Der Meisterdetektiv Sherlock Holmes (Robert Downey Jr.) hat schon viele Verbrecher hinter Gitter gebracht. Doch sein neuester Fall verlangt selbst ihm alles ab: Er macht Jagd auf Professor Moriarty (Jared Harris), der in eine Reihe von Morden, Anschlägen und dubiosen Geschäften verwickelt ist. Sein treuer Freund und Begleiter Dr. John Watson (Jude Law) ist derweilen anderweitig beschäftigt, steht doch seine Hochzeit mit Mary Morstan (Kelly Reilly) an. Aber auch die beiden werden in die finsteren Pläne des Superschurken hineingezogen, denn Moriarty ist fest entschlossen, den lästigen Schnüffler für seine Einmischungen zu bestrafen. Aber auch die Wahrsagerin Madame Simza Heron (Noomi Rapace) muss den Zorn des Kriminellen fürchten, während dieser an seinem großen Coup arbeitet …
Überall Feinde
Natürlich, richtig weg war Sherlock Holmes nie. Kaum eine Figur des Krimigenres erfreut sich einer vergleichbar andauernden Popularität. Das verdankt diese nicht nur den Originalgeschichten von Arthur Conan Doyle, die zwischen 1887 und 1927 erschienen sind, sondern auch den zahlreichen Adaptionen fürs Kino und das Fernsehen. Und dennoch war es bemerkenswert, wie präsent Holmes um 2010 herum wieder in der Popkultur war. Das lag einerseits an der BBC-Serie Sherlock, welche den Detektiv in die Neuzeit versetzte und Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch zu einem internationalen Star machte. Aber auch die beiden Filme von Guy Ritchie wurden zu echten Überraschungshits. Über 500 Millionen US-Dollar spielte Sherlock Holmes 2009 ein, mehr als das Fünffache des Budgets. Kein Wunder also, dass knapp zwei Jahre später mit Spiel im Schatten bereits der Nachfolger da war.
Dieser schloss nahtlos an den erfolgreichen Erstling an. Die meisten Figuren und die damit verbundenen Schauspieler und Schauspielerinnen kehrten zurück, wenngleich einige von ihnen nur noch sehr kleine Rollen haben. Dafür tritt mit Moriarty aber ein Charakter auf, der untrennbar mit dem Franchise verbunden ist. Beim Vorgänger war er nur am Rande zu hören, in Sherlock Holmes: Spiel im Schatten darf er der große Antagonist werden. Wobei er auch hier lange eine Randerscheinung bleibt. Die meiste Zeit über haben Holmes und Watson nur mit den Schergen des gefürchteten Widersachers zu tun. Von denen gibt es dafür eine Menge, ständig sind die Helden damit beschäftigt, gegen Leute zu kämpfen, andere zu retten oder sich aus gefährlichen Situationen zu befreien.
Mehr Agententhriller als Rätselkrimi
Damit einher geht dann auch eine Verschiebung des Genres. Ursprünglich waren die Geschichten um Sherlock Holmes klassische Krimis, bei denen Spuren gesucht und Schlüsse gezogen werden. Bei Sherlock Holmes: Spiel im Schatten ist das nur noch rudimentär vorhanden und wird der Action untergeordnet. So darf Holmes an manchen Stellen wie schon beim ersten Teil vorhersagen, welche Folgen aus einzelnen Aktionen entstehen und entsprechend vorab entscheiden, was die richtige ist. Außerdem darf der brillante Geist rechtfertigen, warum wir gerade schon wieder den Schauplatz wechseln. Dennoch, erwarten sollte man dabei nichts. Das miteinander verheiratete Drehbuchpaar Michele und Kieran Mulroney interessiert sich nicht für den kriminologischen Aspekt, sondern orientiert sich eher an Agententhrillern. Und auch diverse Figuren werden mit Missachtung gestraft. Vor allem die weiblichen kommen schlecht weg, sind für die Geschichte entweder völlig irrelevant oder wie im Fall der Wahrsagerin Simza nur ein Mittel zum Zweck.
Dafür darf man mit den beiden Protagonisten wieder viel Spaß haben. Das Zusammenspiel von Robert Downey Jr. und Jude Law funktioniert sehr gut, wenn Holmes und Watson zu einem sehr erfolgreichen odd couple werden. Sehenswert ist der Film aber auch der Bilder wegen, wie schon beim letzten Mal fesselt Sherlock Holmes: Spiel im Schatten mit aufwendigen Settings und einer dichten Atmosphäre. Ob das Duo nun in einem Wald unterwegs ist oder die Szenen in dem Zug, das trägt schon alles sehr zum Unterhaltungswert bei. Noch schöner wäre es aber gewesen, wenn der Film auch eine interessante Geschichte zu erzählen hätte. Zwar ist die Idee hinter Moriartys Plänen schön perfide und trotz des historischen Drumherums ziemlich aktuell. Sie kommt aber erst recht spät zum Einsatz, ist wie so manches nur ein Mittel zum Zweck, damit Guy Ritchie seine bewährte Mischung aus Humor, Stilbewusstsein und markanten Typen unterbringen kann.
OT: „Sherlock Holmes: A Game of Shadows“
Land: USA
Jahr: 2011
Regie: Guy Ritchie
Drehbuch: Michele Mulroney, Kieran Mulroney
Vorlage: Arthur Conan Doyle
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Philippe Rousselot
Besetzung: Robert Downey Jr., Jude Law, Noomi Rapace, Jared Harris, Eddie Marsan, Kelly Reilly, Stephen Fry
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