Hör auf dein Herz

Unter seinen Mitstudenten ist Kim Yong (Yeo Jin-goo) sehr beliebt und als Maschinenbaustudent scheint ihm eine erfolgreiche Zukunft gewiss. Davon will der junge Mann aber eigentlich nicht so viel wissen, denn bereits seit einer Weile überlegt er, das Studium abzubrechen, kann sich aber noch nicht entscheiden, was er stattdessen machen will. Als er die schöne Seo Han-sol (Kim Hye-yoon), eine Erstsemestlerin, kennenlernt, hat er jedoch einen Grund gefunden, weiterhin an der Uni zu bleiben und setzt von nun an alles daran, ihr Herz zu erobern. Als Kim Yong eines Abends per Funk Kontakt zu Kim Mu-nee (Cho Yi-hyun) aufnimmt, entwickelt sich ein Gespräch und später eine Verabredung zwischen den beiden, die auch noch die gleiche Uni besuchen. Jedoch warten beide vergeblich auf den Anderen und stellen einander am nächsten Abend zur Rede. Während sich Kim Yong auf sein Date mit Han-sol vorbereitet, stellt Mun-nee Nachforschungen an, was es mit dem seltsamen Fremden auf sich hat, mit dem sie sich mittlerweile jeden Abend per Funk unterhält. Dabei erfährt sie, dass Kim Yong im Jahre 1999 eingeschrieben war, während sie sich im Jahre 2022 befindet.

Schnelle Entscheidungen

In den Filmen und Drehbüchern der Koreanerin Seo Eun-young geht es immer wieder um Menschen, die auf die Schnelle lebensverändernde Entscheidungen treffen müssen, weil die die Situation dazu zwingt. Ganz so dramatisch war es bei ihr selbst nicht, als sie sich für die Welt des Films entschied, doch als sie wegen eines dringenden Termins das Busan International Film Festivals verlassen musste, war dies der Moment, in dem sie sicher war, sie würde kündigen und ihrer Passion für den Film nachgehen, wie sie es in Interviews schildert. Nach Overman und Go Back ist Hör auf dein Herz oder Ditto, wie der Film auf Englisch heißt, ihr insgesamt drittes Projekt und zugleich ein Remake des gleichnamigen Filmes von 2000. Die Mischung aus Zeireisefilm und Romanze behandelt dabei nicht nur die eingangs erwähnten Themen, sondern ist zugleich ein Rückblick auf eine Zeit, die für das südkoreanische Kino bezeichnend war.

Abgesehen von den Zeitebenen, in denen sich die beiden Protagonisten befinden, gibt es eigentlich kaum Veränderungen hin zum Original. Die Verwunderung, die Kim Yong verspürt, weil er Ausdrücke wie „OMG“ oder „WTF“ nicht kennt oder mit dem Begriff „Smartphone“ nichts anfangen kann, sind bisweilen ganz amüsant, nutzen sich aber nach einer Weile doch etwas ab. Dabei ist es erstaunlich, dass beide eine für ihren kulturellen Kontext antiquierte Methode wie den Amateurfunk nutzen, um miteinander zu kommunizieren und die Gesetze von Zeit und Raum aufzuheben. Ähnliches kennt man bereits aus Filmen wie beispielsweise Frequency oder eben anderen Romanzen, die ebenfalls auf zwei Zeitebenen aufgebaut sind. Im Prinzip erzählt Hör auf dein Herz zwei solcher Romanzen, die formal sehr ähnlich sind, da beide Hauptfiguren von Unsicherheit auf ihr Leben und ihre Liebe bezogen bestimmt sind. Erst in der zweiten Hälfte, wenn ihnen offensichtlich ist, was dem Zuschauer sich schon seit einer ganzen Weile erschlossen hat, bezieht sich das Drehbuch auf die Verbindungen dieser beiden Zeitebenen und welche Konsequenzen ein Entschluss für das Leben des jeweils anderen haben kann. Dies ist auch eindeutig der interessantere Teil des ganzen Film, selbst wenn es bisweilen arg ins Kitschige abdriftet.

Das Gleichgewicht zweier Leben

Sowohl Yeo Jin-goo als Kim Yong als auch Cho Yi-hyun als Mu-nee liefern solide darstellerische Leistungen ab innerhalb eines Plots, der sich gerne in den Konventionen des Genres Romanze wiederfindet. Insbesondere die Entwicklung Kim Yongs wird bei dem ein oder anderen Zuschauer sicherlich Stirnrunzeln verursachen aufgrund seiner Vorhersehbarkeit, und nicht zuletzt, weil das Drehbuch sich hier etwas mutiger hätte zeigen können. Courage gehört jedoch nicht zu den definierenden Aspekten dieses Films, sondern eher die Nostalgie. Wenn Kim Yong und Han-sol sich bei einer Verabredung zwischen Filmen wie Shiri oder Attack the Gas Station entscheiden müssen, ist das ein Blick zurück auf die Anfänge der Koreanischen Welle, deren Nachbeben bis heute spürbar sind und die heutige koreanische Filmindustrie begründet haben. Prinzipiell ist Hör auf dein Herz als Remake eines romantischen Filmes aus derselben Zeit so zu verstehen, als ein nostalgischer Trip, der nett vor sich hin plätschert, aber mehr nicht.