Sen İnandır – Ich möchte dir glauben

Seit vielen Jahren schon sind Aysel und Semiha beste Freundinnen. Sie wohnen auch Tür an Tür. Und noch etwas haben sie gemeinsam: Sie haben Enkelkinder, die sie über alles lieben, die ihr eigenes Liebesleben aber nicht auf die Reihe bekommen. Also hecken die beiden einen Plan aus und tun so, als wäre sie krank. Kurze Zeit später stehen Sarah (Ayça Aysin Turan) und Deniz (Ekin Koç) vor ihnen, um nach dem Rechten zu sehen. Das mit dem Verkuppeln der beiden ist jedoch nicht einfach, da die zwei jungen Menschen nicht unbedingt miteinander harmonieren. Eigentlich hassen sie sich sogar. Doch das war mal anders, seit ihrer Kindheit kennen sie sich. Grund genug, noch weiter ein bisschen Liebesgöttin zu spielen …

Was sich hasst, das liebt sich

Man muss die notorisch eigenwillige Veröffentlichungspolitik von Netflix nicht verstehen. Das betrifft nicht nur die Produktion der Titel, gerade auch im Hinblick auf Fortsetzungen. Auch die Entscheidungen, wann diese Titel auf den Markt gebracht werden, sind nicht immer nachzuvollziehen. So kommt es immer mal wieder vor, dass in einer Woche praktisch nichts rauskommt, andere dafür überlaufen sind. Diese Woche etwa kommen vier neue Filme beim Streamingdienst parallel heraus – drei davon sind Liebesfilme. Immerhin stammen die aus den unterschiedlichsten Ländern. Neben der dramatischen Hitfortsetzung Through my Window – Über das Meer aus Spanien gibt es zwei Liebeskomödien: die US-amerikanische Produktion The Perfect Find sowie Sen İnandır – Ich möchte dir glauben aus der Türkei.

Bei türkischen Titeln hatte Netflix in den letzten Monaten immer mal wieder welche ausgegraben, die mit ungewöhnlichen Szenarien und Geschichten lockten. Ein Muss ist das aber offensichtlich nicht, wie das hier beweist. Tatsächlich ist der Film um zwei Menschen, die sich zunächst nicht ausstehen können, dann aber Gefühle füreinander entwickeln, das Gegenteil von ungewöhnlich. Das gehört zum Grundstock solcher Liebeskomödien, ist eines der beliebtesten Szenarien überhaupt. Bei Sen İnandır – Ich möchte dir glauben kommt noch das mit den Großmüttern hinzu, die sich überall einmischen, was für humoristische Momente sorgt. Auch die sind nicht unbedingt der Gipfel der Originalität. Aber es ist zumindest leidlich amüsant.

Billiger Inhalt mit schönen Bildern

Schwierig wird es, sobald der Film sich von dieser komischen Ausrichtung verabschieden möchte und zum Liebesteil übergeht. Das ist nicht nur ebenso einfallslos. Es geschieht auch viel zu schnell. Von Anfang an ist das mit der Animosität zwischen den beiden Hauptfiguren, die sich seit Kindheitstagen kennen, nicht wirklich nachzuvollziehen. Später wird das dann recht plötzlich fallengelassen. Sen İnandır – Ich möchte dir glauben begnügt sich damit, die zwei in gemeinsame Szenen zu zwingen, der Rest erledigt sich von selbst. Anstatt Arbeit in diese Annäherung zu investieren, wird dann lieber noch Drama hineingequetscht. Das ist nicht nur unnötig und sorgt für krasse Stimmungswechsel. Es ist zudem ziemlich billig.

Pluspunkte sammelt der Film hingegen durch die idyllischen Settings, ein beliebtes Mittel der Herzkino-Reihe. Wer in schönen Gegenden unterwegs ist, hat mehr vom Leben und der Liebe. Und natürlich ist die Besetzung attraktiv, Ayça Aysin Turan und Ekin Koç geben schon ein sehr ansehnliches Paar zusammen ab. Wem das reicht und keinerlei inhaltlichen Ansprüche hat, kann es daher mit Sen İnandır – Ich möchte dir glauben versuchen. Der Film ist nicht schlechter als die vielen anderen 08/15-Liebeskomödien, die Netflix gerade zum Valentinstag und an Weihnachten veröffentlicht. Er ist aber eben auch nicht besser. Insofern ist es nicht schade, wenn in der Filmflut dieser Woche der Titel untergehen sollte. Verpasst hätte man in dem Fall nicht viel.