Unbekannt: Die kosmische Zeitmaschine

Alles hat einmal ein Ende, so auch die Netflix-Dokumentationsreihe Unbekannt, die zumindest vorerst nach vier Folgen abgeschlossen ist. Die jeweiligen Teams nahmen uns dabei auf eine zwar nicht immer überzeugende, insgesamt aber nicht uninteressante und abwechslungsreiche Reise durch verschiedene Bereiche der Wissenschaft mit. Nachdem sich der Auftakt Die vergessene Pyramide um die Suche nach dem alten Ägypten drehte, nahm sich Killerroboter der Chancen und Gefahren künstlicher Intelligenz an. Beim dritten Teil Die Knochenhöhle stand wieder eine Reise in die ferne Vergangenheit an, wenn wir auf den Spuren einer bislang unbekannten Menschenart wandelten, die vor 300.000 Jahren lebten. Und auch beim vierten und letzten Teil Die kosmische Zeitmaschine geht es um noch unbekanntes Leben. Mit dem Unterschied, dass dieses in den Weiten des Weltalls gesucht wird.

Spurensuche im All

Wer nun befürchtet, es könne sich um eine dieser pseudodokumentarischen Produktionen handeln, die Fantastereien und Verschwörungstheorien als Wissenschaft verkaufen wollen – das Thema Außerirdische ist für so etwas prädestiniert –, darf beruhigt sein. Darum geht es hier gar nicht. Stattdessen behandelt der Film das James-Webb-Weltraumteleskop, welches Ende 2021 ins All geschossen wurde und dort nach Antworten suchen soll. Dabei steht nicht allein die Suche nach möglichem Leben auf weit entfernten Planeten auf dem Programm. Vielmehr erhofft man sich, mehr über den Weltraum allgemein herauszufinden. Dabei geht es um ganz Grundlegendes, beispielsweise Hinweise, was nach dem Urknall damals geschehen ist. Der Titel Unbekannt: Die kosmische Zeitmaschine bezieht sich also nicht auf eine Zeitreise, wie man sie aus Science-Fiction-Filmen kennt, sondern auf Erkenntnisse über die Anfänge alles Seins.

Spannend ist das auf jeden Fall, zudem ein Triumph der Wissenschaft – rund ein Vierteljahrhundert wurde an dem Teleskop gearbeitet, welches unter anderem das legendäre Hubble-Weltraumteleskop beerben soll. So richtig viel ist seither allerdings noch nicht herausgesprungen: Die auf fünf bis zehn Jahre angelegte Mission ist zur Zeit des Drehs des Dokumentarfilms noch ziemlich am Anfang. Wer sich von Unbekannt: Die kosmische Zeitmaschine also atemberaubende neue Entdeckungen erhofft, sollte die Erwartungen lieber gleich nach unten schrauben. Da hat wie schon bei den anderen Folgen die Marketingabteilung den Mund etwas voll genommen. Einige dürften am Ende etwas enttäuscht sein, wenn man hier das Gefühl hat, lediglich eine Art Prolog gesehen zu haben.

Die Anfänge einer Mission

Genauer erfahren wir hier mehr über die Entwicklung des Teleskops, über die Menschen, die damit zu tun haben, und welche Ziele das Projekt verfolgt. Das bleibt dann alles tendenziell an der Oberfläche, da die Zielgruppe nun einmal Laien sind. Zudem ist die Laufzeit von einer Stunde wie schon bei Killerroboter zu kurz, um das Thema wirklich zu vertiefen. Mehr als ein paar Schlagwörter sind da nicht drin, um dem Publikum zumindest eine Vorstellung davon zu geben, worum es eigentlich geht. Das macht dann auch Lust auf mehr, sowohl auf potenzielle Entdeckungen des Teleskops, aber auch auf Astronomie im Allgemeinen. Insofern dient Unbekannt: Die kosmische Zeitmaschine also schon der Horizonterweiterung und ist ein lohnenswerter Neuzugang im Netflix-Katalog. Man darf sich nur keine großen Antworten erhoffen.