Als James Hoyt (Scott Speedman) und seine Freundin Kristen McKay (Liv Tyler) nach der Hochzeit einer ihrer Freunde im Sommerhaus der Hoyts ankommen, ist die Stimmung sichtlich angespannt zwischen den beiden. Während der Hochzeit hatte James um Kristens Hand angehalten, doch sie lehnte ab. Im Haus hatte er vorher schon viele Vorbereitungen für eine romantische Nacht getroffen, doch nun wissen beide nicht so recht, wie sie miteinander umgehen sollen. Sie versuchen, das Beste aus dem Abend zu machen, als auf einmal ein lautes Klopfen an der Tür ertönt. Eine junge Frau fragt nach jemandem, der aber nicht dort wohnt, und verschwindet dann wieder in die Nacht. Während James mit dem Auto noch ein paar Besorgungen macht, wird Kristen Opfer einer ersten Reihe von Attacken einer Gruppe von Angreifern, die sich bereits Zugriff zum Haus verschafft haben und ihre Gesichter hinter Masken verbergen. Als ihr Freund endlich eintrifft, wird auch er Opfer der Bande, die er schließlich vergeblich versucht, in die Flucht zu schlagen. Kristen und James wird klar, dass die Angreifer es nicht auf Geld abgesehen haben, sondern es auf ihr Leben abgesehen haben, und sie müssen zusammenhalten, wenn sie überleben wollen.
Verbrechen ohne Grund
Auch wenn viele Rezensenten auf Parallelen zu den Keddie-Morden von 1982 hinweisen, war nach Regisseur Bryan Bertino kein konkretes Ereignis, was ihn zum Drehbuch zu The Strangers inspirierte. Als er über die Morde an Sharon Tate und ihren Freunden durch die Manson-Familie las, beschäftigte Bertino vor allem, dass es keinerlei Motive für die Bluttaten gab und es prinzipiell auch die Nachbarn Tates hätte treffen können. In The Strangers konzentriert er sich daher auf die Sicht der Opfer eines solchen Verbrechers, ihr Versuche zu entkommen und, ähnlich dem Zuschauer, zu entschlüsseln, warum die „Fremden“ sie auserkoren haben. Dies gibt The Strangers einen gewissen Realismus, der sich besonders in der ersten Hälfte bezahlt macht und den Streifen von anderen Produktionen aus dem Bereich Horrorthriller abhebt, bevor er dann schließlich in gewohnte Gefilde abdriftet.
„Ihr wart zuhause“ ist die Antwort, die Kristen auf ihre Frage nach dem Grund für die Attacken erhält. Während sich viele Produktionen in noch so groteske oder realistische Motive für ihre Killer umsehen, findet man bei The Strangers oder generell bei vielen Vertretern des Home Invasion-Genres eine Leerstelle vor. Bertinos Film hebt sich zwar dadurch, wie schon erwähnt, ab von anderen Werken des Jahres 2008, doch verweist darüber hinaus auf eine lange Tradition innerhalb des Horrorgenres, die zurückreicht bis zu wegweisenden Filmen wie Das letzte Haus links oder gar The Texas Chainsaw Massacre, bei denen die Angreifer ebenfalls keine oder nur zumindest keine psychologisch fundierten Motive für ihr Taten haben. In The Strangers geht es um das Böse, dessen Unerklärlichkeit und wie es ohne Vorwarnung über einen Menschen hereinbrechen kann. Die Tatsache, dass Scott Speedman und Liv Tyler zwei Figuren spielen, die in ihren Konflikten dem Zuschauer sehr nahe sind, macht es umso verstörender mitanzusehen, was ihnen passiert und welchen Terror sie ertragen müssen, als offensichtlich wird, dass ihre Angreifer mit ihnen spiele sowie Freude an der Gewalt haben, deren Urheber sie sind.
Aufhebung jeglicher Sicherheiten
Dabei kommt The Strangers technisch wie auch inszenatorisch sehr minimalistisch daher. Der Fokus liegt zum einen auf den schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller und auf der anderen Seite auf der subtilen Aufhebung jeglicher Form von Sicherheit und Zuflucht, die sich Kristen und James schaffen. Ohne einen jump scare zu provozieren und ohne jegliche Vorwarnung steht auf einmal einer jener „Fremden“ im Wohnzimmer, ohne dass ihn die Hauptfiguren sehen können, und verschwindet dann auch wieder, ohne anzugreifen. Es dauert lange, bis es zum ersten Vorfall kommt und Bertino ist clever genug, um Spannung aufzubauen und seinen Zuschauer zunächst mit nur wenigen „Höhepunkten“ zu konfrontieren, bevor der Terror gänzlich Einzug erhält. In diesem Kontext sei auch die Kameraarbeit Peter Sovas sowie Kevin Greunerts Schnitt zu nennen, die maßgeblich zu dieser Wirkung beitragen, lange das Tempo drosseln, bevor sie einen Gang zulegen.
OT: „The Strangers“
Land: USA
Jahr: 2008
Regie: Bryan Bertino
Drehbuch: Bryan Bertino
Musik: Tomandandy
Kamera: Peter Sova
Besetzung: Liv Tyler, Scotty Speedman, Glenn Howerton, Gemma Ward, Kim Weeks, Laura Margolis, Sterling Beaumon
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)