Love Tactics 2

Eigentlich hatten Asli (Demet Özdemir) und Kerem (Sukru Ozyildiz) einander nur ausnutzen wollen, weil sie beide ohnehin nicht an die Liebe glauben. Doch dann geschah das Unglaubliche: Sie verliebten sich ineinander. Inzwischen sind sie schon eine ganze Weile liiert, verbringen gern und viel Zeit miteinander. Kompliziert wird es, als das mit ihnen befreundete Paar Cansu (Deniz Baydar) und Tuna (Atakan Çelik) vom Heiraten spricht, weil das auch Asli und Kerem dazu zwingt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Dabei sind sie sich eigentlich einig, beide wollen keine Hochzeit. Empört darüber, dass Kerem sie nicht heiraten will, setzt sie jedoch alles daran, doch von ihm einen Antrag zu bekommen …

Fortsetzung der Liebeskomödie

In den letzten Monaten hat Netflix bei Filmen massiv auf Fortsetzungen beliebter Titel gesetzt. Einige davon wurden auch stark beworben, aktuell etwa Bird Box: Barcelona, zuvor Tyler Rake: Extraction 2 und Murder Mystery 2. Bei anderen verlässt man sich wohl darauf, dass die Fans von allein wieder da sind. Das gilt offensichtlich besonders bei Liebesfilmen. Through my Window – Über das Meer war so ein Fall, bei dem der Streamingdienst nicht wirklich viel dafür getan hat, dass die Zielgruppe Bescheid weiß. Noch schlimmer ist es aber bei der neuen romantischen Komödie Love Tactics 2. Offensichtlich wusste man hier schon gar nicht mehr, dass der erste Teil bei uns unter dem Titel Taktiken der Liebe erschienen ist, weswegen manche verwirrt sein dürften oder schlicht nichts von der Veröffentlichung mitbekommen.

Andererseits sei es den Verantwortlichen verziehen, wenn sie sich nicht an den ersten Teil erinnern. Schließlich ist dort nur sehr wenig geschehen, an das man sich tatsächlich erinnern müsste. Die Geschichte um zwei attraktive Menschen, die nicht an die Liebe glauben, sich dabei ausgerechnet ineinander verlieben, war typische Wegwerfware. Eine dieser romantischen Komödien, die weder romantisch noch komisch sind. Das gilt bei Love Tactics 2 mehr oder weniger auch, wobei es natürlich Unterschiede gibt. Die Frage, ob die zwei Hauptfiguren zusammenkommen, ist keine mehr. Das wurde ja bereits beantwortet. Stattdessen lautet die Frage diesmal: Werden sie sich heiraten? Wobei auch diese Frage eigentlich beantwortet ist, erneut versucht Pelin Karamehmetoglu im Drehbuch nicht einmal, sich von den ausgetretenen Pfaden wegzubewegen. Immerhin: Dann und wann ist tatsächlich mal etwas dabei, das klar als Komik zu erkennen ist, etwa ein Ausflug mit dem Flugzeug.

Berieselung und Manipulation

Dass man an diesen Stellen mal etwas getan hat, ist zwar löblich. Gut ist das Ergebnis aber kaum. Insgesamt ist der zweite Teil dann auch nicht besser geworden. Noch immer gibt es oberflächliche Berieselung für ein Publikum, dem es reicht, dass zwei schöne Menschen vor einem schönen Setting irgendetwas machen. Das mag zum Abschalten reichen, wenn man gerade in der Stimmung ist, den Kopf auf Standby zu schalten. Warum sollte man auch selbst als Zuschauer bzw. Zuschauerin investieren, wenn das bei Love Tactics 2 niemand für nötig hielt? Nicht nur dass die Geschichte langweilig ist. Die Figuren sind es auch. Zwar wurde beim letzten Mal Wert darauf gelegt, dass beide etwas dazulernen und sich weiterentwickeln. Das heißt aber nicht, dass sie beim zweiten Anlauf komplexer geworden wären. Oder auch sympathischer.

Letzteres fällt dieses Mal ganz besonders negativ bei Asli auf. Eigentlich sind sich die beiden einig, dass sie keine Hochzeit wollen, weil sie nicht viel davon halten. Weil ihr fragiles Ego es aber offensichtlich nicht ertragen kann, keinen Antrag zu erhalten, den sie dann abweisen kann, will sie einen erzwingen und schreckt dabei vor Manipulationen nicht zurück. Warum man das romantisch finden sollte, wird nie klar. Auch nicht, warum man mit jemandem mitfiebern sollte, der sich derart hässlich verhält. Aber diese Art Filme sind nicht dafür da, dass man sie ernstnimmt und weiter darüber nachdenkt. Wem das alles egal ist und den ersten Teil toll fand, bekommt bei Love Tactics 2 mehr davon. Der Rest darf sich wundern, warum ausgerechnet solche Sachen eine Fortsetzung bekommen, während deutlich interessantere Geschichten auf der Strecke bleiben.