Große Erwartungen 2023 Great Expectations Disney+
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Große Erwartungen (2023)

Große Erwartungen 2023 Great Expectations Disney+
„Große Erwartungen“ // Deutschland-Start: 12. Juli 2023 (Disney+)

Inhalt/Kritik

Der Waisenjunge Pip (Fionn Whitehead) lebt gemeinsam mit seiner Schwester Sara (Hayley Squires) bei deren Ehemann, dem Schmied Joe (Owen McDonnell). Es scheint ihm vorherbestimmt zu sein, ein kärgliches und immergleiches Dasein zu fristen. Als er jedoch die undurchsichtige Miss Havisham (Olivia Colman) kennenlernt, eröffnet sich ihm eine ganz neue Welt, die nicht nur Gutes mit sich bringt …

Serienfassung des Klassikers von Charles Dickens

Die Menschheit als solche hat einen allem Anschein nach angeborenen Drang, Geschichten zu rezipieren. Das mündliche Tradieren von Geschichten und Sagen hat in allen bekannten Hochkulturen stattgefunden, insbesondere natürlich bevor es überhaupt Möglichkeiten zur Verschriftlichung gab. Das serielle Erzählen ist vielleicht nicht ganz so alt, lässt sich aber mindestens schon für die Antike nachweisen. Der Vortragende strukturierte seine Geschichten episodisch, um das Publikum möglichst lange in seinem Bann halten zu können – was selbstverständlich auch seiner Geldbörse zugute kam. Die mittelalterlichen Heldenepen folgen einem sehr ähnlichen Prinzip. Den direkten Vorreiter heutiger Fernsehserien bildeten jedoch die Fortsetzungsromane des 19. Jahrhunderts.

In den letzten Jahren konnte leicht der Eindruck entstehen, dass alles was irgendwann einmal irgendetwas war, heutzutage zu einer Serie verwurstet wird. Wie im (äußerst groben) historischen Abriss aufgezeigt werden sollte, ist das Konzept der Serie an sich jedoch keineswegs ein neuartiges Phänomen. Große Erwartungen von Charles Dickens ist etliche Male verfilmt worden (zum Beispiel 1998 oder 2012). Tatsächlich ist eine Serie jedoch das angemessenere Format, wenn die Worte von den Seiten auf den Bildschirm übertragen werden sollen. Schließlich gehörte Große Erwartungen wie auch andere Werke von Dickens zu jenen Geschichten, die seinerzeit, im 19. Jahrhundert also, kapitelweise in Zeitungen und Zeitschriften publiziert wurden.

Langweilig und uninspiriert

Die nun auf Disney+ veröffentlichte Miniserie Große Erwartungen ist nicht nur die fünfte Serienadaption des Stoffes insgesamt, sondern auch die fünfte von der British Broadcast Company (ko-)produzierte. Während die Verfilmung von 1998 den Roman dahingehend modernisierte, dass sie sein Setting in die damalige Gegenwart versetzte, so modernisiert diese Adaption im neuzeitlichen Sinne und zwängt heutige Ansichten in das Originalsetting Ende des 19. Jahrhunderts. Zusätzlich zu den teilweise entstellten Charakteren sind die Dialoge oft von Exposition, Repetition und Selbstgratulation geprägt. Zudem sprechen fast alle Figuren genau gleich, unabhängig von ihrem Status oder ihrer Herkunft. Das ist nicht nur auf den Akzent bezogen, sondern vor allem auf den Wortschatz. Die Kostüme sind wie die ganze Show an sich viel zu düster und uninspiriert.

Vor allem die ersten beiden Episoden weisen ein unfassbar langsames Pacing auf. Das bessert sich im Laufe der Serie zwar etwas, aber bis dahin ist der Weg eben deutlich weiter und langweiliger als er hätte sein müssen. Was den Zuschauer allenfalls bei Laune zu halten weiß, ist das Schauspiel, das allen Umständen zum Trotz überwiegend zu überzeugen weiß. Immerhin wirkt folgender Satz im Vergleich zum Drehbuch plötzlich gar nicht mehr so unkreativ: Große Erwartungen an Große Erwartungen resultieren in Großen Enttäuschungen.

Credits

OT: „Great Expectations“
Land: USA, UK
Jahr: 2023
Regie: Brady Hood, Samira Radsi
Drehbuch: Steven Knight
Vorlage: Charles Dickens
Musik: Keefus Ciancia
Kamera: Dan Atherton, Kate Reid
Besetzung: Fionn Whitehead, Johnny Harris, Trystan Gravelle, Owen McDonnell, Hayley Squires, Tim Key, Matt Berry, Olivia Colman, Ashley Thomas, Shalom Brune-Franklin, Tom Sweet

Bilder

Trailer

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Große Erwartungen (2023)
Fazit
"Große Erwartungen" ist eine ebenso düstere wie überflüssige Adaption des bekannten Romans. Geprägt von Langeweile und Inszenierungsfaulheit, vermag allenfalls das Schauspiel einen Grund zum Einschalten liefern.
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