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© 1967 Argos Films/Anouchka Films/Les Films du Carosse/Parc Films

Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß

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„Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß“ // Deutschland-Start: 1. November 1968 (Kino) // 1. Dezember 2006 (DVD)

Inhalt / Kritik

Paris in den 1960ern: Juliette Jeanson (Marina Vlady) lebt zusammen mit ihrem Mann Robert (Roger Montsoret) und dem gemeinsamen Sohn in einer Vorstadt. Ihre Liebe gilt dabei der Mode, sie ist gern gut und teuer gekleidet. Regelmäßig verbringt sie ihre Tage in der Innenstadt, um sich in den Boutiquen die neuen schicken Kleider anzusehen. Da das Geld für diese aber mit dem normalen Einkommen von Robert, der in einer Autowerkstatt arbeitet, nicht reichen würde, verdient sie sich immer mal wieder etwas hinzu. Als Teilzeitprostituierte bessert sie ihr Haushaltskonto auf und hat so die Mittel, um ihre Garderobe zu erweitern und etwas mehr Freude in ihr Leben zu kriegen …

Die Prostitution des Kapitalismus

Jean-Luc Godard zählt ohne Zweifel zu den großen französischen Filmschaffenden des 20. Jahrhunderts. Neben Kollegen wie Éric Rohmer, Jacques Rivette und Claude Chabrol prägte er maßgeblich die sogenannte Nouvelle Vague, eine einflussreiche Bewegung, die in den späten 1950ern mit den bisherigen Konventionen brach. Dabei ging Godard zum Teil noch deutlich über das hinaus, was seine Kollegen taten. Nicht nur, dass er selbst bei großen Erfolgen wie Außer Atem munter drauflos experimentierte. Er drehte auch Werke wie Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß, die auf ihre Weise derart verschachtelt sind, dass man im Anschluss schon gar nicht sagen kann, ob das überhaupt noch ein Spielfilm ist.

Formal ist er das sicherlich. Es gibt Schauspieler und Schauspielerinnen. Es gibt auch eine Art Geschichte, wenn wir einen Tag aus dem Leben von Juliette kennenlernen. Und doch ist der Film nicht das, was die obige Inhaltsangabe erwarten lässt. Godard hat hier nur bedingt eine Milieustudie gedreht. Zum Teil ist Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß das sicherlich, wenn die Erlebnisse der Protagonistin stellvertretend für zahlreiche Hausfrauen stehen, die sich in den 1960ern als Prostituierte etwas hinzuverdienen. Juliette tut dies aber nicht aus einer Not heraus, sondern weil sie es will. Es ist ein Mittel zum Zweck, um sich andere Wünsche erfüllen zu können. Da geht es nicht um Elend und Not. Vielmehr wird die Figur zu einem Symbol für den Kapitalismus und wie sich die Menschen für bloße Objekte und Statussymbole selbst verkaufen.

Essay und Zeitdokument

Alleine aus diesem Thema hätte man einen Film machen können. Godard, der hier auch das Drehbuch schrieb, nutzt diesen Aufhänger jedoch, um sehr viel mehr über die Gesellschaft insgesamt zu sagen. So baut er zusätzlich zu den gespielten Szenen auch reale Aufnahmen ein, welche viele Aspekte aus dem damaligen Leben einbauen. Da geht es um Studentenproteste, den Vietnamkrieg und das Verhältnis der Menschen zum Staat. Einiges davon geschieht im Kontext der Geschichte. Vieles wird in Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß aber auch als Voiceover angesprochen. Genauer legt der Regisseur seine geflüsterten Gedanken über das Geschehen, kommentiert auf diese Weise mehr, als dass er erzählt. Und das ist nicht der einzige Aspekt, der die Illusion eines Spielfilms aufbricht. Hinzu kommen direkte Ansprachen an das Publikum.

Statt eines Sozialdramas erwartet einen hier also ein Essay, der die Mittel des Films nutzt, um ganz Grundsätzliches anzusprechen. Wer Filme schaut, um unterhalten zu werden, ist deshalb völlig falsch. Godard geht es um einen Diskurs, will seine Überlegungen teilen und andere mit diesen konfrontieren. Einiges davon ist heute so aktuell wie vor mittlerweile über 50 Jahren. Andere sind Erinnerungen an das, was die Menschen damals beschäftigte. Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß ist auf diese Weise gleichermaßen Zeitdokument wie Denkanstoß, eine kunstvoll-experimentelle Collage, die auf eine herkömmliche Narration verzichtet und stattdessen etwas Größeres anstrebt. Das hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren, ist Einladung und Herausforderung zugleich.

Credits

OT: „2 ou 3 choses que je sais d’elle“
Land: Frankreich
Jahr: 1967
Regie: Jean-Luc Godard
Drehbuch: Jean-Luc Godard
Musik: Ludwig van Beethoven
Kamera: Raoul Coutard
Besetzung: Marina Vlady, Anny Duperey, Christophe Bourseiller, Raoul Lévy, Roger Montsoret, Jean Narboni

Bilder

Trailer

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Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß
fazit
„Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß“ ist weniger narratives Werk als vielmehr experimenteller Essay. Wenn wir hier einen Tag lang einer Hausfrau in den 1960ern folgen, die sich als Prostituierte etwas hinzuverdient, werden zahlreiche Themen angeschnitten, verschwimmen die Grenzen zwischen Gedanken und Geschichte, zwischen universellen Überlegungen und Zeitporträt.
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