Als ein britisches Atom-U-Boot auf hoher See spurlos verschwindet, wird der erfahrene Geheimagent James Bond (Roger Moore) hinzugezogen. Seine Ermittlungen führen ihn dabei nach Kairo, wo Pläne eines geheimen U-Boot-Ortungssystems auf dem Schwarzmarkt angeboten werden. Dabei kreuzen sich seine Wege mit denen der sowjetischen Agentin Major Anya Amasova (Barbara Bach), denn auch ihre Auftraggeber haben kürzlich ein U-Boot verloren. Da sie einen Zusammenhang vermuten, beschließen sie, erst einmal gemeinsam ihre Mission zu verfolgen. Die Spurensuche führt dabei zu dem Reeder und Meeresbiologen Karl Stromberg (Curd Jürgens), der bei Sardinien ein Meeresforschungslabor besitzt. Dafür müssen sie aber erst einmal am Beißer (Richard Kiel) vorbei, einem riesigen Killer mit auffallendem Strahlgebiss …
Eine Erfolgsreihe auf der Sinnsuche
Nach den großen Erfolgen, die man in den 1960ern mit James Bond gefeiert hatte, geriet die Reihe zunehmend in einer Krise. So war der erste Versuch, mit einem neuen Hauptdarsteller an den Start zu gehen, mäßig erfolgreich. Zwar war Im Geheimdienst Ihrer Majestät (1969) mit George Lazenby ein echter Höhepunkt, an den Kinokassen enttäuschte das Werk jedoch. Anders bei Leben und sterben lassen, mit dem Roger Moore 1973 seinen Einstand gab. Die Kritiken waren nicht berauschend, der Film selbst dafür ein Kassenschlager. Umso ernüchternder war der Folgefilm Der Mann mit dem goldenen Colt: Die Kritiken waren 1974 noch ein ganzes Stück schwächer, zudem sackten die Einspielergebnisse ab. Der Druck war also nicht gerade gering, als Der Spion, der mich liebte 1977 in die Kinos kam. Doch der Film wurde zu einem Triumph. Nicht nur dass er doppelt so viel Geld in die Kassen spülte als der Vorgänger. Auch die Resonanz war wieder deutlich besser.
Dabei war der Weg dorthin mal wieder holprig. Zwar musste man sich dieses Mal nicht um einen neuen Hauptdarsteller bemühen. Dafür gab es hinter den Kulissen zahlreiche Probleme, etwa einen Streit zwischen Produzenten. Und dann wäre da noch die Sache mit dem Drehbuch, an dem ein halbes Dutzend Leute arbeitete. Zwar gab es eine Vorlage von Autor Ian Fleming. Doch der war selbst so unzufrieden mit seinem Roman, dass dieser nicht verwendet werden durfte, vom Titel abgesehen gibt es keine Gemeinsamkeiten. Stattdessen findet das Publikum mit Der Spion, der mich liebte eine Geschichte, die das eine oder andere Déjà-Vu-Erlebnis provoziert. Dass zu Beginn sowohl sowjetische wie auch westliche Konstruktionen zerstört werden, mit dem Ziel, die beiden Seiten gegeneinander auszuspielen, wurde in Man lebt nur zweimal bereits ganz ähnlich erzählt. Nur die Motivation war eine andere.
Sehenswertes Comeback des Agenten
Aber nur weil etwas bekannt ist, ist es ja nicht automatisch schlecht. Tatsächlich ist Der Spion, der mich liebte sogar ein unterhaltsamer Teil und wird oft als bester James Bond mit Roger Moore angesehen. So gibt es dieses Mal wieder einige sehenswerte Kulissen, gerade in Ägypten oder unter Wasser. Die Verfolgungsjagden können sich ebenso sehen lassen wie das Auto, das sich in ein U-Boot verwandelt. Mit der russischen Agentin Amasoya hat Der Spion, der mich liebte das erste starke Bond Girl seit Jahren, während James Bond wieder stärker ein Gentleman sein durfte, anstatt wie beim Mal zuvor in einen Schläger verwandelt zu werden – was man Moore ohnehin nicht abnahm. Mit dem Beißer wurde zudem eine ikonische Figur geschaffen. Der Mann mit dem Stahlgebiss kam so gut an, dass er im Nachfolger Moonraker ein zweites Mal zum Einsatz kam. Auch ein dritter Film war angedacht.
Im Vergleich dazu kann Stromberg nur untergehen. Es dürfte auch nur wenige geben, denen beim Thema bester Bond-Bösewichter dieser einfällt. Dabei ist es eigentlich erfrischend, dass hier mal kein Antagonist ansteht, der sich bereichern will, sondern der aus einer gewissen Ideologie heraus agiert. Nur, so richtig viel Sinn ergibt sie nicht, wird kaum näher erklärt. Und auch wenn der Meeresfreak in einer beeindruckenden Umgebung agiert, Schauspieler Curd Jürgens (Mörder GmbH) hinterlässt eher weniger Eindruck. Das führt zusammen mit dem zu bekannten Szenario dazu, dass Der Spion, der mich liebte vielleicht nicht ganz so stark ist, wie an anderen Stellen behauptet. Zumindest ist der Film aber ein sehenswerter Eintrag in der Bond-Ahnengalerie, die Bewährtes und Eigenes stimmig miteinander verbindet und noch immer Spaß macht.
OT: „The Spy Who Loved Me“
Land: USA, UK
Jahr: 1977
Regie: Lewis Gilbert
Drehbuch: Christopher Wood, Richard Maibaum
Vorlage: Ian Fleming
Musik: Marvin Hamlisch
Kamera: Claude Renoir
Besetzung: Roger Moore, Barbara Bach, Curd Jürgens, Richard Kiel, Caroline Munro, Walter Gotell, Geoffrey Keen, Bernard Lee
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1978 | Bestes Szenenbild | Ken Adam, Peter Lamont, Hugh Scaife | Nominiert |
Bestes Lied | Marvin Hamlisch, Carole Bayer Sager („Nobody Does It Better“) | Nominiert | ||
Beste Musik | Marvin Hamlisch | Nominiert | ||
BAFTA | 1978 | Bestes Szenenbild | Ken Adam | Nominiert |
Beste Musik | Marvin Hamlisch | Nominiert | ||
Golden Globes | 1978 | Beste Musik | Marvin Hamlisch | Nominiert |
Bestes Lied | Marvin Hamlisch, Carole Bayer Sager („Nobody Does It Better“) | Nominiert |
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