Quarterback – Staffel 1

Wenn der Super Bowl vorbei ist, herrscht erst einmal einige Monate Ruhe in der Welt des Footballs. Generell ist die Sportart in den USA jedoch hoch angesehen. Auch in Deutschland scheint sie sich in den letzten Jahren größerer Beliebtheit zu erfreuen. Für Filme wird sie aufgrund der schnellen Spielzüge und des ruppigen Körperkontakts ebenfalls gerne herangezogen, siehe etwa Spiel auf Bewährung, Waterboy – Der mit dem Wasserschaden oder Spiel ohne Regeln. Nicht zuletzt rückte sie aber auch immer wieder in das Interesse von Dokumentarfilmern. Titletown High etwa begleitete ein Highschool-Football-Team auf der Jagd nach seinem nächsten Titel.

Drei Quarterbacks im Porträt

Die nun ebenfalls auf Netflix veröffentlichte Dokuserie Quarterback macht in Grundzügen etwas Ähnliches. Hier steht kein Team im Mittelpunkt, sondern drei einzelne Spieler. In der Position des Quarterbacks vereint, spielen sie alle für andere Mannschaften. Der Relevanz des Spielgestalters wird bereits dadurch Respekt gezollt, dass die Bezeichnung dafür Pate für den Namen der Serie stand. Der Einstieg scheint das Ganze auch noch einmal unterstreichen zu wollen: Ohne als plumpe Exposition daherzukommen, wird dem Zuschauer – unabhängig davon ob er kompletter Laie oder aber Experte ist – ganz verständlich klargemacht, was ein Quarterback ist, wieso die Position so wichtig ist, wieso und wie das Regelwerk sie in besonderer Weise schützt und so weiter.

Die drei Protagonisten der Dokuserie sind: Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs, Kirk Cousins von den Minnesota Vikings und Marcus Mariota von den Atlanta Falcons. Quarterback begleitet sie nicht nur auf dem Feld (später dazu mehr), sondern vor allem daneben – sowohl beruflich als auch privat. Während Fans mit diesen Namen bestens vertraut sein dürften, soll für Unwissende hier kurz erwähnt werden, dass Mahomes mit den Chiefs nicht nur den Super Bowl im Februar 2023 gewann, sondern auch selbst zum Most Valuable Player des Matches ernannt wurde. Der MVP der Serie dürfte aber ziemlich eindeutig Cousins sein.

Intimer Blick auf das Geschehen auf dem Platz

Der Mix aus familiärer Umgebung und professionellem Umfeld sorgt in Verbindung damit, wie Quarterback allgemein aufgebaut ist, dass die Serie nicht nur für Football-Fans interessant ist. Das Thema einer Dokumentation ist sicher ein nicht zu vernachlässigender Faktor, aber man muss sich zum Beispiel auch nicht für Kunst interessieren, um Kunst kommt aus dem Schnabel wie er gewachsen ist etwas abgewinnen zu können. Was eine gute Dokumentation unter anderem ausmacht, ist die Geschichte, die sie erzählt. Seit jeher fühlt die Menschheit sich zu Geschichten hingezogen; das Bedürfnis nach einer gut erzählten Geschichte kann teilweise so groß sein, dass das eigentliche Setting in den Hintergrund rückt. Quarterback wird daher wohl mehr Erfolg darin haben, mehr Leute zum Sport zu bringen, als etwa Break Point, eine auf Tennis fokussierte Dokuserie, die jedoch nicht so interessant erzählt war.

Was Quarterback von anderen Football-Dokus und vermutlich sogar von allen anderen Sport-Dokumentationen abhebt, ist der bereits angedeutete Teil auf dem Spielfeld. Zum ersten Mal in der Geschichte der NFL durften Spieler mikrofoniert werden. Wir hören also ganz genau, was in der Hitze des Gefechts passiert. Ein intimerer Einblick in das, was in einem Athleten in entscheidenden Momenten vorgeht, wäre nur dann noch möglich, wenn jemand einen Gedankenleser erfindet. Dass die NFL das überhaupt zugelassen hat, liegt wahrscheinlich daran, dass sich unter den Produzenten nicht nur Mahomes selbst, sondern auch Quarterback-Legende Peyton Manning befinden.