Unser Fluss unser Himmel Our River...Our Sky
© Barnsteiner Film
„Unser Fluss… Unser Himmel“ // Deutschland-Start: 6. Juli 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

Im Winter 2006 ist es bereits drei Jahre her, dass die USA ihre Irak-Invasion begonnen haben, um das Land von Saddam Hussein zu befreien und unter die eigene Kontrolle zu beginnen. Doch unter Kontrolle ist gar nichts: Überall herrschen Chaos und Gewalt, beide Seiten liefern sich erbitterte Kämpfe, Bombenanschläge gehören zum Alltag. Hinzu kommt die Gewalt innerhalb der Bevölkerung, da sich der sunnitische und der schiitische Teil verfeindet gegenüber stehen. Inmitten des allgegenwärtigen Kriegs versucht die Schriftstellerin Sara (Darina Al Joundi), mit ihrer Tochter Reema (Zainab Joda), ihrer Mutter Nermeen (Siham Mustafa) und ihrem Bruder Yahya (Amed Hashimi) irgendwie durch den Alltag zu kommen. Doch wie lange wird sie es noch in dieser Stadt aushalten können?

Über das Leben im Bürgerkrieg

Bei den vielen Krisen, Katastrophen und Kriegen, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten zugetragen haben, ist es kein Wunder, wenn manche fast schon in Vergessenheit geraten sind. Zu diesen zählt auch der Irakkrieg, der in Filmen nur selten thematisiert wird. Das mag einerseits daran liegen, dass der Krieg selbst recht kurz war, zumindest offiziell war er nach wenigen Wochen beendet. Es hat sicher aber auch damit zu tun, dass die USA dabei keine besonders rühmliche Rolle gespielt hat, von den erfundenen Kriegsgründen bis zu den katastrophalen Folgen für die Bevölkerung. Der Sturz von Hussein brachte keinen Frieden, sondern einen verheerenden Bürgerkrieg. Unser Fluss… Unser Himmel erinnert an diese Zeit und zeigt auf, was es bedeutete, in dem Land zu leben.

Dabei ist der Krieg als solcher gar nicht direkt das Thema des Films. Stattdessen befasst sich die Regisseurin und Co-Autorin Maysoon Pachachi mit einer Reihe von Menschen und deren Alltag. Im Mittelpunkt ihres Werks steht dabei die Autorin Sara, die an der Aufgabe scheitert, das Unaussprechliche in Worte zu packen. Aber sie ist mehr ein Verbindungsglied, um die zahlreichen anderen Geschichten irgendwie zusammenzuführen. Viele davon betreffen Menschen, die in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft leben. Dann und wann wagt Unser Fluss… Unser Himmel aber auch den Blick nach außen und zeigt die direkten Auswirkungen. Da gibt es Anschläge, muss eine Leiche aus dem Fluss gezogen werden, gibt es strenge Kontrollen. Er sei Polizist, man müsse vor ihm Angst habe, muss sich ein Mann anhören, der neu an einem solchen Kontrollpunkt arbeitet. Doch der kurze Ausflug in die Gesellschaftskritik ist schnell wieder vorbei.

Vielstimmiges Plädoyer für Solidarität

Das ist Stärke und Schwäche zugleich. Auf der einen Seite gelingt es Pachachi, zusammen mit ihrer Mit-Autorin Irada Al-Jubori ein interessantes Kaleidoskop anzulegen, das gerade auch von der Vielstimmigkeit lebt. Das erinnert ein wenig an das preisgekrönte Für Sama. Dort folgen wir einer Reihe von Menschen, die inmitten der Belagerung der syrischen Stadt Aleppo versuchen, irgendwie den Alltag zu bewahren und weiterzumachen. Der Unterschied ist natürlich, dass der besagte Film dokumentarisch war, während Unser Fluss… Unser Himmel zwar auf Erfahrungen basiert, dabei aber fiktionale Geschichten erzählt. Doch auch in dieser Fassung entsteht ein spannendes Gesamtbild, bei denen unterschiedlichste Charaktere und Schicksale zusammenkommen. Ein typischer Ensemblefilm eben.

Allerdings führt dies auch dazu, dass man zuweilen den Überblick verliert. Die Einzelgeschichten haben zudem eine gewisse Beliebigkeit an sich, da es keinen roten Faden gibt, der das alles irgendwie zusammenhalten würde. Wer darauf verzichten kann, findet bei der internationalen Coproduktion jedoch eine Menge, wofür es sich lohnt, den Film einmal anzuschauen. Unser Fluss… Unser Himmel funktioniert sowohl als allgemeines Zeitporträt, welches den Schrecken des Krieges vor Augen führt, wie auch als hoffnungsvoll stimmendes Drama über Solidarität und Zusammenhalt. Gerade in Zeiten größter Unmenschlichkeit ist es bei Pachachi wichtig, sich das Menschliche zu bewahren und das Verbindende zu suchen.

Credits

OT: „Our River…Our Sky“
Land: UK, Frankreich, Deutschland, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate, Katar
Jahr: 2021
Regie: Maysoon Pachachi
Drehbuch: Maysoon Pachachi, Irada Al-Jubori
Musik: Mario Schneider, Ehsan Emam, Khyam Allami
Kamera: Jonathan Bloom
Besetzung: Darina Al Joundi, Zainab Joda, Basim Hajar, Labwa Arab, Amed Hashim

Bilder

Trailer

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Unser Fluss… Unser Himmel
fazit
„Unser Fluss... Unser Himmel“ erzählt eine Reihe von Geschichten aus dem Irak, der nach der Invasion durch die USA in eine brutale Gewaltspirale geraten ist. Durch die vielen Figuren behält man nicht immer den Überblick, zumal auch ein roter Faden fehlt. Aber es ist ein spannendes Porträt von Leuten, die inmitten eines Bürgerkriegs einen Alltag zu leben versuchen.
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