Titi

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Titi
„Titi“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Der Physikprofessor Ibrahim (Parsa Pirouzfar) liegt wegen eines Gehirntumors im Krankenhaus. Trotzdem arbeitet er wie besessen an einer Theorie über schwarze Löcher. Er ist überzeugt davon, dass die Erde irgendwann von einem solchen verschlungen werden wird und kritzelt zahlreiche große Papierbögen mit Skizzen und Notizen voll. Als er ins Koma fällt, trauern seine Angehörigen bereits um ihn. Die etwas sonderliche und eigenbrötlerische Titi (Elnaz Shakerdoost) arbeitet im Krankenhaus; sie führt ein Ritual durch, welches Ibrahim das Leben retten soll. Es scheint zu funktionieren, denn der Professor erwacht aus dem Koma und sein Zustand verbessert sich. Nur hat Titi auf Anweisung von Ibrahims Ex-Frau und zu seinem Ärger all die für ihn so wichtigen Papiere aus dem Krankenhauszimmer entfernt. Weil Papier teuer ist, hat sie sie aber nicht weggeworfen, sondern dichtet zuhause damit Fenster ab oder legt den Hasenstall damit aus. Auch ihr arroganter Verlobter Amir-Sassan (Hootan Shakiba) ist im Besitz einiger der Papiere und gibt sie im Gegensatz zu Titi nicht wieder heraus. Während sich zwischen Titi und Ibrahim eine Freundschaft entwickelt, scheint Amir-Sassan es zu genießen, Ibrahim immer weiter hinzuhalten und ihn geradezu zu quälen.

Viele Stränge, zu wenig Zeit

In Titi geht es also darum, dass ein Physikprofessor von einem aggressiven Kleinganoven seine für ihn wertvollen Aufzeichnungen zurückbekommen möchte – eine nicht nur auf den ersten Blick etwas dünne und wenig interessante Handlung. Bislang hier unerwähnt geblieben ist, dass Titi auch noch schwanger ist. Sie trägt als Leihmutter ein Kind aus – wie sich herausstellt, nicht zum ersten Mal und auch nicht gegen den Willen ihres Verlobten, sondern sogar in dessen Auftrag. Und dann ist da noch Ibrahims zerbrochene Ehe und seine Beziehung zu seiner Tochter, die er unbedingt aufrechterhalten will.

Nicht all diesen Handlungsstränge wird gleich viel Zeit eingeräumt, was den einen oder anderen von ihnen etwas unausgearbeitet und bisweilen überflüssig wirken lässt. Der Film ist größtenteils als realistisches Drama angelegt, beinhaltet aber auch absurde Elemente oder eine Prise magischen Realismus. Diese Aspekte tauchen aber nur hier und da unvermittelt auf und sind damit eher eine Irritation in der ansonsten ernsten Geschichte, als dass sie den Film bereichern. Der Kern des Films ist jedenfalls die sich behutsam entwickelnde Beziehung zwischen Titi und Ibrahim. Bei den Figuren und den Beziehungen zwischen ihnen kann Titi dann auch seine Stärken ausspielen. Ibrahim und Titi sind beide etwas auf ihre eigene Weise etwas sonderbar: Er mit seiner Obsession für die Forschung an schwarzen Löchern, bei der man nie ganz sicher weiß, wieviel davon ernsthafte Wissenschaft ist und wieviel wahnhaftes Hirngespinst. Titi wiederum wird als ungebildete und naive Einzelgängerin gezeichnet, die aber ein gutes Herz hat.

Die Geschichte dreier Gescheiterter

Weil seine Ehe zerbrochen ist und seine Ex-Frau ihm auch noch die gemeinsame Tochter entreißen will, wendet sich Ibrahim immer mehr Titi zu. Zwischen den beiden entspinnt sich eine enge platonische Beziehung, in deren Verlauf sie sich einander öffnen und die Weltsicht des anderen zu verstehen versuchen. Elnaz Shakerdoost als Titi arbeitet dabei viel mit kleinen Gesten und Blicken, um zum Beispiel die Unsicherheit und Neugier ihrer Figur auszudrücken. Ganz und gar nicht klein oder subtil sind dagegen die heftigen Gefühlsausbrüche von Amir-Sassan, der sich für den Größten hält, obwohl er nur ein mittelmäßig begabter Musiker ist, der auf Dorffesten spielt und obendrein Alkoholiker ist. Gemeinsam ist allen drei Hauptfiguren, dass sie hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben und in gewisser Weise alle gescheitert sind – nicht immer durch eigenes Verschulden. Sie müssen lernen, loszulassen, was ihnen aber nicht immer gelingt.

Titi trägt Ansätze eines gelungenen Dramas in sich und kann mit dreidimensionalen Charakteren und interessanten Beziehungen zwischen ihnen aufwarten. Andererseits tritt der Film gerade mit der Handlung um Ibrahims entwendete Aufzeichnungen lange Zeit auf der Stelle und scheint nicht so recht zu wissen, wo er denn nun hinwill. Die melancholische Stimmung und einige schöne, verträumte Bilder lullen einen immer wieder ein. Mehr als eine wirkliche Geschichte bleiben beim Zuschauer nach dem Filmende solche Stimmungen und Gefühle im Kopf hängen.

Credits

OT: „Titi“
Land: Iran
Jahr: 2020
Regie: Ida Panahandeh
Drehbuch: Arsalan Amiri, Ida Panahandeh
Musik: Alireza Afkari, Ramin Fallah
Kamera: Farshad Mohammadi
Besetzung: Elnaz Shakerdoost, Parsa Pirouzfar, Hootan Shakiba

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Titi
fazit
„Titi“ bietet zwar gut ausgearbeitete Figuren, die von ihren Darstellern überzeugend mit Leben gefüllt werden. Vollends überzeugen kann der Film mit seiner unausgegorenen Mischung aus Drama mit absurden Elementen allerdings nicht.
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