Die Hoffnung ist groß bei dem Wissenschaftler Ethan Blake (Victor Dobronravov) und seinem Bruder Jacob (Egor Koreshkov), als sie sich an Bord eines hochmodernen Jets begeben. Der Testflug soll die Wirksamkeit einer neuen Energiequelle beweisen, welche das Potenzial hat, die Geschichte der Menschheit entscheidend zu verändern. So der Plan. Weniger geplant ist, dass die beiden auf einer unbekannten Insel notlanden müssen. Und das ist nur der Anfang eines Abenteuers, welches auf die zwei wartet. Denn da ist auch noch der mysteriöse Nebel, den sie auf der Insel vorfinden und in dem die Zeit aufgehoben scheint. Nun gilt es nicht nur, wieder heil von dem Ort davonfliegen zu können, sondern auch hinter das Geheimnis dieses Nebels zu kommen, der offensichtlich mit einem lange zurückliegenden Experiment zusammenhängt …
Gefangen im Nebel der Zeit
Unsere tägliche Zeitreise gib uns heute. Sie gehören fest zum Science-Fiction-Genre dazu: Geschichten über Menschen, welche die Gesetze der Chronologie aufheben und sich außerhalb der ihnen zugeschrieben Zeit aufhalten. Kürzlich kamen mit Indiana Jones und das Rad des Schicksals sowie The Flash gleich zwei Großproduktionen in die Kinos, bei denen Zeitreisen eine entscheidende Rolle spielen. Dahinter tummeln sich unzählige anderer Beispiele. Das Konzept ist aber auch zu verführerisch. Die Möglichkeiten sind schließlich endlos, reichen vom schnellen Besorgen der morgigen Lottozahlen bis zum Versuch, vergangene Kriege und eine drohende Weltzerstörung aufzuhalten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, ebenso wenig, was mit diesem Sprung angefangen werden kann. Klingt gut, bringt aber meist irgendwelche unvorhergesehenen Probleme mit sich. Logisch, ohne diese gäbe es keine Geschichte.
Bei Forgotten Experiment gibt es sogar eine ganze Menge Probleme, schließlich wird da nicht nur eine Zeit gegen eine andere getauscht. Die Zeiten finden mehr oder weniger gleichzeitig statt, wie zwei Brüder feststellen müssen, als sie auf einer unbekannten Insel notlanden. Genauer finden sie dort einen Nebel vor, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft koexistieren. Das klingt verwirrend. Ist es auch: Man braucht zu Beginn schon ein wenig, um dieses Konzept zu verinnerlichen. Anstatt eine geradlinige Reise zu starten, wie man sie in diesem Segment normalerweise vorfindet, befindet sich das Publikum gleich mehrfach in einem Nebel – einem tatsächlichen und einem inhaltlichen. Aber das muss ja nicht verkehrt sein, etwas Verwirrung ist anfangs sogar oft ganz nett, da darf dann selbst ausgiebige gerätselt werden.
Die Suche nach Sinn und Spannung
Anfangs ergibt das hier eine ganz reizvolle Mystery-Atmosphäre, wenn die Brüder stellvertretend für das Publikum herauszufinden versuchen, was das alles denn soll. Verwirrung sollte aber nach Möglichkeit kein Selbstzweck sein, sondern lieber Teil eines Konzepts. Und eben da wird es hier schwierig: Regisseur Aleksandr Boguslavskiy (Rebellion der Magier, Beyond Reality – Das Casino der Magier) und die fünf (!) anderen, die an dem Drehbuch gewerkelt haben, haben alles Mögliche zusammengeworfen. Und das Unmögliche gleich hinterher, auch da sind die Grenzen fließend. Dass das irgendwie mit einem geheimnisvollen Experiment zusammenhängt, ist kein Geheimnis. Das verrät der Titel Forgotten Experiment vorab. Doch die Antworten, die im Laufe der Zeit kommen, sorgen nicht für mehr Verständnis, sondern noch mehr Verwirrung, etwas Frust – und Langeweile.
Das liegt auch an der wenig aufregenden Handlung. Viel Action gibt es nicht, selbst wenn das bei dem Film vollmundig behauptet wird. Wohl auch des überschaubaren Budgets wegen sind die Szenen kurz oder werden vom Nebel verschluckt. Wobei es schon einige sehenswerte Abschnitte gibt, gerade auch wenn der Film eine traumartige Note bekommt. Weniger traumhaft ist der verkrampfte Versuch, noch irgendwie eine Romanze auf die Insel zu schmuggeln. Umso mehr, da das vorherrschende Gefühl eher eines der Konfusion sein dürfte, die Geschichte ist schon reichlich wirr. Die völlig missglückte englische „Original“-Synchro des russischen Films macht es auch nicht unbedingt leichter, sich in diesem visuellen wie inhaltlichen Nebel zurechtzufinden. Forgotten Experiment ist ein Film, den das Publikum getrost selbst vergessen darf.
OT: „Skvoz vremya“
Land: Russland
Jahr: 2023
Regie: Aleksandr Boguslavskiy
Drehbuch: Aleksandr Boguslavskiy, Ilya Ipatov, Sergey Kaluzhanov, Aleksandra Primachenko, Aleksey Slushchev, Dmitriy Zhigalov
Musik: Ruslan Lepatov, Ryan Otter
Kamera: Anatoliy Simchenko, Kirill Zotkin
Besetzung: Victor Dobronravov, Sonia Priss, Valeriya Shkirando, Egor Beroev, Egor Koreshkov
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