Tsutomu (Kenji Sawada) lebt etwas abgeschieden in einer ländlichen Region Japans. Früher war er Mönch in einem Tempel Kyotos. Dort lernte er zu kochen. Nicht selten erntet er draußen Zutaten und kocht in seiner Küche mit bloßen Händen eine Vielfalt interessanter Gerichte. Seine Freundin Machiko (Takako Matsu) besucht ihn und hofft, dass er seiner Arbeit als Schriftsteller nachkommt. Hat er schon einen Titel für das nächste Werk?
Ernten, Kochen, Essen
The Zen Diary ist eine zutatenreiche Suppe, in der viel Wissenswertes schwimmt. Man sollte sich das Werk nicht auf leerem Magen zu Gemüte führen, da schon am Anfang viel gegessen wird und der Spaß am Verköstigen im Fokus steht. Wir hören das Knacken frischen Salats, sehen Tsutomu dabei zu, wie er Zutaten pflückt, vom Boden klaubt und in seiner rustikalen Küche zubereitet. Die größte Faszination des Films geht von dem Feelgood-Charakter der Nahrungs-Philosophie, des Kochens und Essens aus, den zahlreichen Unterschieden, die auch die unterschiedlichen Monate mit sich bringen. Die Kamera fängt dabei atmosphärische Bilder ein.
Man könnte fragen, worin sich The Zen Diary nun von typischen Essenswerbungen unterscheidet, wo man ja auch oft sieht, dass die Leute sich scheinbar darüber freuen, was sie da so mampfen. In The Zen Diary hat das Essen eine tiefergehende emotionale Komponente und ist auch Teil der Geschichte der Figur Tsutomo, der in einem Kloster kochen lernte und für den das Sammeln und Essen eine Brücke zu anderen Menschen – Chie oder auch Machiko – bauen kann und hinter dem Essen steht kein Logo, sondern bloß die Natur mit all ihren faszinierenden Zutaten. Mit dieser Idee findet The Zen Diary immer wieder auch komische Momente, bei denen man Lachen kann – aber auch schwerere Augenblicke, etwa dort, wo das Essen an vergangene Tage erinnert oder durch dessen Hilfe die Menschen über den Tod sprechen können.
Achtsamkeit, Klischee und Struktur
Neben dem Thema Essen geht es unteranderem um die Beziehung zwischen Tsutomu und sich selbst und seiner Sterblichkeit und zwischen ihm und Maschiko. Die Pointen, die der Film für die Figurenentwicklung im Kontext der Nahrung findet, wirken hier und da schon etwas lasch beziehungsweise schonmal gehört. Auch die Gedanken zum Leben und zum Tod driften manchmal ins Klischeehafte ab. Trotzdem hat The Zen Diary insgesamt eine leicht verdauliche Art und eine sehr klare Stimme, um ein Gefühl von Achtsamkeit für sich selbst und die Natur zu transportieren.
Struktur erhält The Zen Diary vor allem darüber, dass er in die Monate eines Jahres unterteilt ist. Der Film erzählt daher auch von Veränderung und dem Wandel der Zeit. Zwar bekommt man ein gewisses Gefühl dafür vermittelt, was die Besonderheiten der einzelnen Monate in Bezug auf die Zutaten sind, aber vielleicht hätte man das noch etwas stärker herausarbeiten können. Wobei das potenziell auch Meckern auf hohem Niveau ist.
Längen
Der Film ist mit knapp unter zwei Stunden ein Brocken, der seine Längen hat. Wäre der The Zen Diary ein Auflauf und die Lauflänge die Backzeit, wäre das zwar alles noch genießbar mit dampfendem Gemüse aus dem Garten, aber an den Rändern schon ordentlich angebrannt. Etwas kürzer hätte es auch getan. Gerade zum Ende hin wird es leider sehr zäh. Das liegt auch daran, dass die Geschichte und viele der Figurenbeziehungen sehr oberflächlich bleiben. Alle Beziehungen bis auf den Protagonisten und Maschiko plätschern etwas dahin oder passieren eher am Rande.
OT: „Tsuchi wo kurau junikagetsu“
Jahr: 2022
Land: Japan
Regie: Yûji Nakae
Drehbuch: Yûji Nakae
Musik: Yoshihide Otomo
Kamera: Hirotaka Matsune
Besetzung: Fumi Dan, Takako Matsu, Kenji Sawada, Naomi Nishida, Toshinori Omi, Koihachi Takigawa
San Sebastian 2022
Nippon Connection 2023
Fünf Seen Filmfestival 2023
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