Mein fabelhaftes Verbrechen Mon crime
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Mein fabelhaftes Verbrechen

Mein fabelhaftes Verbrechen Mon crime
„Mein fabelhaftes Verbrechen“ // Deutschland-Start: 6. Juli 2023 (Kino) // 17. November 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Paris in den 1930ern. Madeleine Verdier (Nadia Tereszkiewicz) und Pauline Mauléon (Rebecca Marder) teilen sich nicht nur eine Wohnung. Sie sind zudem beste Freundinnen, unterstützen sich gegenseitig, wo sie nur können. Und Unterstützung können sie gut gebrauchen, kommen sie doch mit ihrem jeweiligen Leben kaum voran. So will Madeleines Freund André Bonnard (Édouard Sulpice) eine andere Frau heiraten, um den Ansprüchen seines Vaters (André Dussollier) zu genügen, einem schwerreichen Unternehmer. Ihr Versuch, als Schauspielerin Fuß zu fassen, ist ebenso erfolglos wie Paulines Karriere als Anwältin. Als dann auch noch ein Produzent ermordet wird, den Madeleine kurz vorher noch gesehen hat, scheint sie endgültig am Ende. Doch dann beschließt sie, sich schuldig zu bekennen und den Medienrummel zu nutzen, um doch noch berühmt zu werden …

Ein echter Mordsspaß

In den letzten Jahren zeigte sich der französische Regisseur François Ozon von einer sehr ernsten Seite. Ob er nun in Gelobt sei Gott (2018) Missbrauch in der Kirche anprangerte, in Sommer 85 (2020) von einer ersten homosexuellen Liebe erzählte oder mit Peter von Kant (2022) den Absturz eines kriselnden Filmemachers thematisierte, das war alles schon ziemlich bitter. Mit seinem neuen Film Mein fabelhaftes Verbrechen zeigt er sich nun jedoch wieder von seiner über viele Jahre vernachlässigten humorvollen Seite. Zwar verarbeitet er auch hier eine Reihe von Themen, die sich für sehr düstere Werke anbieten würden. Mord zum Beispiel. Aber das hindert Ozon nicht darin, mit all dem seinen Spaß zu habe und sich kräftig über alles und jeden lustig zu machen.

Schon der Titel kündigt an, dass man hier einen etwas eigenen Zugang zu dem Sujet pflegt. Während der französische Originaltitel Mon crime noch vergleichsweise nüchtern daherkommt, zeugt die deutsche Variante Mein fabelhaftes Verbrechen von einem kaum zu übersehenden Stolz. Das passt sehr gut, da im Gegensatz zu einem herkömmlichen Krimi die Tat nicht versteckt, sondern zelebriert wird. Tatsächlich geht es in dem Film nicht darum herauszufinden, wer denn nun wirklich den Produzenten ermordet hat, sondern wie eine zu Unrecht verdächtigte Schauspielerin den Rummel für sich zu nutzen beginnt – um die Karriere voranzutreiben. Das Ergebnis ist natürlich eine Verballhornung der Sensationspresse, die jedes Unglück auszuschlachten versucht, sowie eines Voyeurismus, der sich bis heute in True Crime Dokus zeigt. Aber auch Missstände bei der Justiz und beim Film werden angesprochen, #MeToo lässt grüßen.

Überdrehte und kunterbunte Revue

Teilweise wird der Film dabei bissig. Insgesamt zieht Ozon, der auch das Drehbuch geschrieben hat, aber einen eher albernen Humor vor. Damit einher gehen überzogene Figuren und ein Ensemble, das sich ganz hemmungslos dem Overacting hingibt. Vor allem Isabelle Huppert als ehemaliger Stummfilmstar Odette Chaumette, die sich nach einem Comeback verzehrt, kennt kein Halten. Aber auch die übrigen Schauspieler und Schauspielerinnen – darunter Fabrice Luchini in der Rolle eines voreingenommenen Richters und Dany Boon, der den neureichen Palmarède verkörpert – machen Mein fabelhaftes Verbrechen zu einer überdrehten und kunterbunten Revue.

An der Stelle drängt sich natürlich der Vergleich zu Ozons vielleicht bekanntestem Film 8 Frauen auf. Bei beiden Filmen handelt es sich um Krimikomödien in historischen Settings, bei denen Huppert eine Hauptrolle spielt und ein Theaterstück die Vorlage bildet. Im aktuellen Fall stand das bereits 1934 veröffentlichte Stück von Georges Berr und Louis Verneuil Pate. Und auch die Vorliebe für das Extravagante teilen sich die beiden Werke. Im direkten Vergleich kann es Mein fabelhaftes Verbrechen zwar nicht ganz aufnehmen. Zu lange braucht der Film, bis er mal bei dem Hauptthema ankommt. Gerade der Einstieg, bevor der Mord geschieht, ist schon sehr lang. Dennoch: Spaßig ist das Ganze und eine willkommene Rückkehr zur Komik für einen Regisseur, der sicher zu den vielseitigsten des aktuellen europäischen Kinos gehört.

Credits

OT: „Mon crime“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Regie: François Ozon
Drehbuch: François Ozon, Philippe Piazzo
Vorlage: Georges Berr, Louis Verneuil
Musik: Philippe Rombi
Kamera: Manuel Dacosse
Besetzung: Nadia Tereszkiewicz, Rebecca Marder, Isabelle Huppert, Fabrice Luchini, Dany Boon, André Dussollier, Édouard Sulpice

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Mein fabelhaftes Verbrechen
fazit
Nach einer Reihe ernster Filme kehrt François Ozon mit „Mein fabelhaftes Verbrechen“ wieder zum Humor zurück und präsentiert uns eine extravagant-überzogene Krimikomödie. Diese braucht recht lange, bis sie mal wirklich loslegt. Spaßig ist die Geschichte um eine Schauspielerin, die einen Mord gesteht, um endlich berühmt zu werden, aber auf jeden Fall, dazu noch erstklassig besetzt.
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