Als die Leiche von Alexandra Mühlbrandt (Barbro Viefhaus) in dem leeren Tank einer stillgelegten Fabrik gefunden wird, beginnt das Rätselraten. Wer könnte sie darin eingesperrt haben? Und was genau wollte sie eigentlich darin? Für Burkhard ‚Butsch‘ Schulz (Götz Schubert) hat der Fall noch eine andere Brisanz. Schließlich trug die Tote die Jacke ihrer Mitbewohnerin Sandra Gehrlichs (Tijan Marei). Die wiederum kennt Butsch von einem früheren Fall, war sie doch dabei behilflich, den Zuhälter Goran Tonka hinter Gitter zu bekommen. Womöglich hat dieser nun Rache genommen, die zwei Frauen aber miteinander verwechselt. Zumal Butsch sich ebenso wie Sandra verfolgt fühlt. Seine Kollegin Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld) will davon wiederum nichts wissen. Mehr noch, für sie ist Sandra sogar eine Verdächtige …
Erträglicher als sonst
Eigentlich gehört es zu den Regeln von Filmen dazu, dass die Hauptfigur irgendwie sympathisch sein sollte, zumindest aber so einladend, damit das Publikum sich in ihr wiederfinden kann. Bei Wolfsland gilt diese Regel nicht. Obwohl Butsch immer wieder eine Zumutung ist, andere Leute beleidigt, völlig distanzlos ist, gleichzeitig aber schnell eingeschnappt ist und andere fernhalten will, erfreuen sich die Filme einer größeren Beliebtheit. Zwischen fünf und sechs Millionen schalten im Schnitt ein, wenn sich der schroffe Kommissar und seine jüngere Kollegin mehr oder weniger gemeinsam durch irgendwelche Fälle quälen. So auch bei Kein Entkommen, dem siebten Teil der 2016 gestarteten Krimireihe. Damit kann man es zwar nicht mit den Platzhirschen des deutschen Fernsehkrimis aufnehmen, rentabel sind die Filme aber wohl.
Wobei man sagen muss, dass das hier deutlich erträglicher ist als manches, was einem in den späteren Filmen so vorgesetzt wurde. Klar ist es nervig und völlig unnötig, wenn Butsch partout alle duzen will, wohl als Ausdruck seines Überlegenheitskomplexes. Wenn er seiner Kollegin vorwirft, sie sei nicht empathisch genug, hält nicht nur diese das für einen schlechten Witz. Dem Publikum, das seine Eskapaden gewohnt ist, geht es genauso. Außerdem sind da die obligatorischen Reibungen zwischen den beiden Hauptfiguren, die wohl für Spannung sorgen sollen, in erster Linie jedoch ermüdend sind. Im Vergleich zu späteren Teilen wie 20 Stunden und Das dreckige Dutzend, für die man schon Schmerzensgeld einklagen sollte, gibt sich Wolfsland: Kein Entkommen zurückhaltender. Über weite Strecke steht tatsächlich mal der Fall im Vordergrund.
Bisschen viel für eine Geschichte
Dieser hat es in sich, aus mehreren Gründen. So ist das Setting eines riesigen Tanks, in dem das Opfer eingesperrt war, quasi automatisch unheimlich und beklemmend. Der Film wird auch später an diesen Ort zurückkehren. Ebenfalls interessant sind zwei andere Themen, die mit dem Fall zu tun haben. Das erste betrifft Escape Games, die Ende 2020 bei der Erstausstrahlung schon allgegenwärtig waren. Das andere hat mit besonders perfiden Betrügereien zu tun, wie man sie zumindest vom Hörensagen her kennt. Und als wäre das nicht schon Stoff genug, kommt bei Wolfsland: Kein Entkommen noch die Geschichte um den alten Fall mit dazu und damit die Frage: Wird Busch verfolgt? Stehen die Ereignisse in einem Zusammenhang mit dem Mord oder ist das alles Zufall?
So etwas kann schnell überladen wirken, funktioniert aber einigermaßen. Weniger geglückt sind die Nebenhandlungen. Die Diskussionen, ob Delbrück nach Hamburg geht, ist genauso uninteressant wie ihre sich anbahnende Romanze mit Daniel Hölzer (Christoph Letkowski). Dafür gibt ihre Figur einfach nicht genug her, als dass einen das groß kümmern müsste. Insgesamt ist Wolfsland: Kein Entkommen solide, was mehr ist, als man von diversen anderen Teilen behaupten kann. Wer unbedingt einen Krimi sehen möchte, macht hiermit nicht wirklich etwas verkehrt. Man kann einen sonnigen Donnerstag aber auch besser nutzen.
OT: „Wolfsland: Kein Entkommen“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Till Franzen
Drehbuch: Sönke Lars Neuwöhner, Sven S. Poser
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Timo Moritz
Besetzung: Götz Schubert, Yvonne Catterfeld, Tijan Marei, Alexander Finkenwirth, Monika Lennartz, Christoph Letkowski, Jan Dose, Stephan Grossmann, Hermann Beyer
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