Survival of the Thickest – Staffel 1

Endlich scheint es im Leben von Mavis Beaumont (Michelle Buteau) richtig aufwärtszugehen. So bietet sich ihr das erste Mal die Chance, als Lead Stylistin genommen zu werden. Davon träumt sie schon länger, Mode ist einfach ihre Welt und sie möchte anderen Menschen helfen, das Beste aus sich herauszuholen. Auch privat scheint die Sonne: Seit einigen Jahren schon ist sie glücklich mit Jacque (Taylor Selé) liiert, träumt davon, den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen. Dieser Traum platzt jedoch jäh, als sie eines Tages nach Hause kommt und ihn im Bett mit einer anderen erwischt. Ihr bester Freund Khalil (Tone Bell) hilft ihr daraufhin, aus der gemeinsamen Wohnung auszuziehen und erst einmal bei Jade (Liza Treyger) unterzukommen. Khalil und Marley (Tasha Smith) sind es dann auch, die ihr durch diese schwierige Zeit helfen, obwohl bei ihnen selbst einiges drunter und drüber geht. Und dann ist da ja auch noch Luca (Marouane Zotti), der eines Tages in ihr Leben tritt und alles durcheinanderbringt …

Selbstsuche jenseits der 40

Im letzten Jahr hat es gleich mehrere Filme gegeben, die im Kontext der Modewelt spielen und die unterschiedlichsten Aspekte davon beleuchteten. So handelte Haute Couture – Die Schönheit der Geste von deren Kreation, wenn eine Jugendliche ihr unerkanntes Talent als Modeschneiderin entdeckt. Triangle of Sadness wiederum folgte zwei Models, eines weiblich, das andere männlich, welche zum Verkauf dieser Kleidung engagiert werden. Und dann war da noch zum Abschluss Mrs. Harris und ein Kleid von Dior, bei dem es um den Kauf von Mode geht und den Wunsch, einmal so schön auszusehen wie diese Models. Damit sollte eigentlich alles im Modezyklus abgehandelt sein, sollte man denken, von der Schaffung bis zu den Leuten, die am Ende die Kleidung tragen. Mit der Netflix-Serie Survival of the Thickest kommt aber noch ein weiterer Aspekt hinzu, den die meisten nicht auf dem Schirm gehabt hätten: eine Mode-Beraterin.

Wobei die Geschichte nicht nur von diesem Thema handelt, auch wenn dies am Anfang so aussehen mag. Stattdessen erzählt Hauptdarstellerin Michelle Buteau (Work It, Always Be My Maybe), die gemeinsam mit Danielle Sanchez-Witzel die Serie entwickelt hat, von einer Frau, die sich beruflich und privat neu ordnen muss. Die überhaupt erst noch herausfinden muss, was sie von ihrem Leben will. Das ist ein bisschen wie in einem Coming-of-Age-Drama, wo es ebenfalls maßgeblich um eine Selbstfindung geht. Nur eben mit zwei Unterschieden: Im Mittelpunkt von Survival of the Thickest steht eine Frau jenseits der 40. Und auch die anderen Hauptfiguren der Serie sind in diesem Alter und deswegen trotzdem noch nicht im Leben angekommen. Vor allem Khalil und Marley haben noch einiges zu lernen, machen im laufe der acht Folgen eine Entwicklung durch.

Wir alle sind schön!

Der andere große Unterschied ist, dass bei der Serie viel mit Humor gearbeitet wird. Beispielsweise sind immer mal wieder Übertreibungen drin, gerade auch im Hinblick auf die Figuren. Bei den Drag Queens geht es gar nicht ohne. Aber auch Garcelle Beauvais hat einige witzige Auftritte als in die Jahre gekommenes Supermodel Natasha, das um jeden Preis jung und schlank wirken will. Das ist dann sicherlich auch der sympathischste Aspekt von Survival of the Thickest. Während sich Natasha herumquält, um irgendwelchen Schönheitsidealen zu entsprechen, geht Mavis davon aus, dass alle Menschen schön sind. Ihr Ziel ist es, dass andere sich selbst akzeptieren und in ihrem Körper wohlfühlen, selbst wenn sie doch immer mal wieder eigene Zweifel hat. Sie selbst mag das eine oder andere Kilo zu viel haben, was sie aber nicht weniger attraktiv für die Männer macht.

Allerdings wird dieser Punkt nicht durchgängig behandelt. Vielmehr springt die Serie zuweilen arg in der Gegend um her, so sehr, dass man sich zwischendurch fragt, ob man eventuell einige Folgen unterwegs verloren hat. Gerade gegen Ende der Staffel wird es ziemlich holprig, da hätte es vielleicht doch ein paar Zwischenschritte mehr gebraucht. Auch irritiert es manchmal, wie einfach manches hier doch ist. Man hat bei Mavis nie das Gefühl, dass sie wirklich viel um etwas kämpfen muss, auch wenn dies manchmal behauptet wird. Ansonsten ist Survival of the Thickest aber eine angenehme Überraschung inmitten des Netflix-Angebots. Man verbringt ganz gerne Zeit mit den Figuren, obwohl sie sich mit den Macken oft selbst im Weg stehen.