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Mord in der Lagune

„Mord in der Lagune“ // Deutschland-Start: 27. Mai 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Viele Jahre war Ricardo Gracia (Raúl Arévalo) nicht mehr in seiner alten Heimat gewesen. Nun ist er zurück, um die Stelle des Naturschutzbeauftragten für die lokale Lagune anzunehmen. Für ihn und seine Frau Claudia (Paz Vega), die mit der gemeinsamen Tochter Julia (Daniela Casas) in das spanische Dorf gezogen sind, soll dies eine Chance sein, noch einmal von vorne anzufangen. Schließlich steckt die Ehe in Folge eines Schicksalsschlages in einer schweren Krise, es fällt den beiden schwer, das Familienleben fortzusetzen. Die erhoffte Ruhe finden sie an dem Ort aber nicht. Schon seit einer Weile ist dieser von einer extremen Trockenheit geprägt. Als Ricardo die Wasserversorgung einstellen will und damit der lokalen Bevölkerung die Landwirtschaft unmöglich macht, droht der Konflikt zu eskalieren …

Hitziger Riss in der Gesellschaft

Einige Jahre ist es her, da schien sich Spanien als erste Adresse Europas für Thriller zu etablieren. Filme wie Mörderland – La Isla Mínima (2014) oder Der unsichtbare Gast (2016) waren inhaltliche wie inszenatorische Höhepunkte, wie man sie hierzulande vergeblich erhoffte. Da trafen dichte Atmosphäre auf komplexe Geschichten. Die Vorfreude auf weitere Titel war groß. Inzwischen ist davon nicht mehr viel übrig, nur selten noch schaffen es Titel zu uns. Mit Mord in der Lagune gibt es nun doch mal wieder Nachschub. Und auch wenn der Film vielleicht nicht ganz an die berühmten Titel heranreicht, die auch auf zahlreichen Festivals zu sehen waren, sehenswert ist dieser auf jeden Fall. Die Geschichte um einen Biologen, der in eine tiefe Krise schlittert, hat gleich in mehrfacher Hinsicht jede Menge zu bieten.

Das Motiv einer Hauptfigur, die in ihre Heimat zurückkehrt, ist natürlich nicht originell. Auch die Sache mit der traumatischen Vorgeschichte ist nichts, womit man unbedingt viel Werbung machen kann. Dafür gibt es einfach zu viele Filme, die auf Vergleichbares zurückgreifen. Spannender ist da schon der Konflikt zwischen dem Protagonisten und der lokalen Bevölkerung. Dieser ist auch für ein hiesiges Publikum von erschreckender Aktualität. Dass die Natur geschützt werden muss, ist klar. Ebenso ist nachvollziehbar, dass in Zeiten extremen Wassermangels Einschränkungen notwendig sind. Doch um diese Notwendigkeit zu wissen, heißt nicht, dass dies deshalb ohne weiteres umzusetzen ist. Wie sehr schmerzhafte Anpassungen zu Rissen in der Bevölkerung führen können, machte bei uns gerade die Debatte um das Heizgesetz deutlich. Bei Mord in der Lagune werden diese Auseinandersetzungen noch einmal erbitterter geführt – Waffen und Gewalt inklusive.

Spannend und tragisch

Der deutsche Titel ist daher etwas irreführend. Zwar gab es zuvor einen Mordfall. Doch der wird erst spät angesprochen. Es geht in dem Film auch gar nicht um die Frage, wer diesen denn begangen hat. Stattdessen schildert Regisseur und Drehbuchautor Iñaki Sánchez in seinem zweiten Langfilm, wie ein Konflikt zunehmend eskaliert. Die notwendigen Debatten bleiben aus, von Anfang an herrscht eine bedrohliche Atmosphäre. Verstärkt wird dies durch die privaten Probleme der Familie. Während sich Ricardo in seine Arbeit stürzt, verfällt Claudia den Depressionen, was die gereizte Stimmung noch weiter verschärft. In Mord in der Lagune gibt es praktisch keine Szene, in der es nicht zu einer Konfrontation kommt. Da zudem niemand in der Lage ist, auf andere zuzugehen und sich auszutauschen, läuft es unweigerlich auf einen großen Knall hinaus.

Sánchez begegnet dabei allen Beteiligten mit Verständnis. Sympathisch sind die Figuren dabei weniger, da ist jetzt niemand dabei, der als Held bzw. Heldin durchgeht. Aber sie sind alle auf ihre Weise nachvollziehbar, selbst in ihren hässlichsten Momenten. Letztere stehen in einem starken Kontrast zur idyllischen Gegend. Fast schon paradiesisch wirkt das kleine an der Lagune gelegene Dorf. Aber es ist ein Paradies, das immer weiter verlorengeht. Das ist spannend, weil man kaum vorhersagen kann, wie weit diese Eskalation gehen wird. Wenn schon früh mit Gewehren auf Menschen gezielt wird, liegt die Vermutung nahe, dass irgendwann auch jemand abdrückt. Gleichzeitig ist Mord in der Lagune aber auch eine Tragödie, weil es keinen erkennbaren Ausweg aus dieser Misere gibt. Welche Entscheidung am Ende auch getroffen wird, sie wird zu Verlusten führen, zu einem weiteren Unglück.

Credits

OT: „El Lodo“
Land: Spanien
Jahr: 2021
Regie: Iñaki Sánchez
Drehbuch: Iñaki Sánchez
Musik: Xema Fuertes, Amadeo Moscardó
Kamera: Guillem Oliver
Besetzung: Raúl Arévalo, Paz Vega, Daniela Casas, Joaquín Climent, Susi Sánchez, Roberto Álamo, Toni Misó, Susana Merino

Bilder

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Mord in der Lagune
fazit
Auch wenn der Titel einen Krimi vermuten lässt, handelt es sich bei „Mord in der Lagune“ doch vielmehr um einen Thriller, wenn der Konflikt zwischen einem Naturschutzbeauftragten und der lokalen Bevölkerung zu eskalieren droht. Das ist spannend, weil von Anfang an eine bedrohliche Atmosphäre herrscht. Es ist aber auch tragisch, weil sich hier die Befürchtung einschleicht, dass sich das Unglück gar nicht mehr verhindern lässt.
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