1935 als Tochter des Armeeoffiziers Mohammad Bāgher Farrokhzad und seiner Frau Touran Vaziri-Tabar in Teheran geboren, ist das Leben von Forough Farrokhzad (Baran Kosari) schon früh vorbestimmt. Sie besucht sie die Schule, wird an einen doppelt so alten Satiriker verheiratet. Doch das reicht ihr nicht, immer mehr wächst in ihr der Wunsch, sich selbst auszudrücken und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Als Erwachsene hat es ihr vor allem die Poesie angetan. Sie selbst schreibt Gedichte über ihre Gefühle, will ausdrücken, was es heißt, eine Frau zu sein. Damit stößt sie nicht überall auf Gegenliebe, immer wieder gerät sie mit anderen und ihren konservativen Ansichten zusammen …
Erinnerung an eine wichtige Künstlerin
Die Proteste im Iran, in denen Frauen gegen die systematische Unterdrückung kämpften, fanden weltweit große Beachtung. Es gab viel Anteilnahme von allen Seiten. Insofern ist es ein guter Zeitpunkt, einen Film wie I Am Forough herauszubringen. Darin erinnert Regisseur und Drehbuchautor Jahangir Kosari an Forough Farrokhzad, die vor einigen Jahrzehnten schon gegen ein patriarchisches System rebellierte. Wobei ihr Ziel nur zum Teil eine Veränderung der Gesellschaft war. Ausschlaggebend war wohl vor allem der Wunsch, ihr Leben so führen zu dürfen, wie sie es gern hätte, ohne die Bevormundung anderer. Ein verständlicher Wunsch, so möchte man meinen. Und doch ein wenig utopisch, damals wie heute. Mit ihren Gedichten eckte sie regelmäßig an, sie wurde zu einer kontroversen Figur im iranischen Kunstbetrieb.
Das Drama, welches 2023 das iranische Filmfestival Cinema Iran eröffnet, konzentriert sich dabei primär auf den persönlichen Bereich. Es gibt kaum gesellschaftliche Auseinandersetzung. Das schwingt nur immer mit, wenn ihr Freiheitskampf stellvertretend für andere Frauen ist, die ebenfalls mehr von ihrem Leben haben möchten. Doch auch wenn I Am Forough diese Punkte nur am Anfang wirklich anspricht, wenn Kosari in einem persönlichen Vorwort das Thema vorstellt: Der Film ist ein eindeutiges Plädoyer für mehr Selbstentfaltung, vor allem eben von Frauen. Und er ist die filmische Würdigung einer Künstlerin, die es ab den 1950ern wagte, eigene Gedanken formulieren zu wollen.
Zu verkünstelt, zu wenig Tiefgang
Das ist wichtig, der Film genießt damit automatisch eine gewisse Sympathie. Nur bedeutet sympathisch nicht automatisch gut. Ein großes Problem ist, dass sich Kosari bei seinem Porträt unnötig verkünstelt. Dass er auf Schwarzweißbilder und ein klassisches Bildformat setzt, ist nur für die Szenen zu rechtfertigen, in denen tatsächlich historische Aufnahmen integriert werden sollen. Dadurch ist der Bruch geringer. Doch die sind so selten, dass es doch mehr ein plumper Versuch ist, ein historisches Setting vorzugaukeln. Richtig schlimm ist in I Am Forough aber die Musik, die wie in schlimmsten Herzkino-Schmonzetten als dicker Teppich über alles gelegt wird. Dann und wann eine dramatischere Musik einzusetzen, um bestimmte Situationen zu betonen – in Ordnung. Wenn daraus aber eine Dauerbeschallung wird und es keinen ruhigen Moment mehr gibt, wurde schon deutlich übers Ziel hinausgeschossen.
Aber auch inhaltlich ist das nicht wirklich stark. So wird zwar immer wieder gezeigt, wie die Protagonistin zu kämpfen hat. Was jedoch auf der Strecke bleibt, ist der künstlerische Aspekt. Man bekommt kein Gefühl dafür, wer Forough als Künstlerin ist, da zu sehr das persönliche Drama im Vordergrund steht. Die Würdigung der Iranerin fällt damit recht mager aus. Da es auch Hauptdarstellerin Baran Kosari, Tochter des Regisseurs und Drehbuchautors, nicht schafft, aus der historischen Persönlichkeit einen spannenden Menschen zu machen, bleibt am Ende von I Am Forough ziemlich wenig übrig. Wo andere biografische Filme über Künstler und Künstlerinnen den Wunsch wecken, sich mehr mit deren Arbeit auseinanderzusetzen, zuckt man hier nur mit den Schultern.
OT: „I Am Forough“
Land: Iran
Jahr: 2022
Regie: Jahangir Kosari
Drehbuch: Jahangir Kosari
Musik: Martin Czerly
Kamera: Mahmoud Kalar
Besetzung: Baran Kosari, Setareh Pesyani, BabaK Karimi, Fatemeh Naghavi, Milad Rahimi, Naser Khodayar, Bahador Bastan, Neshat Pourfarahan
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