Futurama
© 20th Century Fox
Futurama
„Futurama“ // Deutschland-Start: 12. April 2013 (DVD)

Inhalt/Kritik

Den Silvesterabend verbringen die meisten Menschen damit, sich feiernd auf das neue Jahr vorzubereiten. Das tun sie natürlich auch in New York. Der dort ansässige Pizzabote Philip J. Fry (Stimme: Billy West) allerdings muss arbeiten – schließlich haben manche Leute auch zu später Stunde noch Hunger. An der angegebenen Adresse angekommen, merkt er jedoch, dass es sich bei der Bestellung nur um einen Streich gehandelt hat. Damit nicht genug: Ehe er sich’s versieht, wird er dank seiner Ungeschicklichkeit auch noch kryogenisch eingefroren. Exakt 1000 Jahre später wacht er wieder auf, in Neu New York an der Schwelle zum vierten Jahrtausend. Freunde und Familie gibt es natürlich nicht mehr – wobei, einen Verwandten hat die Stadt doch noch zu bieten. Prof. Hubert J. Farnsworth (Stimme: ebenfalls West) ist über hundert Jahre alt, aber dennoch der Ur-Ur-Ur-…-Ur-Neffe des deutlich jüngeren Quasi-Zeitreisenden. Gemeinsam mit seinen neuen Bekanntschaften, der einäugigen Außerirdischen Leela (Stimme: Katey Sagal) und dem Roboter Bender (Stimme: John DiMaggio) heuert Fry als Crew bei Planet Express an, dem interstellaren Lieferservice seines indirekten Nachkommens. Doch die neue Welt hält viele Tücken für Fry bereit …

Eine Zukunftsserie mit umstrittener Zukunft

Ähnlich wie bei Didi – Der Untermieter spielt die Reihenfolge, in welcher die einzelnen Episoden von Futurama angeschaut werden, keine sonderlich große Rolle. Im größeren Kontext des überspannenden Handlungsbogen der gesamten Serie betrachtet natürlich schon, aber viele einzelne Episoden sind beliebig miteinander austauschbar. Das müssen sich auch die Verantwortlichen bei Disney+ gedacht haben, schließlich bietet der Mäuse-Streamingdienst zehn Staffeln der Serie an, während die elfte gegen Ende dieses Monats startet. Zum einen heißt das, dass wir in den nächsten Wochen mit der hier vorliegenden elf Kritiken haben, um uns der Serie zu widmen. Daher können wir uns zum Einstieg auch die Zeit für eine kleine historische Exkursion nehmen. Zum anderen, und damit soll der Geschichtsunterricht direkt beginnen, belegt es die verallgemeinerte Aussage der Austauschbarkeit.

Es lässt sich kaum über Futurama reden, ohne Die Simpsons zumindest zu erwähnen, wenn nicht gar immer wieder zum Vergleich heranzuziehen. Beide Serien wurden von Matt Groening erdacht. Nach zehn Staffeln zeigten sich bei Die Simpsons im Jahre 1999 zwar langsam erste Ermüdungserscheinungen, die Serie war aber immer noch eine kulturelle Institution. Der Sender Fox war daher mehr als offen für weiteres Material von Groening – nicht so sehr aus Interesse am Inhalt, sondern eher am damit einhergehenden Geldfluss. Gemeinsam mit David X. Cohen, welcher ebenfalls bei Die Simpsons mitgeschrieben hatte, legte er also Futurama vor. Der Sender bestellte eine Staffel, konnte mit dem Endprodukt aber nicht sonderlich viel anfangen und verlangte viele Änderungen – im Grunde wollte er so etwas wie Simpsons in Space. Die Beziehung zwischen Groening und Fox war und ist von Querelen geprägt, letzten Endes wurde Futurama nach fünf ausgestrahlten Staffeln (wobei die fünfte aus 16 nicht gezeigten Episoden der ersten vier Staffeln bestand) im Jahre 2003 abgesetzt. Es sollte nun klar geworden sein, dass die ganze Angelegenheit etwas kompliziert ist.

Welche Folge gehört wohin?

