In den USA der 1930er Jahre will der junge Howard Hughes (Leonardo DiCaprio) sich einen Namen als Regisseur sowie als Flugzeugingenieur machen, auch ohne die Unterstützung seiner reichen Eltern. Im Jahre 1927 ergibt sich für ihn mit dem Projekt Hell‘s Angels, einem Film über Piloten in der US-Armee deswegen einen Traum, der seine beiden Leidenschaften miteinander verbindet. Nicht nur macht er durch das Projekt, was schon bald zu einem der teuersten der ganzen Filmindustrie wird, Bekanntschaft mit Noah Dietrich (John C. Reilly), der sein Buchhalter wird, sondern zudem mit der Schauspielerin Katherine Hepburn (Cate Blanchett), mit der er eine Affäre beginnt. Die beiden verbindet zugleich die Leidenschaft fürs Fliegen, die Hughes in ihr weckt und die in seinem Leben eine noch größere Rolle einnehmen soll.
Bereits während der Produktion von Hell‘s Angels plante er das Design für neue Flugzeuge, die der Armee helfen könnten, größere Truppenverbände wie auch militärisches Gerät zu transportieren. Zudem arbeitet er mit seinem Team aus Ingenieuren und Handwerkern an einem Spionageflugzeug, alles kofinanziert von der Armee. Durch seinen Erfindungsgeist und die Idee, seine Technologie auch für zivile Zwecke einzusetzen, macht sich Hughes aber auch mächtige Feinde, wie den Vorstand von Pan Am, Juan Trippe (Alec Baldwin), der bislang ein Monopol auf den zivilen Transkontinentalflug hatte und darauf seine Macht wie auch seinen Reichtum fundiert. Durch seine Verbindungen in die Politik versucht er Hughes zu stoppen, seinen Ruf zu beschmutzen und seinen Willen durchzusetzen.
Aufgrund seiner Taten, Erfindungen und Filme rückt Hughes immer mehr ins Schweinwerferlicht der Medien, die ihn und seine zahlreichen Affären ebenso beobachten wie auch seinen anderen Eskapaden und Kauzigkeiten, die teils seinem zwangsneurotischen Verhalten geschuldet sind, was er seit seiner Kindheit hat. Immer mehr gelingt es Trippe und seinen Kontakten zur Presse und in die Politik, Hughes Ruf zu beschmutzen und ihn als Kriegsprofiteur darzustellen, was Hughes dazu verleitet, sich immer mehr zurückzuziehen und sich in seine eigenen Wahnvorstellungen zu begeben.
Ein Mann und viele Legenden
Um kaum eine andere Persönlichkeit der Filmgeschichte ranken sich so viele Legenden wie um Howard Hughes, der nicht nur als Produzent von Scarface und Geächtet bekannt ist, sondern auch wegen seiner Arbeit als Ingenieur von Flugzeugen, für die er weder Kosten noch Mühen scheute. Darüber hinaus war er wegen seines seltsamen Verhaltens, welches insbesondere die Klatschpresse ausschlachtete, bekannt, was ihn gleichsam zum Stoff von Mythen wie auch düsteren Legenden. Nach vielen Anläufen gelang Regisseur Martin Scorsese schließlich mit Aviator, basierend auf dem Sachbuch Howard Hughes: The Secret Life von Charles Higham, ein Film über den exzentrischen Milliardär, Unternehmer und Visionär.
Es ist eine Schlüsselszene, die ganz zu Anfang am Film steht und der wir den jungen Howard sehen, wie er von seiner Mutter gebadet wird, während sie ihn eingehend von Seuchen, Keimen und Viren warnt, die ihn jederzeit befallen und krank machen können. „Du bis nicht sicher“, ist die Aussage, die sie ihrem Sohn mit auf den Weg gibt und die in vielerlei Hinsicht sein weiteres Leben bestimmen soll. Scorseses Inszenierung und John Logans Drehbuch sehen Hughes als einen Getriebenen, der sich von seinen Eltern emanzipieren will und auf eigenen Füßen stehen will. Er will nicht länger „Howard“, sondern „Mr. Hughes“ genannt werden, wie einmal sagt. Somit ist es nicht einfach die Passion, die ihn antreibt, denn zugleich steht dieser Hughes in mehr als nur einer Hinsicht außerhalb des Establishments.
