Der Schock ist groß, als Holger Hübner (Charly Hübner) während einer Ausgabe vom beliebten Heavy-Metal-Festival Wacken einen Stromschlag erhält und anschließend ins Koma fällt. Sein Zustand ist stabil, doch niemand kann sagen, wie lange er in diesem Zustand verbringen muss. Auf Anraten der Ärztin erzählt Holgers Freund Thomas Jensen (Aurel Manthei), mit dem er das Festival gegründet hat, wie das alles anfing mit Wacken. Dafür muss er weit ausholen. Ende der 1980er haben Holger (Sammy Scheuritzel) und Thomas (Sebastian Doppelbauer) bereits eine große Affinität für Musik, speziell für Hardrock. So hofft Thomas immer noch, mit seiner Band Skyline groß herauszukommen. Doch dabei stößt er immer wieder auf Widerstand, es gibt einfach keinen Platz für eine Metal-Nachwuchsband. Und so beschließen sie, selbst in dem beschaulichen Ort Wacken ein Open-Air-Festival auf die Beine zu stellen. Aber die Hürden sind groß, die Skepsis ebenso …
Die Anfänge eines Dauerbrenners
Kürzlich war zu lesen, dass Deutschland festivalmüde geworden ist, die Besucherzahlen lägen dieses Jahr deutlich unter denen von früher. Das mag zum einen sicher noch die Auswirkung von Corona sein, die Pandemie hat vielen Bereichen der Unterhaltungsindustrie zugesetzt. Auch finanzielle Gründe könnten ausschlaggebend gewesen sein. In Zeiten, in denen die Preise für alles gewaltig in die Höhe schießen, muss man sich manchmal zweimal überlegen, wofür man sein Geld ausgeben mag. Aber es gibt auch Ausnahmen: Wacken konnte 2022 nach zwei Jahren Zwangspause 83.400 verkaufte Karten melden und war damit so gut besucht wie vor der Pandemie. 2023 liegen die Zahlen trotz kräftig gehobener Preise noch höher. Das legendäre Heavy-Metal-Festival ist zu einer so starken Marke geworden, dass ihr offensichtlich nichts und niemand etwas anhaben kann.
Doch wie kam es dazu? Wie wurde aus einer Dorfveranstaltung mit sechs regionalen Bands eine Massenveranstaltung, auf der im Laufe der Zeit unter anderem Größen wie Alice Cooper, Motörhead oder die Scorpions aufgetreten sind? Eine Antwort darauf liefert die RTL+ Serie Legend of Wacken. Auch wenn die Geschichte prinzipiell in der Gegenwart spielt, tatsächlich stammen einige der Aufnahmen von der 2022er Ausgabe des Festivals, erzählt werden vor allem die Anfänge der Kultveranstaltung, Zu dem Zweck wird das Publikum auf eine Zeitreise in die späten 80er mitgenommen. Im Mittelpunkt stehen zwei junge Männer, deren individuellen Zukunftsaussichten eher trübe sind, die beim Thema Heavy Metal aber glühende Ohren und glänzende Augen bekommen. Sie sind weder erfolgreiche Geschäftsmänner noch musikalische Genies. Aber sie bringen so viel Leidenschaft für diesen Bereich mit, dass sie einfach weitermachen, selbst wenn andere sich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Humorvolle Underdog-Geschichte
Im Grunde erzählt die deutsche Serie also eine typische Aufsteigergeschichte. Wir folgen zwei Leuten, die irgendwo zwischen Außenseiter und Verlierer sind, sich aber allen Erwartungen zum Trotz bis nach oben durchkämpfen. Das geht normalerweise mit einem höheren Wohlfühlfaktor einher. Wer findet es nicht toll, wenn der Underdog am Ende gewinnt? Legend of Wacken setzt dabei jedoch mehr auf Humor als auf Gefühl. Nur selten wird es hier mal emotional. Man erfreut sich mehr an der Absurdität der Ereignisse, verlässt sich darauf, dass das Publikum selbst findet: „Das kann doch alles nicht wahr sein!“ Wer sich darauf einlässt, kann damit schon seinen Spaß haben, zumal das Ensemble selbst eifrig bei der Sache ist. Man nimmt das gerade auch Charly Hübner ab, der bekanntlich ein großer Fan dieser Musikrichtung ist.
Das ist alles spannend und zumindest in den ersten Folgen auch wirklich unterhaltsam. Im Laufe der sechs Folgen nutzt sich das aber schon ein wenig ab, die Geschichten wiederholen sich. Schade ist zudem, dass man nicht ganz so viel über die damalige Zeit erfährt. Es gibt natürlich Bezüge zur Musik. Außerdem vermittelt die Serie das Gefühl, was es heißt, sich in der Einöde zu befinden und nach etwas zu suchen, was einen die trübe Gegenwart vergessen lässt. Dieser Kontext geht aber bald verloren, wenn stattdessen von der Suche nach Bands und Geld die Rede ist. Insgesamt ist Legend of Wacken, das beim Filmfest München 2023 Premiere feierte, durchaus vergnüglich. Anders als das unverwüstliche Festival, welches als Inspiration diente, wird man sich hieran aber kaum dauerhaft erinnern, zumal die spannende Frage, wie das alles so groß werden konnte, unbeantwortet bleibt.
OT: „Legend of Wacken“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Lars Jessen, Jonas Grosch
Drehbuch: Lennard Eberlein, Ingo Haeb, Julia Meyer, Frank Schulz
Musik: David Reichelt
Kamera: Carol Burandt von Kameke
Besetzung: Charly Hübner, Sammy Scheuritzel, Aurel Manthei, Sebastian Doppelbauer, Peter Sikorski, Béla Gábor Lenz, Janna Striebeck, Caro Cult
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)