Im Jahre 2008 kehrte Futurama auf die heimischen Bildschirme zurück – allerdings nicht bei Fox, sondern in Form von vier Direct-to-DVD-Filmen. Die Streifen waren bereits so konzipiert, dass sie in 16 Folgen aufgesplittet werden konnten. Als sechste Staffel wurden diese später so auf Comedy Central ausgestrahlt. 2010 beziehungsweise 2012 ließ Comedy Central dann jeweils eine neue Produktionsstaffel auf die Welt los – welche allerdings jeweils in zwei Sendestaffeln unterteilt wurden. Während es also eigentlich sieben Staffeln und vier Filme gibt, gibt es nun also uneigentlich zehn Staffeln. Bald eben eine Staffel mehr – oder zwei, schließlich werden auch die kommenden Episoden in zwei Clustern ausgestrahlt. Da lässt sich leicht der Überblick verlieren, vor allem da die DVDs in Region 2 der Acht-Staffeln-Einteilung folgen, während Region 1 den angloamerikanischen Maßsystemen zum Trotz die Zahl zehn als Basis nimmt.

Probleme ergeben sich dadurch für eine inhaltliche Besprechung eher weniger – sofern alle Beteiligten über diese Einteilung Bescheid wissen. So manche Folge, die für viele Fans unzweifelhaft zur ersten Staffel gehört, findet sich nun eben woanders wieder – bei Disney+ besteht die erste Staffel aus den ersten neun von insgesamt eigentlich dreizehn Episoden. Das bringt uns zur Austauschbarkeit zurück. Auf lange Sicht gesehen entwickelt sich die Geschichte natürlich weiter, auch die Figuren machen die ein oder andere charakterliche Veränderung durch. Abgesehen von der ersten Episode, welche den Zuschauer gemeinsam mit Fry in die neue Welt einführt und somit zuerst gesichtet werden sollte, und der zweiten, in welcher die restlichen Mitarbeiter von Planet Express – Dr. Zoidberg (wiederum West), Hermes (Phil LaMarr) und Amy (Lauren Tom) – eingeführt werden, gibt es in der ersten Staffel kaum eine Episode, die einem bestimmten Sichtungsplan treu sein müsste. Die von Disney+ vorgebene Reihenfolge bietet sich aber durchaus an, und sei es nur aus Gründen der Bequemlichkeit.

Alles auf Anfang

Vom größeren Handlungsbogen abgesehen, besteht Futurama wie viele Serien ihrer Art aus „Status Quo“-Folgen. Am Ende einer Episode werden also quasi alle gemachten Änderungen wieder zurückgenommen. Manche eingeführten Elemente sind auch lediglich eine Art Sprungbrett, das als Setup dient und keine weitere Verwendung findet. Wenn Frys Traum beispielsweise von einem Werbeclip unterbrochen wird (da das in der Zukunft möglich und üblich ist), dient das lediglich als Stein, der die eigentliche Handlung der betreffenden Episode ins Rollen bringt. Diese angeblich gängige Methode kommt danach nie wieder zur Sprache. Der Einstieg führt dazu, dass Fry herausfindet, dass sein Guthaben von 97 Cent aus dem Jahr 1999 bei seiner Bank ihn mittlerweile zu einem Multimilliardär gemacht hat. Er verwendet das Geld, um sich mit überflüssigem Retro-Plunder einzudecken – Memorabilia des 20. Jahrhunderts also, mit denen er sein „Heimweh“ zu stillen sucht.

Am Ende der Episode ist das Geld natürlich auch komplett verprasst. Die Folge, in welcher Fry auf der Suche nach einem neuen Apartment ist, kann beinahe als neckisches Spiel mit der Status-Quo-Sache angesehen werden. Generell nutzt die Serie ihr futuristisches Setting als Rahmen für Parodie oder auch leiser, jedoch umso humorvollerer Kritik an kontemporären Zuständen. Humor ist sowieso die ganze große Stärke von Futurama. Die Serie hat nicht nur eine hohe Gagdichte, sondern vor allem eine hohe Trefferquote.

Mein Held, der Alki-Robo

Die meisten Figuren werden noch etwas Zeit zur Entfaltung benötigen, damit wir sie vollends wertzuschätzen wissen. Einige der noch wichtiger werdenden Nebencharaktere bekommen hier auch nur jeweils eine Einführungsepisode. Wer sich aber bereits in der ersten Staffel als klarer Favorit herauskristallisiert, ist Bender. Der mit Alkohol betriebene Roboter, der eigentlich gerne Countrysänger wäre (oder Koch, oder was auch immer die Story gerade für ihn vorsieht), ist so gut wie nie um einen derben Spruch verlegen. Damit ist es auch mit Leichtigkeit er, der die meisten zitierwürdigen Sätze der Serie von sich gibt. Fry selbst ist zwar noch etwas unausgegoren, das heißt aber nicht, dass er sich nicht auch bestens zitieren ließe.

