Audrey (Ashley Park) ist als chinesisches Adoptivkind bei weißen, amerikanischen Eltern in den USA aufgewachsen. Ihre beste Freundin seit Kindergartentagen ist Lolo (Sherry Cola), die bei ihren biologischen chinesischen Eltern aufgewachsen ist und nun als Künstlerin sexpositive Skulpturen anfertigt. Audrey wiederum hat als Firmenanwältin Karriere gemacht und steht nun kurz vor einer Geschäftsreise nach China, bei der ein wichtiger Deal abgeschlossen werden soll. Dumm nur, dass gar kein Mandarin spricht und dies ihrem Arbeitsgeber verschwiegen hat. Also muss ihr Lolo helfen – Ashley nimmt ihre beste Freundin kurzerhand mit nach China. Schon am Flughafen treffen die beiden auf Lolos Cousine Deadeye (Sabrina Wu), die sich ihnen anschließt. In China kommt es dann zum Wiedersehen mit Audreys alter College-Freundin Kat (Stephanie Hsu), die mittlerweile ein gefeierter Soap-Opera-Star ist. Die vier ungleichen Freundinnen begeben sich auf einen turbulenten Roadtrip durch China, beim dem der ursprüngliche Zweck der Reise schnell in den Hintergrund tritt und sie unter anderem auf der Suche nach Audreys leiblicher Mutter sind.
Girls Just Wanna Have Fun
Mit Joy Ride – The Trip gibt Adele Lim ihr Regiedebüt, die bisher zum Beispiel als Drehbuchautorin an Crazy Rich und Raya und der letzte Drache beteiligt war. Mit ihrem ersten Film als Regisseurin legt sie nun einen Girl-Power-Film vor, der eine überdrehte, manchmal auch etwas dreckige Komödie vollkommen aus weiblicher Perspektive erzählt. Während Männer ja schon immer in Filmen auf Road Trips gegangen sind, gesoffen und die Nacht zum Tag gemacht haben (Hangover ist nur eines von unzähligen Beispielen), sind entsprechende Filme mit weiblichen Protagonistinnen immer noch in der Minderheit, auch wenn es mit Girls Trip oder Brautalarm einige Gegenbeispiele gibt. In Joy Ride sind die Frauen aber nicht nur Nebencharaktere, sondern stehen eindeutig im Mittelpunkt.
Der Film ist vollkommen überdreht und lebt in erster Linie von seinen verrückten, aber liebevollen und dreidimensionalen Figuren. Die vier Hauptdarstellerinnen sind mit spürbarer Hingabe bei der Sache, wobei Sabrina Wu als Deadeye die wohl schrägste Figur spielen darf, die aber wie alle Hauptcharaktere einen echten emotionalen Kern hat. Wer auf subtilen Humor steht, der wird sich hier beim Zuschauen allerdings immer wieder geradezu überfahren fühlen. Das Drehbuch ist vollgestopft mit absurden Situationen, die von Witzen über Intimtattoos bis hin zum im Kokainschmuggel auf einer Zugfahrt reichen. Immer wieder geht es natürlich auch um Sex; wo allerdings in den männerdominierten Komödien etwa Peniswitze an der Tagesordnung und Frauen nur schmückendes Beiwerk sind, steht hier ganz klar die weibliche Lust im Mittelpunkt. Da wird schon mal in einer heißen Nacht eine ganze männliche Basketballmannschaft vernascht, entsprechende Blessuren bei den Jungs am nächsten Tag inklusive.
Temporeich und intensiv
Das Tempo des Films ist hoch, ebenso die Dichte und Intensität des Humors. Dass Joy Ride – The Trip dennoch als großes Ganzes funktioniert, ohne in eine Reihe zusammenhangloser Sketche zu zerfallen, ist dem Drehbuch und der Chemie zwischen den Darstellerinnen zu verdanken; außerdem der Tatsache, dass Adele Lim in der Regie hier vieles richtig macht und dem Film eine einheitliche Tonalität verpasst (die man freilich mögen muss, sonst ist man hier ziemlich schnell raus). Immer wieder werden auch Klischees über Asiaten bzw. asiatische Frauen aufs Korn genommen. Dass vier asiatische Schauspielerinnen die Hauptrollen in einer Hollywood-Komödie spielen dürfen, ist auch 2023 noch bemerkens- und begrüßenswert. Sicher zündet nicht jeder Witz bei jedem Zuschauer, Joy Ride – The Trip ist jedoch eine jener nicht allzu häufigen Komödien, die nicht nur auf Nummer sicher gehen, sondern sich auch mal etwas trauen und in ihrem Humor bisweilen über die Stränge schlagen.
OT: „Joy Ride“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Adele Lim
Drehbuch: Cherry Chevapravatdumrong, Teresa Hsiao
Musik: Nathan Matthew David
Kamera: Paul Yee
Besetzung: Ashley Park, Sherry Cola, Sabrina Wu, Stephanie Hsu
SXSW 2023
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