USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die beiden Schwestern Celie (Desreta Jackson) und Nettie (Akosua Busia) wachsen bei ihrem Vater (Leonard Jackson) auf einer Baumwollplantage im Süden des Landes auf. Das Leben ist hart, der Vater misshandelt sie immer wieder. Mehrfach hat er Celie vergewaltigt und die in Folge geborenen Kinder weggegeben. Später hat er genug von ihr und verheiratet sie mit dem Witwer Albert Johnson (Danny Glover). Doch das Unglück geht weiter: Sowohl ihr neuer Ehemann wie auch dessen Kinder aus erster Ehe setzen die Tortur fort. Jahre später hat sich Celie (Whoopi Goldberg) mit ihrem Schicksal abgefunden, aus ihr ist eine unterwürfige Frau geworden. Doch dann macht sie die Bekanntschaft von Sofia (Oprah Winfrey), die Alberts Sohn Harpo (Willard Pugh) heiratet. Und die hat nicht vor, sich von den Männern des Hauses unterdrücken zu lassen …
Ein riskanter Ausflug ins Drama
Dass Steven Spielberg hervorragende Dramen drehen kann, das würde heute niemand mehr in Frage stellen. Viele Male hat er das bewiesen, zuletzt mit seinem autobiografisch geprägten Spätwerk Die Fabelmans. In den 1980ern sah das noch anders aus. Damals war er durch eine Reihe von Blockbustern, darunter Der weiße Hai und E.T. – Der Außerirdische, zu einem der bedeutendsten Regisseure avanciert. Doch so erfolgreich und gut diese Filme ohne jeden Zweifel waren, handelte es sich bei diesen „nur“ um Unterhaltungskino. Entsprechend war die Skepsis groß, als 1985 Die Farbe Lila herauskam. Der Meister des Massenbespaßung und ein Film über eine misshandelte Ehefrau? Das war keine sehr naheliegende Kombination. Aber das Ergebnis überzeugte. Zwar lagen die Einnahmen klar unter den vorangegangenen Werken von Spielberg, waren für sich genommen aber sehr gut. Auch die Kritiken waren sehr positiv, gleich elf Mal war der Film für einen Oscar nominiert.
Tatsächlich ist die Adaption des preisgekrönten Romans The Color Purple von Alice Walker noch immer sehenswert. Das liegt auch an der schauspielerischen Leistung, was im Nachhinein ebenfalls keine Selbstverständlichkeit war. So war Whoopi Goldberg damals bereits mehrfach auf Bühnen aufgetreten. Vor der Kamera stand sie zuvor aber nur einmal, bei dem avantgardistischen Citizen: I’m Not Losing My Mind, I’m Giving It Away. Noch bevor sie zu einer sehr erfolgreichen Komödiantin wurde, sei als im Fernsehen, mit Stand-up-Programmen oder auch in Filmen wie Sister Act – Eine himmlische Karriere bewies sie hier, dass sie eine sehr gute Charakterdarstellerin sein kann. In Die Farbe Lila verkörpert sie eine Frau, die durch jahrelange Misshandlung gelernt hat sich zu unterwerfen. Erst durch andere Frauen, die in ihr Leben treten, lernt Celia, wieder zu sich selbst zu stehen.
Hart, aber aufmunternd
Obwohl die Geschichte vor mehr als hundert Jahren spielt, ist sie von einer erschreckenden Aktualität. Gerade vor dem Hintergrund von #MeToo und einem stärker werdenden Bewusstsein für die Misshandlung von Frauen hat Die Farbe Lila einiges zu erzählen. Wobei das hier natürlich noch einmal ganz andere Formen annimmt. Vom Vater vergewaltigt werden? Zwangsheirat? Das ist schon richtig harter Tobak. Dabei ist das Drama keines dieser Werke, die sich an dem Unglück anderer weiden und dabei richtig voyeuristisch werden. Im Mittelpunkt steht nicht das erlittene Leid, sondern wie die Protagonistin lernt, wieder zu sich selbst zu finden. Verbunden ist das mit einem Gemeinschaftsgefühl unter Frauen, die sich gegenseitig Halt geben.
Es ist dann auch dieses aufmunternde Element, welches den Film zu einem typischen Spielberg macht. Es zeigt sich darin auch sein Hang zur Sentimentalität, die immer mal wieder in seinen Werken zu beobachten ist. Da wäre mehr Zurückhaltung schön gewesen. Gleiches gilt für die Musik von Altmeister Quincy Jones, der hier schon ziemlich dick aufträgt. Wen das nicht stört, findet mit Die Farbe Lila ein bis heute sehenswertes Drama. Man fühlt hier mit den Frauen, die von früh auf so unter Gewalt und Unterdrückung zu leiden haben, freut sich über kleine Momente des Glücks. Und natürlich auch darüber, wenn es ihnen gelingt, sich von all dem zu lösen, sich ihr Leben und ihre Selbstachtung zurückzuholen.
OT: „The Color Purple“
Land: USA
Jahr: 1985
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Menno Meyjes
Vorlage: Alice Walker
Musik: Quincy Jones
Kamera: Allen Daviau
Besetzung: Whoopi Goldberg, Danny Glover, Margaret Avery, Oprah Winfrey, Willard Pugh, Akosua Busia, Desreta Jackson, Leonard Jackson
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1986 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Hauptdarstellerin | Whoopi Goldberg | Nominiert | ||
Beste Nebendarstellerin | Margaret Avery | Nominiert | ||
Beste Nebendarstellerin | Oprah Winfrey | Nominiert | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Menno Meyjes | Nominiert | ||
Beste Kamera | Allen Daviau | Nominiert | ||
Bestes Lied | Quincy Jones, Rod Temperton, Lionel Richie | Nominiert | ||
Beste Musik | Quincy Jones | Nominiert | ||
Bestes Szenenbild | J. Michael Riva, Bo Welch, Linda DeScenna | Nominiert | ||
Beste Kostüme | Aggie Guerard Rodgers | Nominiert | ||
Bestes Make-up | Ken Chase | Nominiert | ||
BAFTA | 1986 | Bestes adaptiertes Drehbuch | Menno Meyjes | Nominiert |
Golden Globes | 1986 | Bester Film (Drama) | Nominiert | |
Beste Regie | Steven Spielberg | Nominiert | ||
Beste Hauptdarstellerin (Drama) | Whoopi Goldberg | Sieg | ||
Beste Nebendarstellerin | Oprah Winfrey | Nominiert | ||
Beste Musik | Quincy Jones | Nominiert |
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