„Wir sind nicht so wie die anderen“, sagt die von Cate Blanchett gespielte Katherine Hepburn zu ihm in einer Szene, die einzige Person, die zum ihm emotional durchdringt, doch letztlich von Hughes Dämonen und seinem Pioniergeist ebenfalls in den Hintergrund gedrängt wird. In Aviator geht es nicht einfach um jenen verschrobenen Mann, der sich über Tage in einem Vorführraum einsperrt und dessen Nägel immer länger wachsen, denn zugleich ist Hughes einer, der vorangeht, seiner Zeit voraus ist und gleichwohl ein Produkt von ihr ist.
Zeitalter der Pioniere und der Paranoia
Nach Gangs of New York markiert Aviator die zweite Kollaboration von Darsteller Leonardo DiCaprio und Martin Scorsese. Es ist abermals eine Rolle, in welcher der Schauspieler vor Herausforderungen gestellt wird und die ihn deutlich von seinen Charakteren, die er noch in den 1990ern spielte, abhebt. Zugleich ist es ein riskanter Balanceakt, einen Menschen wie Hughes nicht zu jenem Freak zu machen, zu dem ihn die Presse seinerzeit gemacht hat, sondern dessen Pioniergeist in den Vordergrund zu stellen. DiCaprio findet diesen Zugang durch eine furchtlose Darstellung – eine von vielen unter der Regie Scorseses – und einem Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz, die das Rätsel um Hughes ebenso bewahrt sowie ihn in manchen Moment nahbar macht. Neben ihm überzeugt vor allem Cate Blanchett als einer der vielen Personen in Hughes Leben, doch eine der wenigen, die, wie bereits gesagt, etwas näher an ihn herankam als andere.
Ähnlich atemlos wie Hughes von einem Projekt zum nächsten hetzt, gestaltet sich auch der Film an sich, wobei Thelma Schoonmakers Schnitt bisweilen an ihre Arbeit an Casino oder GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia erinnert. Es ist ein Leben auf der Überholspur, was hier erzählt wird, doch ebenso eines, das den Pioniergeist der 1920er Jahre und deren Glamour ebenso widerspiegelt wie später die wachsenden Paranoia der McCarthy-Zeit.
OT: „The Aviator“
Land: USA
Jahr: 2004
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: John Logan
Musik: Howard Shore
Kamera: Robert Richardson
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Cate Blanchett, Kate Beckinsale, John C. Reilly, Alec Baldwin, Alan Alda, Jude Law
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 2005 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Regie | Martin Scorsese | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller | Leonardo DiCaprio | Nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Alan Alda | Nominiert | ||
Beste Nebendarstellerin | Cate Blanchett | Sieg | ||
Bestes Original-Drehbuch | John Logan | Nominiert | ||
Beste Kamera | Robert Richardson | Sieg | ||
Bester Schnitt | Thelma Schoonmaker | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | Dante Ferretti, Francesca Lo Schiavo | Sieg | ||
Beste Kostüme | Sandy Powell | Sieg | ||
Beste Tonmischung | Tom Fleischman, Petur Hliddal | Nominiert | ||
BAFTA | 2005 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | Martin Scorsese | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller | Leonardo DiCaprio | Nominiert | ||
Bester Nebendarsteller | Alan Alda | Nominiert | ||
Beste Nebendarstellerin | Cate Blanchett | Sieg | ||
Bestes Original-Drehbuch | John Logan | Nominiert | ||
Beste Musik | Howard Shore | Nominiert | ||
Beste Kamera | Robert Richardson | Nominiert | ||
Bester Schnitt | Thelma Schoonmaker | Nominiert | ||
Bestes Szenenbild | Dante Ferretti | Sieg | ||
Beste Kostüme | Sandy Powell | Nominiert | ||
Bester Ton | Philip Stockton, Eugene Gearty, Petur Hliddal, Tom Fleischman | Nominiert | ||
Beste Spezialeffekte | Robert Legato, Peter G. Travers, Matthew Gratzner, R. Bruce Steinheimer | Nominiert | ||
Bestes Make-up/Haare | Morag Ross, Kathryn Blondell, Sian Grigg | Sieg | ||
Golden Globes | 2005 | Bester Film (Drama) | Sieg | |
Beste Regie | Martin Scorsese | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller (Drama) | Leonardo DiCaprio | Sieg | ||
Beste Nebendarstellerin | Cate Blanchett | Nominiert | ||
Bestes Drehbuch | John Logan | Nominiert | ||
Beste Musik | Howard Shore | Sieg |
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