Ein starkes Team: Scharfe Schnitte

Der Schock ist groß, als Charly Köster (Björn von der Wellen) mit dem Pfeil einer Armbrust in seiner Brust aufgefunden wird. Wer hat nur den Inhaber eines exklusiven Friseursalons getötet? Und aus welchem Grund? Als Otto Garber (Florian Martens), Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) und Sebastian Klöckner (Matthi Faust) die Ermittlungen aufnehmen, führt eine erste Spur zu Benno Rohde (Harald Schrott). Schließlich war dieser der Geschäftspartner des Toten und dürfte das eigentliche Ziel für den Mordanschlag gewesen sein. Das macht die Sache aber nicht einfacher. Könnte der Mord mit den Geldsorgen von Rohde zu tun haben? Und welche Rolle spielte Kai Franke (Vladimir Burlakov), ein ehemaliger Kompagnon, von dem er sich im Streit getrennt hat?

Haare schneiden und Mörder suchen

Wenn eine Krimireihe so erfolgreich läuft wie Ein starkes Team ist das prinzipiell für die Beteiligten eine erfreuliche Sache. Das bringt allerdings auch das Problem mit sich, ständig neue Geschichten, Szenarien und Settings finden zu müssen – was bei inzwischen mehr als 90 Filmen keine leichte Aufgabe ist. Tatsächlich ließen die Teile zuletzt ein wenig zu wünschen übrig, so etwa beim aktuellsten Film Kurierfahrt in den Tod, der schon sehr gewollt, aber nicht unbedingt gekonnt war. Besser sieht es bei Scharfe Schnitte aus, das bereits einige Jahre zuvor ausgestrahlt wurde. Immerhin spielt sich der Fall in einem Milieu ab, das eher selten in Krimis behandelt wird, obwohl dort tagtäglich die unterschiedlichsten Leute zusammenkommen: das der Friseure und Friseurinnen.

Wie dankbar dieses Setting ist, bewies kürzlich Medusa Deluxe. Auch dort geht es darum, einen Todesfall aufzuklären, geschehen während eines Frisurenwettbewerbs. Doch während der britische Film eine Reihe inszenatorischer wie inhaltlicher Besonderheiten aufwies – etwa der Verzicht auf sichtbare (Film-)Schnitte oder eine ermittelnde Hauptfigur –, da ist Ein starkes Team: Scharfe Schnitte letztendlich doch ein ziemlich gewöhnlicher Krimi. Da wird nicht versucht, etwas an der 1994 eingeführten Formel ändern zu wollen oder irgendwelche Wagnisse einzugehen. Das Publikum soll das bekommen, was es seither mehrfach jährlich bekommt. Das Ergebnis ist ein klassischer Krimi mit bewährten Elementen und bekannten Gesichtern, der innerhalb der Reihe kaum herausragt.

Entgleisung ohne bleibenden Eindruck

Für Fans ist das nicht unbedingt eine schlechte Nachricht. Man kann sich hier ruhig zurücklehnen, darüber nachgrübeln, wer denn nun den tödlichen Armbrustpfeil abgeschossen hat – und aus welchem Grund. Nach 90 Minuten ist der Spuk vorbei, die Welt wieder in Ordnung, ohne dass sich wirklich etwas getan hätte. Das Thema Frisuren bzw. Haare kommt dabei zwar immer mal wieder auf: Sowohl das Opfer wie auch die Verdächtigen kommen aus dem Umfeld. Außerdem darf Sputnik (Jaecki Schwarz) seinen Running Gag, dass er jede Folge eine neue Geschäftsidee verfolgt, ebenfalls auf diesen Bereich verlegen. Er schnippelt einfach auch. Nur dass seine Haarschnitte einfallslos sind, so wie Ein starkes Team: Scharfe Schnitte insgesamt nicht unbedingt ein kreatives Feuerwerk darstellt.

Das soll aber nicht bedeuten, dass alles komplett erwartbar wäre. So eskaliert die Geschichte gegen Ende hin mehrfach. Nicht nur, dass auf einmal ein völlig neues Thema aufgemacht wird, das nichts mit dem Friseurbetrieb zu tun hat. Die Auflösung ist zudem ziemlich absurd, wird dabei aber leider nicht humoristisch genutzt. Offensichtlich meinte der genreerfahrene Drehbuchautor Leo P. Ard diese Entgleisung tatsächlich ernst. Insgesamt kann man sich Ein starkes Team: Scharfe Schnitte schon anschauen, wirklich etwas falsch macht der Krimi nicht. Größere Spannung sollte man jedoch auch nicht erwarten. Obwohl sich der Film später in eine Thrillerrichtung weiterentwickelt und noch einmal Brisanz einbringen will, dümpelt das eher ein bisschen vor sich hin.