Herr Spaßmobil und die Tempelritter

Wo immer ein Schatz zu holen ist, da ist Tomasz (Mateusz Janicki) nicht weit. Der Kunsthistoriker liebt es, in der Vergangenheit zu wühlen und alte Wertgegenstände zu finden. Dieses Mal ist er einem ganz besonders interessanten Schatz auf der Spur, er hat von einem antiken Kreuz gehört, hinter dem auch viele andere her sind. Während er auf der Suche ist, kreuzt sich sein Weg mit den drei Pfadfindern Sokole Oko (Olgierd Blecharz), Wiewiora (Kalina Kowalczuk) und Mentorek (Piotr Sega). Gemeinsam mit ihnen, der Journalistin Anka (Sandra Drzymalska) und Karen (Maria Debska), einer weiteren Schatzsucherin, versucht er, hinter das Geheimnis zu kommen. Dabei hat er jedoch ein Problem: Er ist notorischer Einzelgänger und kann es nicht ausstehen, sich mit anderen absprechen zu müssen …

Familienabenteuer aus Polen

Auch wenn uns Polen geografisch nahe ist, filmisch bekommen wir von unserem Nachbarland relativ wenig mit. Doch zum Glück ist da noch Netflix, das in regelmäßigen Abständen Titel von dort zu uns bringt. Dabei ist es nicht allein die Anzahl, die erfreulich ist, sondern auch die Vielfalt. So gab es zuletzt mit Bitterer Wodka und süße Küsse eine Liebeskomödie, der das LGBT-Drama Fanfic folgte. Im Anschluss kam der Actionthriller Muttertag. Für Abwechslung ist also gesorgt. Und das gilt auch für den neuesten Zugang Herr Spaßmobil und die Tempelritter. Dieses Mal haben wir es mit einer Abenteuerkomödie zu tun, die sich an ein jüngeres Zielpublikum richtet.

Die Geschichte könnte manchen bekannt vorkommen. Die Vorlage liefert schließlich der 1966 veröffentlichte Roman Pan Samochodzik i templariusze von Zbigniew Nienacki, der 1971 schon einmal adaptiert wurde. Damals entstand eine Serie mit dem Titel Das Miniauto und die Tempelherren. Zusätzlich gibt es noch diverse Filme, schließlich hat Nienacki eine ganze Romanreihe rund um den Schatzsucher Tomasz geschrieben. Die Filme und die Bücher erschienen jedoch nie bei uns. Fürs Verständnis sind diese ganzen Werke aber nicht nötig. Herr Spaßmobil und die Tempelritter erzählt von den Anfängen, also wie der Protagonist und seine ungewöhnliche Truppe überhaupt zusammengekommen sind. Insofern kann das Netflix-Publikum hier direkt einsteigen. Tatsächlich werden die meisten noch nicht einmal merken, dass der Film eine so lange Vorgeschichte hat.

Alles eine Spur kleiner

Wobei das Ende darauf hinweist, dass man hier mit einer ganzen Reihe an Filmen liebäugelt, Vorlagen gibt es wie gesagt genug. Grundsätzlich wäre das nicht verkehrt. Abenteuerfilme sind in unserer Zeit bekanntlich sehr rar geworden, der große Misserfolg von Indiana Jones und das Rad des Schicksals macht weitere Filme dieser Art nicht unbedingt wahrscheinlicher. Mit diesem ist der polnische Film aber ohnehin nur bedingt zu vergleichen. Nicht nur dass die Zielgruppe jünger ist, man sich hier dann doch eher an Kinder richtet – schließlich sind drei Hauptfiguren selbst welche. Herr Spaßmobil und die Tempelritter hatte zudem nur einen Bruchteil des Budgets zur Verfügung. Effektschlachten, wie es sie am Ende der Großproduktion gab, sind hier ebenso Mangelware wie aufwendige Verfolgungsjagden durch die halbe Welt. Das ist alles eine ganze Spur kleiner.

Für sich genommen ist der Film aber schon ganz nett. Die Aussage, dass die Menschen zusammen stärker sind, mag nicht originell sein, ist aber heutzutage aktuell wie immer. Schön ist dabei, dass hier der Erwachsene erst noch lernen muss, auf andere zu hören und ihnen Vertrauen zu schenken. Sollten Eltern neben dem Nachwuchs sitzen und sich gemeinsam das Werk anschauen, dürfen vielleicht auch sie etwas mitnehmen. Allzu tiefsinnig wird das aber nicht. Herr Spaßmobil und die Tempelritter ist dann doch, dem deutschen Titel entsprechend, eher am Spaß interessiert. Dieser ist vorhanden, auch wegen des sympathischen Ensembles. Man kann sich auf diese Weise schon die Zeit damit vertreiben, sofern man keine zu hohen Erwartungen hat. Mehr als ein bisschen Zerstreuung ist nicht drin.