Hudsucker
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Hudsucker – Der große Sprung

Hudsucker
„Hudsucker – Der große Sprung“ // Deutschland-Start: 9. Juni 1994 (Kino) // 14. Juli 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Im Dezember 1958 ist Norville Barnes (Tim Robbins) einer von vielen jungen Männern, die das College abgeschlossen haben, und auf eine große Karriere in einer Stadt wie New York City hoffen. Jedoch setzen die meisten Stellenangebote voraus, dass man Erfahrung in dem jeweiligen Betätigungsfeld mitbringt, über die Barnes natürlich nicht verfügt. Die Annonce des Unternehmens Hudsucker Industries kommt da wie gerufen, auch wenn schon der erste Tag in der Postverteilerstelle des Konzerns anstrengend und verwirrend für ihn ist. Als er einen wichtigen Brief an das Vorstandsmitglied Sidney J. Mussburger (Paul Newman) überbringen muss, nutzt Barnes deswegen die Chance, um diesen von seiner Idee für ein neues Kinderspielzeug zu überzeugen.

Mussburger hört ihn nicht nur an, sondern macht ihn kurzerhand zum neuen Vorsitzenden von Hudsucker Industries, mit voller Unterstützung des übrigen Vorstandes, doch mit einigem Misstrauen seitens der Presse. Um einen umfassenden Enthüllungsartikel über den „Dorftrottel“ Norville Barnes zu schreiben, erschleicht sich die Reporterin Amy Archer (Jennifer Jason Leigh) sein Vertrauen und wird zu seiner persönlichen Assistentin. Entgegen ihrer und Mussburgers Erwartungen wird Barnes’ Erfindung – der Hula-Hoop-Reifen – zu einem bahnbrechenden Hit, der den Aktienkurs wieder steigen lässt. Der junge Mann verändert sich durch den Erfolg, doch hinter den Kulissen wird bereits an seinem Fall gewerkelt.

Träume von der großen Stadt

Die amerikanischen Mythen sind von jeher die Themen des US-amerikanischen Kinos und die  Brüder Joel und Ethan Coen gehören sicherlich zu den Filmemachern, die sich eingehend wie auch satirisch mit diesen in ihren Werken auseinandergesetzt haben. Als sie die Idee zu ihrem insgesamt fünften Spielfilm Hudsucker – der große Sprung hatten, war ihnen klar, dass diese Geschichte nicht nur eine Anspielung auf die Großstadtepen eines Frank Capra oder Howard Hawks sein würde, sondern vor allem ein sehr teurer Film – wahrscheinlich teuer als ihre bisherigen Projekte. An der Kinokasse wie auch bei Kritik fiel Hudsucker bei seinem Erscheinen Anfang der 90er durch, doch hat sich mit der Zeit, wie viele andere Filme der Coens, einen Kult erarbeitet und wurde re-evaluiert. Nicht zuletzt dank solcher Veröffentlichungen des Films wie die aus dem Hause Turbine Medien kann man diese komische und hellsichtige Kritik an dem Erfolgsversprechen des Amerikanischen Traumes im Heimkino genießen.

Schon die Eröffnungsszene macht die Ambitionen und die Themen von Hudsucker mehr als deutlich. Das Modell New Yorks wirkt wie eine Hommage an das Kino eines Fritz Langs und verklärt New York als eine Projektionsfläche der Fantasien vieler, die von großem Erfolg träumen und wie Gläubige gen Mekka zu dieser Stadt strömen, um es dort zu versuchen. Hudsucker ist ein Film der Vertikalen, denn immer wieder imitiert die Kamera Roger Deakins den Blick des jungen Barnes in den Himmel, zu den Spitzen der Wolkenkratzer, die er erklimmen will, nur um auf die anderen Menschen von einem Penthouse oder einem Eckbüro herabsehen zu können. Schnell jedoch kann der Weg bergab gehen, wie man bereits nach wenigen Minuten sieht, als sich ein Geschäftsmann, scheinbar aus einer spontanen Laune heraus, aus einem  Fenster stürzt. Aufstieg und Fall sind keinesfalls Gegensätze, sondern liegen nah beieinander. Jedoch ist es mitnichten harte Arbeit, die Barnes in jene Sphären erhebt, die er sich erträumt hat, als er noch mit einem weinerlichen Hundeblick auf die Stellenangebote achtete, denn über Glück und Unglück entscheiden die Mächtigen in den oberen Etagen wie die Götter des Olymp.

Etwas Luft und etwas Sand

Tim Robbins spielt einen Jedermann, eine Figur, welche die Coens oft ins Zentrum ihrer Filme bringen. Dabei geht es weniger um die Nähe zum Publikum, sondern vielmehr um diese Mischung aus Idealismus, Verklärtheit und Trotteligkeit, die diesen zum perfekten Ziel einer Obrigkeit machen, welche nur auf einen solchen Idioten gewartet haben für ihre ganz eigene Agenda. Dass dieser tatsächlich eine Idee hat, die sich zum Erfolg entpuppt, ist dabei lediglich eine Hürde, die es zu überwinden gilt und nichts weiter als eine Irritation im Auf und Ab des Marktes, jener Vertikalen also, welche das Gefüge der Welt bestimmen. Es sind Figuren, die immer nahe an der Karikatur angelegt sind und zugleich nicht imstande sind, über den Tellerrand hinauszuschauen. Joel Coens zeigt einen Mikrokosmos, dessen Absurdität angesichts der immer schneller werdenden globalen Wirtschaft nun nicht mehr wie eine Fantasie wirkt, sondern eher wie eine Realität.

Credits

OT: „The Hudsucker Proxy“
Land: USA, UK
Jahr: 1994
Regie: Joel Coen
Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen, Sam Raimi
Musik: Carter Burwell
Kamera: Roger Deakins
Besetzung: Tim Robbins, Jennifer Jason Leigh, Paul Newman, Charles Durning, John Mahoney

Bilder

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Hudsucker – Der große Sprung
fazit
„Hudsucker – Der große Sprung“ ist eine Komödie, die an die Großstadtepen Hollywoods angelehnt ist, aber vor allem als Metapher auf die globale Wirtschaft sowie das Aufstiegsversprechen des Amerikanischen Traumes überzeugt. Joel Coen gelingt ein schauspielerisch wie auch visuell überzeugender Film, der thematisch seinem Zuschauer sehr viel zu bieten hat.
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