DDR im Jahr 1988: Volkspolizist Martin Franzen (Albrecht Schuch) hat gerade Dienst, als eine Frauenleiche aus der Ostsee gezogen wird. Die Tote stellt sich als Johanna Schön heraus, offensichtlich versuchte sie, aus dem Land zu fliehen, wurde dabei jedoch erschossen. Aber stimmt das auch? Martin hat Zweifel an der Geschichte und beschließt deshalb, auf eigene Faust zu ermitteln, ohne seinen Vorgesetzen Bescheid zu geben. Denn da ist auch noch eine weitere Leiche mit Ungereimtheiten. Ein Brief, den Schön vor ihrem Tod geschrieben hat, führt ihn dabei nach Berlin zu einer Frau namens Nina (Hannah Herzsprung). Tatsächlich kennt sie die Verstorbene, will aber nicht offen über diese reden. Doch woher dieses Misstrauen? Was hat sie zu verbergen?
Historienthriller mit großen Namen
Eigentlich sollte man ja meinen, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen schon genug damit zu tun hat, Fortsetzungen ihrer unzähligen Krimireihen zu drehen. Da muss schließlich jede Woche für Nachschub gesorgt werden. Und doch lassen es sich die Sender nicht nehmen, zwischendurch auch Einzelfilme in diesem Genre zu drehen und so anderweitig die Zielgruppe zu beschäftigen. Ein solcher Einzelfilm ist der vom ZDF produzierte historische Thriller Verräter – Tod am Meer, der 2017 auf dem Filmfest München Premiere feierte. Der ist mit einigen größeren Namen verbunden. Beispielsweise basiert er auf dem Roman Innere Sicherheit der auf Krimis und Thriller spezialisierten deutschen Autorin Christa Bernuth. Auch im Ensemble sind einige nennenswerte Namen zu finden.
Einer davon ist Albrecht Schuch. Der war seinerzeit noch überwiegend in Fernsehfilmen zu sehen, bevor er mit dem Doppelschlag Systemsprenger und Berlin Alexanderplatz zu einem der aufregendsten deutschen Kinoschauspieler wurde. Es ist dann auch das Zusammenspiel des Charakterdarstellers und seiner ebenfalls bestens etablierten Kollegin Hannah Herzsprung, die den Film tragen. Sie verkörpern in Verräter – Tod am Meer zwei Figuren, die der Zufall zusammengeführt hat und die jeweils auf ihre Weise für Gerechtigkeit sorgen wollten. Nur die Mittel sind sehr unterschiedlich, weshalb das Duo mehr eine Schicksalsgemeinschaft ist, weniger Seelenverwandte. Sie müssen das Ganze aufklären, weil es sonst niemand tut. Weil es auch gar nicht aufgeklärt werden soll, dafür sorgen diverse Leute im Hintergrund.
Klassischer Verschwörungsthriller
Es handelt sich bei Verräter – Tod am Meer also um einen klassischen Verschwörungsthriller, der von finsteren Machenschaften hinter den Kulissen erzählt. Teilweise basiert das auf realen Vorkommnissen. So beschreibt der Film eine DDR nur wenige Monate vor der Grenzöffnung und damit eine Zeit des Übergangs. Da gibt es Nervosität auf beiden Seiten, man will den Prozess der Annäherung nicht in Gefahr bringen. Störelemente werden ausgeschaltet. Natürlich ist vieles dabei aber auch völlig frei erfunden und dient lediglich der Unterhaltung. Ein Problem ist der fiktionale Anteil dabei nicht, zumindest wenn man diese Vermengung von Historischem und Erfundenem als solche erkennt. Wenn man sich bewusst ist, dass hier Spannung erzeugt werden soll, tatsächliche Aufklärung sollen andere betreiben.
An manchen Stellen funktioniert das gut. So gelingt es Regisseurin Franziska Meletzky (Vorwärts immer!) zunächst, die Neugierde des Publikums zu wecken. Was hat es mit den Todesfällen auf sich? Wer will da etwas vertuschen? Leider fällt die Antwort auf diese Fragen aber nicht sonderlich interessant aus, mehr als die üblichen DDR-Klischees und Verschwörungskonventionen werden nicht geboten. Hinzu kommt, dass sich das Duo zwar in einer gefährlichen Lage befindet. Spannend ist Verräter – Tod am Meer dennoch kaum, nach einer Weile zieht sich das Ganze ziemlich. Aufgrund der schauspielerischen Klasse und der bedrückenden Atmosphäre lohnt sich der Blick zwar. Die Fernsehwelt wäre ohne den Film aber nicht unbedingt ärmer gewesen.
OT: „Verräter – Tod am Meer“
Land: Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Franziska Meletzky
Drehbuch: Stefanie Veith, Nils Willbrandt
Vorlage: Christa Bernuth
Musik: George Kochbeck
Kamera: Bella Halben
Besetzung: Albrecht Schuch, Hannah Herzsprung, Christian Redl, Uwe Preuss, Anian Zollner, Jan Messutat
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