Nach einigen Anlaufschwierigkeiten hat sich der deutsche Auswanderer Matthias „Matti“ Adler (Henning Baum) mit seiner Kneipe Bieradler auf Mallorca etablieren können. Mehr noch, es läuft so gut, dass er am liebsten expandieren würde. Doch der Platz ist begrenzt und damit auch die Möglichkeiten. Zumal da auch noch Manuel Díaz (David Lifschitz) ist, der inzwischen von allen Kneipen- und Cafébesitzern an der Playa de Palma Schutzgeld einfordert. Während Matti noch mit sich ringt, wie er mit der Situation umgehen soll, droht auch privat mächtiger Ärger. Schon seit einer Weile ist die Ehe mit Sylvie (Heike Makatsch) nicht mehr sehr glücklich. Daran hat auch seine ehemalige Kellnerin Bianca Bärwald (Pia-Micaela Barucki) ihren Anteil, mit der er eine Affäre hat. Doch das Versteckspiel wird immer schwieriger, das Geheimnis droht immer wieder ans Tageslicht zu kommen …
Weniger Zeitporträt und Aufbruchsstimmung
Auch wenn Mallorca ohne Zweifel eine sehr reizvolle Insel ist, die gerade auch von Naturliebenden besucht wird: Berühmt ist sie dann doch vor allem für die Partymeile mit ihren täglichen Saufexzessen. Als bekannt wurde, dass RTL an einer Serie über einen deutschen Auswanderer arbeitete, der an der Playa de Palma eine Kneipe eröffnet, durfte man daher die schlimmsten Befürchtungen haben. Das ließ eine derbe Komödie im Stil von Pura Vida Ibiza erwarten, nur eben als Serienformat. Doch das Ergebnis war überraschend unterhaltsam. Der König von Palma verband ein stimmiges Zeitporträt der frühen 1990er mit einem Drama rund um eine Familie, die in der Fremde etwas aufbauen möchte und dabei regelmäßig an die eigenen Grenzen stößt.
Etwas mehr als ein Jahr später liegt nun die zweite Staffel vor und hält sich prinzipiell eng an das Rezept der Vorgängerin. Ein paar Verschiebungen gibt es aber schon. So wurde das mit dem Zeitporträt reduziert. An einer Stelle wird mal über die Band Nirvana gesprochen, zwischendurch hört man Drive von R.E.M., der Sohn spielt am Gameboy. Das war es aber auch schon mehr oder weniger. Man weiß bei Der König von Palma tatsächlich über weite Strecken gar nicht mehr, wann die Geschichte eigentlich spielen soll. Die Pressenotiz spricht zwar von 1992. Es hätten aber auch problemlos zehn Jahre später sein können, ohne dass dies jemandem aufgefallen wäre. Auch das spannende Szenario, was es heißt, ein Geschäft in einem fremden Land aufzubauen, kommt kaum mehr zum Tragen. Das ist inzwischen so sehr etabliert, dass es gar nicht mehr thematisiert wird.
Zwischen Familiendrama und Krimi
Also werden zwei andere Punkte stärker fokussiert. Das eine ist die Ehekrise, wenn die Adlers immer mehr auseinanderbrechen. Das andere sind die Krimielemente. Letztere wurden schon in der ersten Staffel eingeführt, wurden aber erst im weiteren Verlauf prominenter. Bei der zweiten Staffel sind diese von Anfang an deutlich wichtiger geworden. Der König von Palma lässt diesen Handlungsstrang immer weiter eskalieren, bis hin zu einem hitzigen Höhepunkt. Mit einer Auswanderungsgeschichte hat das so nicht mehr viel zu tun. Urlaubsgefühl und Nostalgie kommt inmitten dieser Schlacht auch kaum auf. Aber es ist schon unterhaltsam, eine unerwartete Genremischung vor einer stimmungsvollen Kulisse.
Was jedoch ein wenig fehlt, ist das Gefühl, dass sich wirklich etwas entwickelt. Auch wenn die Geschichte diese besagte Eskalation durchmacht, hat man nach den sechs Folgen nicht wirklich den Eindruck, sonderlich weit gekommen zu sein. Der König von Palma tritt da schon ziemlich auf der Stelle, zumindest im Vergleich zur ersten Staffel. Wer diese mochte, schaut natürlich trotzdem rein. Sie ist aufgrund ihrer Kürze – die Episoden sind jeweils 40 bis 45 Minuten lang – zudem recht schnell angeschaut. Wenn es zu einer dritten Staffel kommen sollte, was angesichts des offenen Endes zu erwarten ist, darf man sich aber ruhig ein paar Gedanken mehr machen, wie sich das Szenario vorantreiben lässt.
OT: „Der König von Palma“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Florian Gottschick, Isabell Šuba
Drehbuch: Veronica Priefer, Yves Hensel, Viktoria Assenov, Antoine Dengler, Janosch Kosack, Tillmann Roth
Musik: Martin Rott
Kamera: Lukas Steinbach, Moritz Virmond
Besetzung: Henning Baum, Heike Makatsch, Pia-Micaela Barucki, André M. Hennicke, Irene Rindje, David Lifschitz, Lea Selinger, Milo Eisenblätter
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