Als die 10-jährige Clémence (Capucine Sainson-Fabresse) auf dem Dachboden ihres Pariser Wohnhauses ein kleines Kätzchen findet, ist sie hin und weg. Zum Missfallen ihrer Eltern Isa (Lucie Laurent) und Fred (Nicolas Umbdenstock) beschließt sie daher, das Tier zu behalten und großzuziehen. Tatsächlich sind die beiden anschließend unzertrennlich, ohne Lou – so hat Clémence den Vierbeiner getauft – geht gar nichts mehr. Selbst als die Familie aufs Land fährt, um dort Urlaub zu machen, darf Lou nicht fehlen. Dabei muss das Mädchen feststellen, dass die Samtpfote ihren eigenen Willen hat. Auch sonst muss es lernen, dass die Natur anders funktioniert, wie ihr die etwas sonderbare Nachbarin Madeleine (Corinne Masiero) vor Augen führt. Und das ist nicht die einzige schwierige Erfahrung, die auf Clémence wartet …
Ein süßes Kätzchen verzaubert das Publikum
Wenn es um Familienfilme rund um Tiere geht, macht Frankreich zurzeit niemand etwas vor. Zumindest ist es beeindruckend, wie viele solcher Titel es in den letzten Jahren bei uns in die Kinos geschafft haben. Ob es nun ein Pony ist (Mein Freund Poly), Vögel (Der Junge und die Wildgänse), ein Hund (Belle & Sebastian – Ein Sommer voller Abenteuer) oder das tierische Doppel in Der Wolf und der Löwe, die Bandbreite ist groß. Nun schafft es ein weiterer solcher Frankreich-Import zu uns. Bei Lou – Abenteuer auf Samtpfoten dreht sich – der Titel verrät es bereits – alles um eine Katze. Auf bekannte Schauspieler und Schauspielerinnen muss man dabei verzichten. Zumindest dem Publikum daheim in der Grande Nation war das egal, mit knapp 200.000 Besuchern und Besucherinnen war das Familiendrama zumindest ein Achtungserfolg.
Das dürfte maßgeblich dem Vierbeiner zu verdanken sein, der von Anfang an nicht nur das Herz der Protagonistin verzaubert. Wer nicht gerade eine Abneigung gegen Kätzchen hat, wird dem süße Fellknäuel kaum etwas entgegensetzen können. In der ersten Hälfte nutzt Regisseur und Co-Autor Guillaume Maidatchevsky (Ailos Reise) diese Niedlichkeit auch schamlos aus. Da ist es dann egal, ob wir uns in der Großstadt aufhalten oder auf dem Land, wo ein Großteil des Films spielt: Die Katze, die sich später als Kater herausstellt, ist überall ein Blickfang. Wobei Lou – Abenteuer auf Samtpfoten auch das Setting gut und ansprechend in Szene setzt. Gerade die Passagen, wenn sich Clémence im Wald aufhält und dabei die Natur von den unterschiedlichsten Seiten kennenlernt, sind sehr schön geworden und machen richtig Lust darauf, selbst wieder einen Abstecher aufs Land in Angriff zu nehmen.
Das Leben als Abenteuer
Was den Film auszeichnet: Er ruht sich nicht allein darauf aus. Anstatt dem jungen Publikum einfach nur ein bisschen Naturkitsch und Kalendersprüche aus der Massenproduktion mitzugeben, ist die Adaption eines Romans von Maurice Genevoix darauf aus, der Zielgruppe tatsächlich etwas von Wert mitzugeben. So erfährt die Protagonistin parallel zu den Zuschauern und Zuschauerinnen, dass die Ehe der Eltern vor dem Aus steht. Und als wäre das nicht schon schwierig genug, wird der Kater in Lou – Abenteuer auf Samtpfoten nicht zu einem reinen Tröster, der besser ist als alle Menschen. Clémence muss auch im Hinblick auf ihren treuen Begleiter feststellen, dass sich das Leben nicht in Erwartungen pressen lässt. Dass eben auch die Natur nicht so funktioniert, wie man sich das als Mädchen wünschen würde.
Das wird überraschend düster und ernst, gerade bei dem Abschnitt rund um ein Wildschwein, weshalb es schon zu einem größeren Wechsel der Tonalität kommt. Darauf muss man sich einlassen können, nicht alle im jüngeren Publikum werden damit zurechtkommen. Aber es passt doch gut zu einem Film, der einige starke Coming-of-Age-Elemente mit sich bringt. So muss Clémence ein kleines Stück erwachsener werden und erkennen, dass die Welt eben nicht nur aus süßen Kätzchen besteht. Aus Kätzchen werden Kater, aus Kindern Erwachsene. Unterwegs verändert sich vieles, manches zum Schönen, anderes wird traurig. Bei Lou – Abenteuer auf Samtpfoten gehört das alles zusammen. Das Abenteuer in dem Titel bezieht sich weniger darauf, dass da irgendwelche größeren Gefahren überstanden werden müssen oder Entdeckungen anstehen. Das größte Abenteuer ist bei dem französischen Filmen das Leben an sich.
OT: „Mon chat et moi, la grande aventure de Rroû“
Land: Frankreich, Schweiz
Jahr: 2023
Regie: Guillaume Maidatchevsky
Drehbuch: Guillaume Maidatchevsky, Michaël Souhaité
Vorlage: Maurice Genevoix
Musik: Julien Jaouen
Kamera: Dan Meyer
Besetzung: Capucine Sainson-Fabresse, Corinne Masiero, Lucie Laurent, Nicolas Umbdenstock
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