Persian Version
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The Persian Version

„The Persian Version“ // Deutschland-Start: 14. März 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Als Tochter eines in die USA ausgewanderten iranischen Paares ist Leila (Layla Mohammadi) die unterschiedlichsten Einflüsse in ihrem Leben gewohnt. Immer wieder fühlte sie sich zwei Welten hin und her gerissen. Aber das ist nicht das Einzige, was bei ihr für Chaos sorgt. So ist sie noch nicht über die hässliche Trennung von ihrer Freundin hinweg, geht dafür jedoch mit dem Drag-Künstler Max (Tom Byrne) ins Bett – mit ungeahnten Folgen. Damit sorgt sie bei ihrer Familie immer wieder für Ärger, vor allem das Verhältnis zu ihrer Mutter Shirin (Niousha Noor) ist schwierig. Als ihr Vater Ali (Bijan Daneshmand) schwer krank ist und alle zusammenkommen, bedeutet dies für Leila, sich mit ihren Eltern stärker auseinanderzusetzen. Denn da ist etwas, von dem sie bislang nichts ahnte und das ihre Mutter in völlig neuem Licht erscheinen lässt …

Das Leben zwischen zwei Kulturen

Die Karriere von Maryam Keshavarz schien irgendwie schon vorbei zu sein, noch bevor sie wirklich anfangen konnte. So wurde der Langfilm der Regisseurin ziemlich gefeiert, Sharayet – Eine Liebe in Teheran konnte 2011 diverse Preise einheimsen. Ihr zweiter Spielfilm Viper Club, der erst sieben Jahre später kam, ging dafür ziemlich unter. Die Kritiken waren bescheiden, bei uns wurde das Drama nicht einmal veröffentlicht – obwohl es mit Susan Sarandon und Matt Bomer prominent besetzt war. Wieder einige Jahre später meldet sich die Filmemacherin mit The Persian Version zurück und knüpft dabei an vergangene Zeiten an. So wurde die Tragikomödie Anfang 2023 bei der Premiere in Sundance gefeiert, wie schon bei ihrem Debüt erhielt sie dort den Publikumspreis.

Aber auch inhaltlich knüpft sie an ihren ersten Film an. Erzählte dieser noch von dem Leben Jugendlicher im Iran, geht es dieses Mal um eine iranische Familie in den USA und wie die später geborenen Generationen mit dieser Situation umgehen. Das dürfte manche an den deutschen Hit Almanya – Willkommen in Deutschland erinnern. Damals ging es um eine türkische Gastarbeiterfamilie in Deutschland und wie die einzelnen Familienmitglieder mit dieser doppelten Kultur umgehen. Während der hiesige Hit aber bei aller Spöttelei ein eher gemütlicher Film war, da gibt Keshavarz richtig Gas. Der Einstieg ist temporeich, wenn Leila durch die Gegend wirbelt und alles umzureißen droht. Es ist auch witzig, zumal es in The Persian Version eine Reihe schöner inszenatorischer wie inhaltlicher Einfälle gibt. Einer davon ist, wie die Protagonistin ihre Situation zwischen zwei Kulturkreisen mit dem eines Scheidungskindes vergleicht.

Urkomisch, bitter und wunderbar

Zumindest anfangs scheint der Fall klar zu sein: Es handelt sich um eine zwar energiegeladene, letztendlich aber doch konventionelle Culture-Clash-Komödie. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Oder besser: eine von vielen Wahrheiten. „A true story“ sei der Film, lässt uns zu Beginn eine Texteinblendung wissen – nur um ein „sort of“ hinterherzuschieben. Wie komplex das Leben sein kann, führt uns die Regisseurin, die hier viele eigene Erfahrungen verarbeitet, in der zweiten Hälfte vor Augen. Steht anfangs noch Leila im Mittelpunkt, wechselt The Persian Version dann zu Shirin. Genauer ist es eine jüngere Ausgabe von ihr, die in diesem Abschnitt von Kamand Shafieisabet gespielt wird. Wenn wir da von ihrer Zeit im Iran erfahren, bedeutet das nicht nur für das Publikum, dass wir mehr Hintergründe der Familiengeschichte bekommen. Auch Leila lernt ihre Mutter noch einmal völlig neu kennen, versteht, wie diese zu der strengen Frau wurde, die sie heute ist.

Zu erzählen hat der Film also eine Menge, wenngleich er sich dabei stark auf die beiden Frauen konzentriert. Die Männer bekommen deutlich weniger Gelegenheit zur Entfaltung. Das fällt besonders bei den diversen Brüdern auf, bei denen man zum Schluss nicht einmal weiß, wie sie heißen – und ob sie überhaupt Brüder sind. Aber dieses Manko lässt sich verschmerzen. Mit The Persian Version ist Keshavarz ein wunderbares Werk gelungen, das versöhnlich ist, Kulturen und Generationen zusammenführt, ohne sich dabei in Wohlfühlkitsch zu werfen. Auch wenn es zwischenzeitlich überraschend bitter und schmerzhaft wird: Der Eröffnungsfilm vom Filmfest München 2023 macht Spaß. Er macht aber vor allem Lust darauf rauszugehen, die Welt kennenzulernen, mit offenen Augen umherzugehen. Oder zu tanzen: Spätestens wenn zum Ende hin noch einmal Cyndi Laupers feministische Gute-Laune-Hymne Girls Just Wanna Have Fun ertönt, hat man das Gefühl, dass alles gut werden kann, solange man nur offen ist für das Chaos namens Leben.

Credits

OT: „The Persian Version“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Maryam Keshavarz
Drehbuch: Maryam Keshavarz
Musik: Rostam Batmanglij
Kamera: André Jäger
Besetzung: Layla Mohammadi, Niousha Noor, Kamand Shafieisabet, Bijan Daneshmand, Bella Warda, Tom Byrne

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseurin und Drehbuchautorin Maryam Keshavarz zu treffen. Im Interview zu The Persian Version sprechen wir über ihre Erfahrungen zwischen zwei Kulturen und wie es war, ihre Familiengeschichte zu erzählen.

Maryam Keshavarz [Interview]

Filmfeste

Sundance 2023
Filmfest München 2023

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The Persian Version
fazit
Wenn zu Beginn die Tochter einer iranischen Einwandererfamilie in den USA durch die Welt stolpert, stehen die Zeichen auf Culture-Clash-Komödie. Stattdessen ist „The Persian Version“ sowohl versöhnliche Rückbesinnung wie auch Aufmunterung, der Welt offen entgegen zu tanzen und anzunehmen, was auch immer man in diesem Chaos namens Leben so vorfindet.
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