Through my Window – Über das Meer

Für Ares (Julio Peña) geht ein Traum in Erfüllung, als er an einer Medizinschule in Stockholm angenommen wird. Die Sache hat nur einen Haken: Er wird deshalb eine Fernbeziehung mit Raquel (Clara Galle) führen müssen, die daheim geblieben ist, um dort ihr Literaturstudium zu betreiben. Tatsächlich war Raquel sogar richtig fleißig und hat ein Manuskript geschrieben, das sie aber trotz der Aufmunterung von Yoshi (Guillermo Lasheras) bislang noch keinem Verlag geschickt hat. Für Letzteres fehlt ihr ohnehin der Nerv. Denn als Ares plötzlich wieder da ist, ist zwar die Wiedersehensfreude groß. Gleichzeitig müssen sie feststellen, dass die Distanz ihnen und dem gegenseitigen Vertrauen nicht gut getan hat …

Alte Liebe, neue Probleme

Auch wenn Netflix in den letzten Monaten eher wegen vorzeitiger Einstellungen von Serien von sich reden machte, bringt der Streamingdienst doch recht oft Fortsetzungen heraus. Neben zahlreichen Serien betrifft das auch immer wieder Filme. Zuletzt etwa gab es mit Tyler Rake: Extraction 2 und Reichlich verliebt 2 Nachfolger erfolgreicher Titel, in der Hoffnung, dass das Publikum auch ein zweites Mal eifrig einschalten wird. Nun kommt mit dem Liebesdrama Through my Window – Über das Meer ein weiterer Film heraus, der an eine bestehende Fanbase anschließt. Schließlich erfreute sich das vor etwas mehr als einem Jahr veröffentlichte Through my Window – Ich sehe nur dich großer Beliebtheit, selbst wenn nicht ganz klar ist warum. Der attraktiven Besetzung stand da ein mehr als dürftiger Inhalt entgegen.

Man sollte den ersten Teil dabei übrigens gesehen haben, wenn man plant, sich den Film hier anzusehen. Theoretisch erzählt dieser zwar eine eigene Geschichte. Die Probleme des Paares wie auch anderer Figuren erschließen sich selbst ohne Vorkenntnisse. Aber es ist schon von Vorteil, die Leute bereits zu kennen, um einige Situationen und Verhältnisse besser abschätzen zu können. Gerade bei den beiden Hauptfiguren mussten ja erst diverse Hindernisse überwunden werden, bevor sie das Glück bei jeweils anderen finden konnten. Aber auch das ist keine Garantie, dass man die Probleme von Ares und Raquel immer nachvollziehen kann. Vielmehr ist Through my Window – Über das Meer einer dieser Filme, bei denen sich alle das Leben unnötig schwer machen, egal wie, egal warum.

Manipulatives Drama am Leben vorbei

Natürlich kann das Leben kompliziert sein, können zwischenmenschliche Beziehungen einem einiges abverlangen. Wenn sich Filme dieser Komplexität annehmen, kann das sehr spannend sein. Wenn das aber wie in Through my Window – Über das Meer zu einer reinen Beschäftigungstherapie verkommt, wird es schwierig. Die Adaption eines Romans von Ariana Godoy hat gar nicht wirklich vor, eine Geschichte zu erzählen, schert sich nicht um eine Entwicklung. Stattdessen gibt es eine Aneinanderreihung von willkürlichen Problemen und Paare, die vielleicht besser keine sein sollten. Wären die Figuren interessant, könnte das ja noch funktionieren. Da diese aber wie schon beim ersten Teil nicht viel hergeben, bleibt der Film eine Begründung offen, warum einen das überhaupt interessieren sollte.

Die meiste Zeit über ist das alles ziemlich mäßig. Zum Ende hin wird der spanische Film sogar zu einem echten Ärgernis: Da wird auf das billigste aller Mittel zurückgegriffen, wenn es zu einer dramatischen Zuspitzung kommt. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, wird diese Passage auf eine derart ungeniert manipulative Weise ausgeschlachtet, dass man gar nicht mehr so viele Augen hat, wie man sie an der Stelle gern rollen würde. Fans wird das egal sein. Und von denen muss es genügend geben, damit ein zweiter Teil produziert wurde. Wer jedoch ein Drama über tatsächliche Menschen sehen möchte, etwas, das sich näher am Leben, sollte lieber einen Bogen um Through my Window – Über das Meer machen. Denn irgendwie hat man es geschafft, den ohnehin schon mäßigen ersten Teil noch einmal zu unterbieten.