Weekend 2011
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Weekend (2011)

Weekend 2011
„Weekend“ // Deutschland-Start: 20. Oktober 2011 (Kino) // 22. April 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

An einem Freitagabend trifft Russell (Tom Cullen) in einer Schwulenbar auf Glen (Chris New). Eigentlich hat er ihn erst abblitzen lassen, doch die beiden kommen schließlich trotzdem zusammen und verbringen die Nacht miteinander. Als sie bei einem Kaffee über die Ereignisse des letzten Abends zu sprechen kommen, erzählt Glen von einem Kunstprojekt, bei dem er seine Freunde und Mitmenschen über ihr Sexleben ausfragt. Russell, der ungern über diesen Teil seines Lebens spricht, zögert, lässt sich aber schließlich auf das Interview ein. Sie versprechen sich, am Nachmittag wiederzusehen, wo sie das Gespräch fortsetzen, zusammen durch die Clubs und Bars der Stadt ziehen und ihre Beziehung vertiefen. Russell ist fasziniert von dem Mann, der eigentlich nur ein One-Night-Stand hätte sein können, doch in den er sich mehr und mehr verliebt. Jedoch geht Glen auf Distanz und hat ein Geheimnis.

Wer soll sich das ansehen?

Als Drehbuchautor und Regisseur Andrew Haigh am Skript zu seinem zweiten Spielfilm Weekend arbeitete und begann, seine ersten Ideen Freunden und Kollegen vorzustellen, fragte man ihn,  welches Publikum er eigentlich mit dieser Geschichte erreichen wolle. Da im Zentrum zwei schwule Männer stehen, würden Heterosexuelle sich von dem Film fernhalten oder ihn nicht verstehen. In einem Interview mit Criterion anlässlich der Veröffentlichung von Weekend in der Criterion Collection betont er, dass er diese Angst nie hatte und stattdessen davon überzeugt war, dass je aufrichtiger und authentischer er die Geschichte gestalte, desto universeller würde sie sein. Die Rechnung ging auf, denn Weekend fand generell bei der Kritik wie auch dem Publikum viel Zuspruch und gewann beispielsweise den Großen Preis der Jury beim Outfest Festival, zwei British Independent Film Awards sowie den London Critics Circle Award. Bis heute ist Weekend einer der wenigen Filme, die eine LGBT-Beziehung glaubhaft und authentisch erzählen und darstellen.

In seinem Buch Weiß beschreibt der US-amerikanische Autor Bret Easton Ellis (American Psycho), bei der Darstellung von Homosexualität sei ein Film wie Weekend dem Oscar-Gewinner Moonlight weit überlegen. Die Aussage, die in vielen Feuilletons aufgegriffen wurde, ist durchaus nicht von der Hand zu weisen, wenn man die beiden Werke erzählerisch und stilistisch miteinander vergleicht. Vermutlich inspiriert von dem britischen „kitchen sink“-Dramen ist Weekend ein Film, der einen sehr realistischen Ansatz verfolgt, ohne dabei ins pseudo-dokumentarische zu gehen. Als Zuschauer hat man das Gefühl, es mit echten Menschen zu tun zu haben, die nicht symbolisch für etwas stehen oder dem Autor/Regisseur als Erfüllungsgehilfen für eine bestimmte Message dienen. Russell und Glen sind Menschen aus Fleisch und Blut, die versuchen in der Welt klar zu kommen, sich bewusst sind, was es heißt in dieser homosexuell zu sein, und dabei Aspekte wie Liebe, Beziehung und Karriere irgendwie auszubalancieren. Es ist dieser Ansatz, den Ellis lobt und Haigh in dem bereits erwähnten Interview beschreibt, was Weekend zu einem sehr intimen, authentischen Film macht.

Sex, Lügen und ein Tapes

Darüber hinaus erinnert Haighs Film an vielen Stellen an das US-Indie Kino der 80er und 90er Jahre, insbesondere an die frühen Arbeiten eines Steven Soderbergh. Die Idee, dass Glen seine Freunde und Mitmenschen interviewt und dies aufnimmt, könnte eine Anspielung auf James Spaders Charakter in Sex, Lügen und Video sein. In Verbindung mit den Gesprächen, die die beiden Männern während des Wochenendes führen, wird nichts weniger als eine Bestandsaufnahme des Lebens gemacht. Die unterschiedlichen Haltungen bezüglich Sexualität und gesellschaftlicher Akzeptanz kann man verstehen als einen Blick auf die Gesellschaft, die zwar augenscheinlich Homosexualität toleriert, doch zugleich eine Distanz sucht, wie es Glen an einer Stelle anmerkt. Dass Haigh seinen Film jedoch nicht als Anklage auslegt, sondern vielmehr die intensiver und intimer werdende Beziehung zwischen seinen beiden Hauptfiguren begleitet, zeigt sein Gespür für Ton und Dramaturgie. Niemals verliert man als Zuschauer den Bezug zu den beiden Figuren, für deren Liebe man hofft.

Credits

OT: „Weekend“
Land: UK
Jahr: 2011
Regie: Andrew Haigh
Drehbuch: Andrew Haigh
Musik: James Edward  Baker
Kamera: Urzula Pontikos
Besetzung: Tom Cullen, Chris New, Jonathan Race, Laura Freeman, Loreto Murray

Bilder

Trailer

Filmfeste

SXSW 2011
International Film Festival Rotterdam 2012

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Weekend (2011)
fazit
„Weekend“ ist ein emotionales und sehr gut geschriebenes Drama über Sexualität, Liebe und Beziehungen in der heutigen Zeit. Andrew Haigh entwirft mit wenigen, sehr effektiven Mitteln und guten Darstellern ein Bild der Gesellschaft sowie eine berührende Liebesgeschichte.
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