Glamorous – Staffel 1

Marco Mejia (Miss Benny) liebt Make-up, liebt jede Form von Kosmetik, kann gar nicht genug davon bekommen. Und so geht dann auch ein Traum für ihn in Erfüllung, als er eine Stelle bei Madolyn Addison (Kim Cattrall) erhält. Die war früher selbst ein Supermodel. Inzwischen feiert sie mit ihrem Beauty-Unternehmen „Glamorous by Madolyn“ große Erfolge. Zumindest noch. So ist man sich bewusst, dass die Marke eine kleine Frischekur vertragen könnte. Gerade auch Madolyns Sohn Chad (Zane Phillips) sowie ihre Assistentin Venetia Kelaher (Jade Payto) verfolgen Ambitionen, ohne dabei groß vorangekommen zu sein. Bei Marco ist das einfacher. Er will einfach nur viele Follower. Wobei auch das in den Hintergrund rückt, als er Parker (Graham Parkhurst) kennenlernt und sich unsterblich in ihn verliebt …

Humorvoller Einblick in ein Beauty-Unternehmen

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung von Glamorous ist passend und sicher nicht ganz zufällig gewählt. Ausgerechnet in der Woche, in der die zweite Staffel von And Just Like That… herauskam, brachte Netflix seine Serie auf den Markt. Während die Nachfolgerin der Kultshow Sex in the City herauszufinden versucht, was die Heldinnen von einst nun als etwas reifere Frauen erleben, da geht Kim Cattrall – die bekanntlich mit ihrem früheren Hit hadert – einen eigenen Weg. Inhaltlich gibt es aber durchaus Überschneidungen. Denn auch hier wird thematisiert, wie eine lebenshungrige Frau mit einer Vorliebe für Luxus und Glamour ihren Alltag bestreitet. Sie müssen sich mit Alter und Vergänglichkeit auseinandersetzen und dabei einen Weg durch eine Welt finden, die nicht viel für alternde Frauen übrighat.

Das hat immer mal wieder nachdenkliche Momente zur Folge. Zu ernst und dramatisch wird es aber nicht. Serienschöpfer Jordon Nardino, der zuvor unter anderem an Desperate Housewives und Gilmore Girls gearbeitet hat, mag es lieber etwas humorvoller. Zu diesem Zweck setzt er auf viel Chaos, das sich in dem Unternehmen, aber auch privat zuträgt. Aber auch die überzeichneten Figuren haben ihren Anteil an der Komik. Manchmal ist Glamorous dabei einer Karikatur nahe, versucht aber, doch auch immer wieder Nuancen einzubauen und eine Entwicklung der Charaktere anzustoßen. Zu viel sollte man davon aber nicht erwarten, gerade im Hinblick auf Marco. Die Serie versucht zwar auch bei ihm das als Entwicklung zu verkaufen, wenn er mit der Zeit an Selbstsicherheit gewinnt. Tatsächliche Erkenntnisse gehen damit aber nicht einher, selbst wenn innerhalb der Geschichte so getan wird als ob.

Anstrengende Hauptfigur

Leider ist Marco allgemein ein Schwachpunkt der Serie. Zwar ist es interessant, wenn Darstellerin Miss Benny ihre eigene Transition von einem Mann zur Frau parallel zu der ihrer Figur durchläuft. Sprich: Auch Marco wird wohl in Zukunft irgendwann feststellen, dass er eine Frau ist und als solche leben wollen. In Glamorous ist er aber noch ein recht gewöhnlicher junger Homosexueller, der jedes Klischee des betont weiblichen Schwulen erfüllt. Später wird es in dem Zusammenhang um Akzeptanz gehen, gerade auch in der schwierigen Beziehung zu Parker, dem das alles ein bisschen viel ist. Wo beispielsweise das preisgekrönte Drama 20.000 Arten von Bienen von der leisen und mit Selbstzweifeln gefüllten Selbstfindung eines Transmädchens erzählt, da ist Marco sehr offensiv und schrill. Und wahnsinnig anstrengend.

Immerhin: Es wird nicht versucht, ihn zu einseitig gut zu machen. Immer mal wieder verhält er sich sogar ziemlich hässlich. Das ist bemerkenswert für eine Figur, die vom Publikum Verständnis einfordert und als Sympathieträger dienen soll. Es wird nie ganz klar, was denn die beiden Love Interests – neben Parker ist auch Kollege Ben (Michael Hsu Rosen) an ihm interessiert – eigentlich in ihm sehen. Das sowie diverse aufgegriffene Klischees in der Geschichte führen dazu, dass Glamorous nicht übers Mittelmaß hinauskommt. Und auch bei den Witzen wäre mehr wünschenswert gewesen. Für eine Serie, die derart viel Wert auf Extravagantes legt, ist der Humor schon ziemlich harmlos und farblos.