Wenn es darum geht, andere Menschen zu töten, macht Morgan (Henry Golding) so leicht niemand etwas vor. Zahlreiche Leute hat er bereits liquidiert, im Auftrag seines Vermittlers Caldwell (Sam Neill). Dabei ist ihm wichtig, dass er damit nur die richtigen trifft, Verbrecher und korrupte Personen stehen auf seiner Liste. Doch selbst damit soll Schluss sein, er möchte ein ruhiges und normales Leben an der Seite seiner Freundin Sophie (Daniela Melchoir) führen, die nichts von seiner mörderischen Tätigkeit weiß. Einen letzten Auftrag will er noch annehmen. Genauer handelt es sich sogar um sechs Aufträge, die zusammenhängen und die er nach und nach erfüllen soll. Dabei macht er bald die beunruhigende Entdeckung, dass diese sechs – darunter auch die mysteriöse Falk (Noomi Rapace) – gleichzeitig Jagd auf ihn und einander machen. Doch was und wer steckt hinter dieser Geschichte?
Sieben Killer und Killerinnen sollt ihr sein
Wenn in Filmen Kriminelle noch einen letzten Coup durchziehen wollen oder einen letzten Auftrag annehmen, bevor sie das alles hinter sich lassen, dann weiß das Publikum schon: Das klappt nicht. Irgendwelche Probleme müssen dabei auftreten, sonst gäbe es keine Geschichte zu erzählen – und damit keinen Film. Besteht die Spezialität der Figuren in Auftragsmorden, gilt das sowieso. Wer sich in diesem Segment die Brötchen verdient, muss damit rechnen, selbst zur Zielscheibe zu werden. Insofern dürfte es niemanden überraschen, wenn der Protagonist in Assassin Club auf einmal um sein Leben kämpfen muss, anstatt „nur“ anderen ihres zu nehmen. So ein Ruhestand will schließlich verdient sein, vor allem wenn man den so weit vor dem üblichen Rentenalter anstrebt.
Meistens bedeutet das jedoch, dass die aussteigende Figur von einer anderen gejagt wird. Hier sind es hingegen gleich eine ganze Reihe, genauer sieben Stück, die sich gegenseitig auszulöschen versuchen. Auch das ist nicht ganz neu. In Bullet Train versammelten sich lauter Kriminelle in einem Schnellzug, alle mit einer eigenen Agenda und meist sich widersprechenden Interessen. Assassin Club hätte da durchaus Potenzial gehabt. Wenn sieben Menschen, deren Lebensunterhalt im Töten besteht, sich gegenseitig ausschalten sollen, dann freut man sich als Zuschauer bzw. Zuschauerin bereits auf jede Menge brenzlige Situationen. Ist gespannt, auf welche Weise die sieben einander zu töten gedenken – und in welchen Situationen sie zuschlagen mögen. Bei John Wick: Kapitel 4 ging es kürzlich ähnlich zu, wenn die ganze Unterwelt Jagd auf einen einzelnen macht.
Wo ist die Action?
Umso ernüchternder ist das Ergebnis. Das fängt schon damit an, dass die sieben kaum ausgenutzt werden. Der Fokus liegt sehr stark auf Morgan, der als „guter“ Killer verkauft werden und damit Identifikationsfigur sein soll. Ob so etwas wie moralisches Töten möglich ist, darüber lässt sich streiten. Man macht es sich da schon recht einfach. Es führt aber vor allem dazu, dass die anderen sechs in Assassin Club ziemlich kurzkommen. Lediglich Falk wird noch als zweite Hauptfigur etabliert, wird dabei aber so überzogen gezeichnet und auch von Noomi Rapace gespielt, dass man das nicht ernstnehmen kann. Wäre der Film dabei wenigstens konsequent und würde die humoristische Richtung einschlagen, wie es seinerzeit Mörder GmbH getan hatte. Damals wurde der Chef einer Killeragentur zur Zielscheibe der eigenen Killer.
Aber Assassin Club nimmt sich ernst, will richtige Spannung und keine Komik. Auch das ist natürlich möglich, ist sogar die naheliegendere Variante. Regisseur Camille Delamarre (The Transporter Refueled, Brick Mansions) scheitert aber an dem Versuch. Statt Nervenkitzel ist Langeweile angesagt. Nicht nur, dass sehr selten etwas geschieht, die Leute viel zu viel reden, anstatt mal zur Sache zu gehen. Selbst wenn dann mal richtig gekämpft wird, bleibt die Spannungskurve auf einem zu niedrigen Niveau. Für einen Film, der von den besten der besten erzählen möchte, wahren Meistern und Meisterinnen des Killerfachs, ist das einfach zu wenig. Das Szenario und das prominente Ensemble wurde an einen öden Actionthriller vergeudet, der sein Potenzial so gut wie nie ausschöpft.
OT: „Assassin Club“
Land: USA, Italien
Jahr: 2023
Regie: Camille Delamarre
Drehbuch: Thomas Dunn
Musik: Alexandre Azaria
Kamera: Matthew Chuang
Besetzung: Henry Golding, Daniela Melchior, Sam Neill, Noomi Rapace, Jimmy Jean-Louis, Anastasia Doaga
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