Hunt
© Plaion Pictures
„Hunt“ // Deutschland-Start: 27. Juli 2023 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

1983 in Washington: Chun Doo-hwan, der amtierende Präsident Südkoreas, hat seinen Besuch angekündigt. Das bedeutet für den Sicherheitsapparat viel Arbeit, Park Pyong-ho (Lee Jung-jae) und Kim Jung-do (Jung Woo-sung) sollen für die Sicherheit des Diktators sorgen. Tatsächlich hat sich ein Scharfschütze bereits in Position gebracht, mit dem Ziel, das Oberhaupt zu töten. Zwar gelingt es den Sicherheitskräften, den Anschlag noch zu verhindern und Chuns Leben zu retten. Doch der Ärger geht damit erst richtig los, schließlich wird vermutet, dass sich in ihren Reihen ein Maulwurf mit dem Decknamen „Donglim“ befindet. Dabei soll es sich nach Informationen des CIA um einen nordkoreanischen Spion handeln. Nur wer könnte das sein? Wenn sie die Ermordung des Präsidenten verhindern wollen, müssen die zwei wohl oder übel zusammenarbeiten …

Regiedebüt eines südkoreanischen Schauspielstars

Das Gesicht von Jung-jae Lee dürfte Fans des asiatischen Kinos bekannt vorkommen. Dutzende Filme hat der Südkoreaner im Laufe seiner Karriere gedreht, darunter Das Hausmädchen und Deliver Us From Evil. Zuletzt erfuhr er durch die Netflix-Serie Squid Game noch einmal einen internationalen Popularitätsschub, wurde die Geschichte um kindliche Überlebenskämpfe doch zu einem weltweiten Phänomen. Ein guter Zeitpunkt also, um das eigene Repertoire zu erweitern und einmal die Seite zu wechseln. So stand er bei Hunt nicht nur vor der Kamera, wo er die Hauptrolle des Leiters des Auslandsnachrichtendienstes KCIA spielt. Er gab zudem sein Debüt als Regisseur und verfasste gemeinsam mit seinem bislang wenig erfahrenen Kollegen Seung-hee Jo das Drehbuch.

Bei dem besagten Film ging er einerseits auf Nummer sicher. So handelt es sich hierbei um einen Actionthriller, und damit einen Vertreter des Genres, das man wohl am meisten mit Südkorea in Verbindung bringen dürfte. Auch thematisch hält er sich auf bewährtem Terrain auf. Der Konflikt zwischen Südkorea und Nordkorea wurde schon viele Male in solchen Filmen verwendet. Gerade auch Agentengeschichten erfreuen sich großer Beliebtheit, wenn der Feind immer mitten unter uns ist und nur der Held diesen noch irgendwie aufhalten kann. Rein von der groben Beschreibung ausgehend, gibt es daher erst einmal keinen besonders guten Grund, warum man sich ausgerechnet Hunt anschauen sollte, wenn es solche Werke zuhauf gibt. Da fehlt zunächst die Besonderheit.

Wendungsreich mit solider Action

Wobei der Film durchaus inhaltliche Ambitionen hat. Da wäre zum einen das zeitliche Setting: Hunt spielt in den frühen 1980ern, als die Militärdiktatur Südkorea noch fest in der Hand hat und nicht vor Gewalt gegenüber der eigenen Bevölkerung abschreckt. Gleichzeitig gibt es demokratische Bewegungen im Land, was immer wieder zu Auseinandersetzungen führt. Anstatt sich also auf den üblichen Konflikt zwischen Nord und Süd zu beschränken, gibt es hier eine ganze Reihe von Interessensgruppen. Damit zusammen hängt auch Lees offensichtliche Vorliebe für Wendungen. So gibt es von Anfang an zwar eine Atmosphäre der Paranoia, wenn jeder der Feind sein könnte. Später überschlagen sich die Ereignisse aber auf eine derart groteske Weise, bis nicht wenige im Publikum den Überblick verlieren werden, wer denn nun wohin gehört. Vor allem westliche Zuschauer und Zuschauerinnen könnten sich schwer damit tun, da der Film nur wenige Kontexte liefert.

Bei den Actionszenen sind auch einige dabei, die etwas unübersichtlich sind, vor allem wenn eben die verschiedenen Gruppierungen aufeinandertreffen. Insgesamt ist Hunt in der Hinsicht aber ein ordentlicher Genrevertreter. Da sind keine Kämpfe dabei, an die man sich ein Jahr später noch erinnern müsste. Aber es erfüllt schon seinen Zweck. In der Summe ist der Thriller, der 2022 bei den Filmfestspielen von Cannes Weltpremiere feierte, durchaus solide. Wer diese Art Filme mag und nichts gegen Verwirrspiele einzuwenden hat, kommt also schon auf seine Kosten. Große neue Impulse mag Lee mit seinem Debüt nicht gegeben haben, aber man kann es sich – die richtige Stimmung vorausgesetzt – schon gut anschauen.

Credits

OT: „Hunt“
Land: Südkorea
Jahr: 2022
Regie: Jung-jae Lee
Drehbuch: Jung-jae Lee, Seung-hee Jo
Musik: Yeong-wook Jo
Kamera: Mo-gae Lee
Besetzung: Jung-jae Lee, Woo-sung Jung, Hye-jin Jeon, Sung-tae Heo, Youn-jung Go

Bilder

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Hunt
fazit
„Hunt“ scheint zunächst ein typischer südkoreanischer Actionthriller zu sein um den Konflikt zwischen Nord und Süd. Das 80er-Jahre-Setting und die zahlreichen Wendungen verleihen dem Film dann aber doch etwas Eigenes, auch wenn man dabei schnell mal den Faden verliert. Die Actionszenen selbst sind dabei ordentlich, ohne groß in Erinnerung zu bleiben.
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