Bob Longmore (Aden Young) führt ein zurückgezogenes Leben. Viel von seinem Gehalt gibt er seiner Ex-Frau Darlene (Camille Sullivan), die mit ihrer gemeinsamen Tochter Eva (Julia Sarah Stone) weiter weg wohnt. Als Darlene bei einem Telefonat andeutet, dass sie derzeit Probleme hat, mit Eva zu kommunizieren, zögert Bob nicht lange und macht sich auf den Weg in die entfernte Stadt. Nachdem sein Truck schon nach wenigen Metern den Geist aufgibt, bietet der Drogenschmuggler Crisby (Ben Cotton) dem ehemaligen Eishockeyspieler seine Hilfe an, wobei Bob im Gegenzug eine Lieferung für ihn übernehmen muss. In der Stadt angekommen, bemerkt auch Bob, dass es schwierig wird, die letzten acht Jahre gegenüber seiner Tochter zu überbrücken. Auch Darlene und ihre neue Lebensgefährtin wissen nicht so recht, was sie mit ihrem Gast anfangen sollen, der sich aber als große Hilfe erweist, als Eva auf einmal verschwindet. Trotz seiner sich verschlechternden Gesundheit und der Mauer des Schweigens, die ihm von den Freunden seiner Tochter entgegenkommt, gelingt es Bob herauszufinden, dass Eva entführt wurde und sich in großer Gefahr befindet. Ihm bleibt nicht viel Zeit, denn bald schon wird er nicht mehr in der Lage sein, weder Eva noch seiner Frau oder irgendjemanden zu helfen.
Ein Mann der verschwindet
Mit reichlich Verspätung erreicht Geoff Redknaps Regiedebüt The Unseen, das unter anderem auf dem Fantasia Festival 2016 gezeigt wurde, auch Deutschland, dank der Heimkinoauswertung von Busch Media Group. Redknap konnte bei diesem Projekt vor allem auf seine Erfahrungen sowie sein Wissen als Special-Effects-Designer zurückgreifen, der bereits an Serien wie Akte X und Supernatural mitwirkte sowie an Kinofilmen wie den Deadpool-Filmen oder The Cabin in the Woods. Eine wichtige Inspiration für The Unseen waren die alten Universal-Horror-Filme, die ihn schon seit seiner Kindheit begeistern, vor allem aber Der Unsichtbare, dessen Themen und Ideen er für sein Regiedebüt aufgriff und in die Neuzeit verlegte.
Bevor Leser dieses Textes monieren, dass gerade eben der Film gespoilert wurde, sollte man einen Blick auf das Poster zu The Unseen werfen, das diese Vorwegnahme von Bobs Zustand selbst vornimmt. Man könnte meinen, dass es sich bei Redknaps Film um einen eher auf die Spezialeffekte ausgelegten Streifen handelt, was aber mitnichten der Fall ist und auch nicht die Intention des Regisseurs war, wie er in Interviews betont. Die Erfahrung oder vielmehr die Herangehensweise an die sich verschlimmernde Verfassung des Hauptcharakters zeigt den Schmerz und die Not eines Menschen, der noch einmal etwas bewirken will, bevor seine Zeit abläuft. Die Ursache für Bobs Zustand steht nicht im Fokus und wird bestenfalls angedeutet. Redknap konzentriert sich eher auf das Familiendrama, sowie das Porträt eines Mannes, der schon lange unsichtbar war, bevor dies Wirklichkeit wurde.
Die Unsichtbaren der Welt
Anders als Produktionen wie das Remake von Der Unsichtbare oder etwa Hollow Man ist The Unseen bestimmt durch einen realistischen Ansatz was seine Figuren und ihre Welt angeht. An manchen Stellen übertreibt es Redknap bei der Figurenzeichnung und bedient sich gängiger Klischees, doch gerade die Idee eines Menschen, der sich auflöst und deswegen in eine tiefe Depression verfällt, ist interessant umgesetzt. Das dies gelingt ist nicht zuletzt Aden Youngs Darstellung als Bob Longmore zu verdanken, der diesen als einen von zahlreichen Dämonen und schmerzhaften Erinnerungen verfolgten Mann spielt, welcher ironischerweise seit acht Jahren alles daran setzt, unsichtbar für seine Mitmenschen zu sein und für seine Tochter noch einmal in Erscheinung treten muss. In diesem Zusammenhang hätte das Drama mit seiner Familie vielleicht sogar ausgereicht, denn der Plot rund um die Drogenlieferung ist eindeutig der schwächere Teil von The Unseen, auf den man auch hätte verzichten können.
OT: „The Unseen“
Land: Kanada
Jahr: 2016
Regie: Geoff Redknap
Drehbuch: Geoff Redknap
Musik: Harlow MacFarlane
Kamera: Stephen Maier
Besetzung: Aden Young, Camille Sulivan, Julia Sarah Stone, Ben Cotton
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