Jahrzehnte war Rosie (Bríd Ní Neachtain) mit Frank zusammen. Und auch wenn dessen Tod inzwischen zwei Jahre her ist, kann sie sich nicht wirklich vorstellen, ein Leben ohne ihn zu führen. So geht sie kaum mehr vor die Tür, ihre zwischenmenschlichen Kontakte halten sich in Grenzen, selbst wenn ihr Nachbar Donncha (Lorcan Cranitch) ihr immer wieder Avancen macht. Das ändert sich erst, als ein streunender Hund bei ihr auftaucht und sich hartnäckig weigert wieder zu gehen. Denn eine Reihe bemerkenswerter Zwischenfälle lassen in ihr die Überzeugung wachsen, dass es sich bei dem Vierbeiner um die Wiedergeburt ihres Mannes handelt. Gegen den Widerstand ihres Sohns Alan (Cillian O’Gairbhi), der als Arzt das alles für Blödsinn hält, macht sie den Hund zu einem wichtigen Bestandteil ihres Lebens, nimmt ihn überall hin mit und gibt ihm sogar den Namen Frank …
Eine andere Form der Trauerarbeit
Wie umgehen mit dem Tod eines geliebten Menschen? Das ist eine Frage, mit der sich die meisten irgendwann im Laufe ihres Lebens auseinandersetzen müssen. Ob wir nun unsere Eltern verlieren, Partner oder Partnerin, Kinder oder Menschen aus dem Freundeskreis – der Verlust wiegt schwer, die Welt ist auf einmal ein ganz Stück leerer geworden. Kein Wunder also, wenn ganz viele Filme dieses Thema aufgreifen und von den unterschiedlichsten Reaktionen berichten. In Was für ein schönes Wochenende! treffen sich die Angehörigen, um noch einmal die Lieblingsspiele des Verstorbenen zu spielen. Die Geschichte einer Familie schildert hingegen, wie die Familie durch den Schicksalsschlag auseinanderbricht. Einer der ungewöhnlichsten Filme zu dem Thema dürfte jedoch Rosie & Frank – Wiedersehen auf vier Pfoten sein, wenn der Weg zum Toten über einen Vierbeiner führt.
Der Film lässt es dabei offen, ob es sich bei dem Tier wirklich um die Wiedergeburt des Verstorbenen handelt. Es steht nicht einmal fest, ob es überhaupt so etwas wie eine Wiedergeburt geben kann. So ist Sohn Alan als Arzt vehement dagegen, Rosie steht dem Ganzen jedoch offen gegenüber. Natürlich ist dies auch die Folge ihrer Einsamkeit, die sie nach dem Tod von Frank nicht loswird. Geschickt werfen Rachael Moriarty und Peter Murphy, die zusammen Regie führten und das Drehbuch schrieben, kleine Momente ein, die einen zumindest stutzig machen. Ist es Zufall, dass der Hund an Lieblingsorten von Frank auftaucht und seine Vorliebe für den Sport Hurling teilt? Diese ganzen Situationen lassen sich sowohl in die eine oder andere Richtung interpretieren.
Schön, leise und ohne Kitsch
Wer sich von dem Film eine definitive Antwort erhofft, könnte da am Ende enttäuscht sein. Um diese Frage geht es in Rosie & Frank – Wiedersehen auf vier Pfoten letztendlich gar nicht. Stattdessen zeigen Moriarty und Murphy, wie ein Mensch wieder neuen Lebensmut findet, wieder rausgeht, sich anderen gegenüber öffnet und Freude empfindet. Insofern hat die kleine irische Produktion durchaus Wohlfühlqualitäten, ohne dabei jedoch in die Kitschfalle zu tappen. Die Tragikomödie verzichtet auch auf die dramatischen Zuspitzungen, wie man sie in zu vielen Filmen findet. Stattdessen bleibt das hier leise und zurückhaltend, arbeitet mit skurrilem Humor und Herz, anstatt auf das Publikum einschlagen zu wollen.
Das funktioniert gut, auch weil das Ensemble sehr schöne Leistungen aufzeigt. Man verbringt gern Zeit mit der Protagonistin, ihrem Sohn und dem neuen Familienmitglied. Hinzu kommen die anderen Figuren, deren Wege sich mit dem von Rosie und Frank kreuzen. So gibt es eine süße Nebenhandlung um den schüchternen Nachbarsjungen Mikey (Ruadhán de Faoite), der dank Frank zum Sport findet, so wie Sport allgemein eine wiederkehrende Rolle in dem Film spielt. Rosie & Frank – Wiedersehen auf vier Pfoten konzentriert sich zwar auf die Familie, ist dabei aber durchaus auch das Porträt der Gemeinschaft. Immer wieder gibt es schöne Aufnahmen von der Gegend, die einem das Gefühl geben, wie in einem Heimatfilm Teil zu werden. Am Ende darf das Publikum schmunzeln, sich ein bisschen besser und geborgener fühlen, dass da immer jemand da draußen ist, der zu einem hält – egal, wie viele Beine dieser nun hat.
OT: „Róise & Frank“
Land: Irland
Jahr: 2022
Regie: Rachael Moriarty, Peter Murphy
Drehbuch: Rachael Moriarty, Peter Murphy
Musik: Colm Mac Con Iomaire
Kamera: Peter Robertson
Besetzung: Bríd Ní Neachtain, Cillian O’Gairbhi, Lorcan Cranitch, Ruadhán de Faoite, Michelle Beamish, Martin Angolo
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