Computer-, Konsolen- und Automatenspiele hat es im Laufe der letzten Jahrzehnte natürlich ohne Ende gegeben. Kaum eines wurde aber ein vergleichbar großes Phänomen wie Tetris, das weit über die Grenzen der spielenden Bevölkerung hinausging. Auch wenn es heute natürlich nicht mehr die Bedeutung hatte wie 1989, als es der tragbaren Konsole Game Boy beigelegt wurde und damit eines der meistverkauften Spiele aller Zeiten wurde, so dürften es die meisten noch kennen. Das Prinzip von Elementen, die von oben herunterfallen und möglichst passend angeordnet werden müssen, gibt es in unzähligen Variationen. Auch in deutlich komplexeren: Bei Tetris gibt es nur eine Handvoll von Steinen, die sich immer wiederholen. Schließlich bestehen diese Steine alle aus vier Einzelsteinen, da sind die Kombinationsmöglichkeiten begrenzt.
Vorsicht Suchtgefahr
Und doch machte das Spiel seinerzeit absolut süchtig. Durch die Möglichkeit, diese herabfallenden Klötze zu bewegen und zu drehen, gab es bei jedem neuen Stein viele Wege, es zu platzieren. Lange darüber nachdenken, war jedoch keine Option. Fielen die Steine anfangs noch recht gemütlich, was einem vergleichsweise viel Zeit gab, eine möglichst optimale Position zu suchen, nimmt die Geschwindigkeit immer weiter zu. In höheren Levels war der Druck schon enorm, unter Hektik noch irgendwie Reihen abzubauen, das war schon eine Herausforderung. Da brauchte es Geschicklichkeit und eine schnelle Auffassungsgabe. Oft musste man schon vorher in die entsprechende Richtung drücken, noch bevor der Stein zu fallen beginnt, weil ansonsten die Zeit nicht ausgereicht hätte.
Normalerweise spielte man auf Zeit oder versuchte, möglichst viele Punkte zu sammeln. Das Prinzip war ideal, um sich mit anderen zu müssen. Auch wenn Tetris grundsätzlich ein Solospiel war, gab es einen Zweispieler-Modus per Linkkabel. Die Spieler bzw. Spielerinnen spielten auf ihren jeweiligen Game Boys zwar für sich. Gelang es aber, mehrere Reihen auf einmal abzubauen, wurden der Gegenseite welche unangekündigt draufgepackt. Hämisches Gelächter und Flüche gehörten dazu. Kein Wunder also, dass es später richtige Meisterschaften nur zu diesem Spiel gab. Das Schöne dabei war, dass Tetris dennoch von allen zu meistern war. Das Prinzip war sofort verstanden, alle konnten sofort mitmachen, weshalb das Spiel auch ein Systemseller für die Mobilkonsole wurde.
Eine Melodie, die nicht mehr aufhört
Gleiches gilt für die Musik von Hirokazu Tanaka. Die Titelmelodie ist so eingängig, dass man sie problemlos auch Jahrzehnte später noch summen kann. Wer das Spiel seinerzeit gespielt hat, braucht nur ein paar Töne und wird bereits fallende Klötze vor sich sehen. Das konnte aber auch im stillen Modus geschehen. Tatsächlich dürften viele, die etwas länger auf den monochromen grünlichen Bildschirm gestarrt haben, im Anschluss solche Visionen gehabt haben. Es gab natürlich schönere Versionen des Spiels, damals und später. Auch wenn viele das erste Mal über den Game Boy Kontakt hatten mit Tetris, entwickelt wurde es einige Jahre zuvor von dem Russen Alexey Pajitnov. Die Kombination aus dem süchtig machenden Spielprinzip und der tragbaren Konsole war aber einfach zu perfekt, gerade auch im Urlaub.
Die Geschichte, wie das Spiel bei Nintendo landete ist dabei ebenfalls sehr spannend. Einen Einblick in die Entwicklung liefert der Film Tetris, in dem Taron Egerton als Lizenzhändler hart um den Titel kämpften musste. Dieser ist zwar nicht so epochal wie das zugrundeliegende Spiel, welches Geschichte schrieb. Aber es dürfte zumindest einem älteren Publikum manch nostalgischen Moment bescheren und erzählt mit viel Humor von einem wendungsreichen Spielekrimi, ohne den vieles anders gelaufen wäre, was wir heute für selbstverständlich nehmen.
OT: „Tetris“
Land: Japan
Jahr: 1989
Director: Satoru Okada
Producer: Gunpei Yokoi
Vorlage: Alexey Pajitnov
Musik: Hirokazu Tanaka
Publisher: Nintendo
Plattformen: Game Boy, Nintendo Entertainment System
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