Eigentlich wollten die vier Teenagerinnen Tara (Leah McNamara), Ruth (Yasmin Monet Prince), Stink (Vivian Oparah) und Nessi (Isidora Fairhurst) nur schön Urlaub machen, ein wenig in Rotterdam abhängen und Spaß haben. Dieser Spaß ist aber schlagartig vorbei, als Taras Vater tot aufgefunden wird. Zeit zum Trauern bleibt ihr dabei nicht, denn das frühzeitige Ableben dürfte mit den drei Kilo Heroin zu tun haben, die sich nun im Besitz der vier befinden. Eben diese Drogen möchten eine Reihe von Leuten gern zurückhaben, darunter Taras Onkel Reagan (Richard Coyle), der als Gangster einen gewissen Ruf zu verteidigen hat. Und dann wäre da auch noch der Serienmörder (Christian Rubeck), der unter dem Namen „The Traveller“ bekannt und berüchtigt ist …
Alltagsmenschen in einer Ausnahmesituation
Es gehört zu den im Thrillergenre immer wieder gern verwendeten Motiven: Eine bislang unbescholtene Figur wird aus ihrem Alltag gerissen und in eine Ausnahesituation gezwungen, wo sie nun große Gefahren überwinden muss. In Hijack musste sich kürzlich beispielsweise ein Mann, der sonst für Unternehmen verhandelt, mit Flugzeugentführern herumplagen. Bei Schock – Kein Weg zurück bekommt es ein Arzt ohne Approbation mit der Unterwelt zu tun. In Wicked Games – Böse Spiele wird ein romantisches Wochenende zu einem Alptraum, als einige maskierte Leute ins Haus kommen. Die Idee ist immer gleich. Die mehr oder weniger alltäglichen Charaktere sollen dem Publikum die Möglichkeit geben, sich mit ihnen zu identifizieren und zu fragen: Wie würde ich in einer solchen Situation reagieren? Zudem erhöht das den Mitfieberfaktor.
Bei der Sky-Serie Then You Run ist das nicht anders. Hier sind es eben die vier Freundinnen, die es plötzlich mit einem ganzen Haufen Gangster zu tun bekommen und es irgendwie schaffen müssen, wieder heil aus dieser Sache herauszukommen. Dafür sind die denkbar schlecht geeignet, weder physisch noch beruflich bringen sie etwas mit, das ihnen da helfen könnte. Manchmal haben sie eine große Klappe, weshalb sie zumindest verbal dagegenhalten können. Auf Dauer ist das aber natürlich nicht genug, zumal die Bedrohungen einfach nicht weniger werden. Da sind einfach zu viele Leute unterwegs, die kein Problem damit hätten, für die Drogen über Leichen zu gehen. Zum Teil haben sie das ja auch schon getan.
Packend und düster
Der Ton der britisch-deutschen Coproduktion ist dann auch recht düster. Hier und da ist zwar zu lesen, dass es viel schwarzen Humor geben soll. In der Hinsicht sollte man aber nicht wirklich etwas erwarten. Denn auch wenn die Situation sich durchaus für eine Komödie angeboten hätte und es in manchen Szenen Ansätze dafür gibt, gerade bei den etwas überzogenen Gestalten der Unterwelt, ist Then You Run davon doch recht weit entfernt. Die Adaption des Romans Du von Zoran Drvenkar will lieber klassische Thrillerunterhaltung mit lauter gefährlichen Menschen und Situationen, in denen es für die vier ganz schnell vorbei sein kann, wenn sie sich nicht vorsehen.
Originell ist das Ganze eher nicht, weder im Hinblick auf die Geschichte noch deren Inszenierung. Aber es ist doch packend genug, um die acht Folgen recht zügig durchzuschauen. Positiv ist noch, wie die Flucht der Protagonistinnen nicht nur in ein inhaltliches Chaos führt, sondern auch ein sprachliches. Zumindest in der Originalfassung wird ständig die Sprache gewechselt. Unter anderem steht auch Deutsch wiederholt auf dem Programm – wobei die Qualität der Sprechenden da mitunter stark schwankt. Ansonsten ist Then You Run schauspielerisch mindestens solide. Das Nachwuchsensemble empfiehlt sich für weitere Rollen. Und theoretisch eine zweite Staffel. Zwar findet die Serie einen Schlusspunkt, der nicht unbedingt eine Fortsetzung verlangt. Aber es beschleicht einen schon das Gefühl, dass man sich die Option offenhalte wollte.
OT: „Then You Run“
Land: UK, Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Robert McKillop, Delyth Thomas, Paul Walker (II)
Drehbuch: Tom Mankiewicz
Vorlage: Zoran Drvenkar
Musik: Elizabeth Bernholz
Kamera: Annika Summerson, Sam Heasman
Besetzung: Leah McNamara, Vivian Oparah, Yasmin Monet Prince, Isidora Fairhurst, Lise Risom Olsen, Richard Coyle, Francis Magee, Cillian O’Sullivan, Christian Rubeck, Darren Cahill
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)