? Dieser Frage gehen Filme immer wieder nach, wenn Eltern, manchmal auch andere Verwandte, sich annähern. Die französische Die Rumba-Therapie etwa erzählte neulich von einem Mittfünfziger, der sich nach einem Herzanfall entschließt, seine inzwischen erwachsene Tochter kennenlernen zu wollen, die er noch vor ihrer Geburt verlassen hat. In eine ähnliche Richtung geht nun der britische Kollege Scrapper. Auch hier nähert sich ein Vater nach einem dramatischen Zwischenfall seiner Tochter an, die er nie kennengelernt hat. Will das nachholen, was er zuvor nicht auf die Reihe bekommen hatte, weiß dabei zunächst aber nicht genau, wie das funktionieren soll. Der Anlass ist natürlich deutlich tragischer, wenn die Annäherung als Reaktion auf den Tod der Mutter geschieht.

Außerdem ist die Tochter deutlich jünger. Während die französische Kollegin bereits Anfang 20 ist und deshalb mehr oder weniger auf eigenen Beinen steht, ist Georgie auf Hilfe angewiesen. Sie will das nur nicht wahrhaben, erfindet lieber tausend Ausreden und stiehlt systematisch die Fahrräder anderer Leute, bevor sie sich dazu herablässt Hilfe anzunehmen und ihre Selbständigkeit aufzugeben. Scrapper zeigt uns einen Menschen, der sehr stark ist, ein wenig unverfroren, dabei aber auch voller Fantasie und Lebensfreude. Diese spiegelt sich auch in den verspielten Elementen wieder, welche Regisseurin und Drehbuchautorin Charlotte Regan immer mal wieder einbaut. Besonders zu Beginn sind da schon einige originelle Einfälle dabei, verbunden mit viel Humor. Überhaupt scheint diese fest entschlossen, alles etwas anders zu machen. So dürfen andere Randfiguren immer mal wieder die vierte Wand durchbrechen und kräftig kommentieren, was da alles geschieht.

Energiegeladen, unterhaltsam und warmherzig

Gerade in der ersten Hälfte ist das energiegeladen und auch unterhaltsam. Es macht einfach Spaß, den beiden Kindern zuzusehen, wie sie sich durch die Gegend schlagen. Aber auch die Szenen mit dem Vater sind vergnüglich, wenn dieser eigentlich gar nicht für diese Aufgabe gemacht ist, teilweise selbst noch wie ein Kind wirkt. Harris Dickinson (Triangle of Sadness) ist eine unerwartete Wahl für die Rolle des Vaters, da er bislang eigentlich immer für junge Rollen gebucht war. Ausnahmsweise wird hier auch mal ein Schauspieler als älter verkauft, als er es ist. Aber die Besetzung funktioniert sehr gut, wenn der Brite eine Figur irgendwo zwischen Kind und Erwachsenen spielt. Das Zusammenspiel mit seiner jungen Kollegin Lola Campbell ist sowieso wunderbar und macht Scrapper zu einem echten Geheimtipp.

Die Geschichte ist dabei natürlich recht schlicht. Und klar darf man sich darüber wundern, wie ein kriminelles Leben als lustig und irgendwie süß verkauft wird – ähnlich zu Kajillionaire vor drei Jahren. Aber bei einem derart charismatischen Duo will man sich mit so Nebensächlichkeiten wie Gesetzen und Regeln nicht befassen. Dafür ist es einfach zu schön, wie sich die beiden nach anfänglichen Stolpersteinen erst den Weg zueinanderfinden und anschließend einen, der sie durch die Welt führt. Dass der Film, der auf dem Sundance Film Festival 2023 Premiere feierte, dort auch den großen Preis der Jury als bester internationaler Film gewonnen hat, lässt sich da gut nachvollziehen. Selten war ein Film über Tod, Trauerarbeit und Kriminalität so schön und warmherzig wie dieser hier.

Credits

OT: „Scrapper“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Charlotte Regan
Drehbuch: Charlotte Regan
Musik: Patrick Jonsson
Kamera: Molly Manning Walker
Besetzung: Lola Campbell, Harris Dickinson, Alin Uzun

Trailer

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Scrapper
fazit
„Scrapper“ erzählt von einem 12-jährigen Mädchen, das sich nach dem Tod der Mutter durchschlägt – bis auf einmal der unbekannte Vater vor ihr steht. Der Film tut dies mit viel Humor und Lust am Verspielten. Vor allem aber das Charisma des Ensembles trägt dazu bei, dass man diese Komödie einfach ins Herz schließt.
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