Analog zu den von Bart Simpson an die Tafel geschriebenen Sätzen bei Die Simpsons gibt es auch bei Futurama einen kleinen Scherz im Intro. Unter dem Serientitel gibt es eine zusätzliche Texteinblendung. Diese sieht jedes Mal anders aus, unter anderem ist dort zu lesen: „As seen on TV“, „Loading…“ oder „Condemned by the Space Pope“. Die Intromusik ist absolut ikonisch und versetzt jeden, der die Serie früher gesehen hat, bereits in gute Stimmung. So populär wie Die Simpsons ist Futurama nie geworden, auch wenn sie durchaus ein Kultfollowing generieren konnte. Der Humor ist erwachsener als bei Die Simpsons (kann dank des Gemüts des Protagonisten aber auch im besten Sinne kindisch sein), und vor allem nerdiger. Deutlich nerdiger. Das werden wir in den kommenden Staffeln aber noch genauer betrachten können.

Ein Muss auf Englisch und auf Deutsch

Wer Futurama hierzulande in seiner Jugend gesehen hat, der hat das aller Wahrscheinlichkeit nach auf Deutsch und bei Pro7 getan. Anders als bei Fox gab es hier feste Sendezeiten und der Vorabend war nach der Schule immer gerettet. Allerdings muss diese Frühprägung nicht zwingend stattgefunden haben, um die deutsche Synchronisation wertschätzen zu können. Die Sprecherstimmen sind alle hervorragend gewählt worden, und auch an der Übersetzung gibt es so gut wie nichts auszusetzen. Naturgemäß gehen bei der Übertragung von einer Sprache in die andere manche Dinge verloren, insbesondere, wenn es sich dabei um Wortwitze handelt. Aber wie bei Die Simpsons (es ist wie erwähnt einfach unmöglich, diese Serie nicht immer wieder zum Vergleich heranzuziehen), zumindest bis es dort zu Umbesetzungen kam, muss den Verantwortlichen hier ein großes Lob für ihre Arbeit ausgesprochen werden.

Den Augen eines herzlosen Kritikers fallen im Gegensatz zu den Augen eines enthusiastischen Jugendlichen dann aber doch ein paar inhaltliche Ungereimtheiten auf. Wieso sollte am nächsten Werktag niemand bemerken, dass plötzlich eine Pizza und ein angebrochenes Sixpack im Raum mit den kryogenischen Kammern sind, während eine jener Kammern einen neuen Bewohner hat, der nirgendwo dokumentiert ist? Als Fry in der Zukunft eine Selbstmordzelle sieht und sie für eine Telefonzelle hält, stellt er sich an, da es bereits eine Schlange vor ihr gibt. In ihr trifft er zum ersten Mal Bender, der sich mit ihm zusammen reinzwängt. Als die beiden die Zelle jedoch wieder verlassen, scheint ihre Popularität plötzlich rapide gesunken zu sein, da niemand mehr dafür ansteht. Ersteres muss natürlich so sein, damit die Handlung stattfinden kann, Zweiteres wird daran liegen, dass man sich die Animation erleichtern wollte. Solche Details fallen auch nicht weiter ins Gewicht, es ist aber schon irgendwie kurios, wie das so lange unbemerkt bleiben konnte. Auf die Animation selbst werden wir bei der Besprechung der zweiten Staffel noch genauer eingehen.

Credits

OT: „Futurama“
Land: USA
Jahr: 1999
Regie: Rich Moore, Gregg Vanzo, Peter Avanzino, Bret Haaland, Brian Sheesley, Carlos Baeza, Ron Hughart, Jeffrey Lynch, Kevin O’Brien, Susie Dietter
Drehbuch: David X. Cohen, Matt Groening, Ken Keeler, Eric Horsted, Brian Kelley, Heather Lombard, Evan Gore, Patric M. Verrone, J. Stewart Burns, Lewis Morton, Eric Kaplan
Musik: Christopher Tyng
Animation: Rough Draft

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Futurama – Staffel 1
Fazit
Die erste Staffel von "Futurama" etabliert vornehmlich die Protagonisten sowie einige der wichtigeren Nebencharaktere. Bereits hier zeigt sich jedoch der vortreffliche Humor, ansonsten wird damit ein grundsolides Fundament erschaffen, auf welchem zukünftige Staffeln aufbauen werden.
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