Der neunjährige Travis (Chase Dillon) und seine Mutter Gabbie (Rosario Dawson) aus New York kommen in ihrem neuen Heim bei New Orleans an. Doch kaum haben sie das alte, in einem früheren Jahrhundert möblierte Haus betreten, fängt es darin an zu spuken. Zu ihrem Entsetzen stellen Gabbie und Travis fest, dass es keinen Sinn macht, zu fliehen, denn der Spuk folgt ihnen wie ein Fluch. Also beauftragt Gabbie Pater Kent (Owen Wilson), die Geister im Haus auszutreiben. Doch der Kirchenmann glaubt, weitere Fachleute zu benötigen. Er heuert den ehemaligen Astrophysiker Ben (LaKeith Stanfield) an, der sich als Touristenführer verdingt. Ben hat einen Spektral-Fotoapparat mit einer Quantenlinse gebaut, um Geistwesen zu erfassen, an die er jedoch nicht glaubt. Außerdem werden der mit der Geschichte der Spukhäuser befasste Professor Bruce (Danny DeVito) und die Hellseherin Harriet (Tiffany Haddish), die mit den Verstorbenen sprechen soll, ins Haus geholt. Während die Gespenster im Haus toben, findet die kleine Gruppe allmählich heraus, dass für den Fluch ein einziger Bösewicht, nämlich der Hutschachtel-Geist (Jared Leto), verantwortlich ist. Die Chance, ihn zu stoppen, besteht nur bis zum nächsten Vollmond.
Spielfilm zur Themenpark-Attraktion
Immer wieder entstehen bei Disney Spielfilme, die von einzelnen Attraktionen seiner Vergnügungsparks inspiriert sind. Dazu zählen beispielsweise die Fluch der Karibik-Reihe und Jungle Cruise aus dem Jahr 2021. Das Haunted Mansion aus den Parks wiederum wurde bereits 2003 in Die Geistervilla mit Eddie Murphy fürs Kino adaptiert. Das Reboot mit einer neuen Geschichte war auch schon lange geplant, 2012 hatte kein Geringerer als Guillermo del Toro (Pans Labyrinth) ein Drehbuch eingereicht. Aus dem Projekt wurde dann aber lange nichts, Gerüchten zufolge soll die Geschichte gruseliger als gewünscht gewesen sein. 2020 schließlich gab es das neue Drehbuch von Katie Dippold (Ghostbusters). Unter der Regie von Justin Simien (Bad Hair – Waschen, schneiden, töten) ist Geistervilla ein stimmungsvoller und spaßiger Familienfilm geworden. Darin wimmelt es nur so von Gespenstern, ohne dass das Grauen überhand nimmt.
Die Geschichte ist kindgerechter als Jungle Cruise, denn zu den zentralen Charakteren gehört mit Travis auch ein Junge. Obwohl er sich ordentlich vor Geistern fürchtet, bleibt dem schulischen Außenseiter, der keine Freunde findet, in dieser Hinsicht nichts erspart. Er muss sich einmal wegen seiner geringen Größe sogar durch eine Bodenklappe zwängen, die auf einen Friedhof führt. Den inhaltlichen Ton prägen auch weitere gelungene Komponenten. Da sind der Anfang mit der Erzählstimme, welche die Neugier schürt auf eine Welt, die mit dem Tod nicht aufhört, und die Halloweenparty am Schluss: So verweist der Film darauf, dass der spielerische Glaube an Gespenster gewissermaßen zum Kulturgut gehört. Mit Ben befindet sich zudem ein überzeugter Realist an Bord, der zunächst nur mitleidig die Augen verdreht, wenn von Spuk die Rede ist. Ähnlich wie es oft in Filmen über den Weihnachtsmann geschieht, muss also auch hier ein Ungläubiger seinen Horizont erweitern und umdenken.
Eine verschworene Gemeinschaft
Ein traditionelles Erfolgsrezept der Disneyfilme wird auch diesmal überzeugend umgesetzt. Eine Komödie, ein Abenteuer, eine fantasiereiche Action brauchen demnach einen emotionalen Anker, eine gute Prise Herz. Gabbie, Travis, Ben und die anderen Menschen in der Geistervilla sind nicht nur filmische Stellvertreter der Themenpark-Besucher, sie wachsen auch zur Gemeinschaft von Freunden zusammen. Sie teilen persönliche Geheimnisse und Probleme, erfahren und geben Zuspruch, Trost und Anteilnahme. Besonders Bens Trauer um die Liebe seines Lebens rührt die anderen in der Gruppe und das Kinopublikum an, aber auch Travis’ innere Not und die Hilfe, die er erfährt, bewegen. Die Komik kommt in pfiffigen Ideen zum Zuge, etwa wenn der sanftmütige Kent seine exorzistischen Methoden überdenkt oder wenn die Gruppe ein polizeiliches Phantombild des Hutschachtel-Geistes zeichnen lässt. Witzig und versöhnlich zugleich wirkt die Entdeckung der Charaktere, dass sich nicht wenige Geister in der Villa als kooperativ und sogar hilfsbereit erweisen.
Natürlich spielt die filmische Version der Geistervilla mit ihren Räumen, ihrer Einrichtung und dem verwunschenen Garten eine eigene Hauptrolle. Die von Spinnweben überzogenen dunklen Möbel, die Teppiche in den langen, an Shining erinnernden Gängen, die Gemälde mit den beweglichen Porträts wirken unheimlich. Wer mit der Vergnügungspark-Attraktion vertraut ist, wird wohl einige Zutaten wiedererkennen, etwa den achteckigen Stretchingroom oder Madame Leota (Jamie Lee Curtis) als sprechender Kopf in einer Kristallkugel. Die visuelle Gestaltung mit ihren zahlreichen reizvollen Details ist eine Augenweide und die Vielfalt der Gespenster, die mal als schwirrende Lichtgestalten, mal als bekleidete Tote auftauchen oder sich mit nassen Fußspuren bemerkbar machen, erstaunt. Eine wehmütig-schaurige Nostalgie legt sich über das Gelände mit dem Eisentor am Rande der Stadt New Orleans. Diese sorgt mit dem verfallenden architektonischen Erbe der Südstaaten und dem kreolischen Geisterglauben für einen eigentümlichen atmosphärischen Hintergrund.
OT: „Haunted Mansion“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Justin Simien
Drehbuch: Katie Dippold
Musik: Kris Bowers
Kamera: Jeffrey Waldron
Besetzung: Rosario Dawson, LaKeith Stanfield, Owen Wilson, Tiffany Haddish, Jamie Lee Curtis, Jared Leto, Danny DeVito, Chase Dillon
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