Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe
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Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe

„Wimbledon“ // Deutschland-Start: 24. März 2005 (Kino) // 7. Juli 2023 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Der gealterte Tennisspieler Peter (Paul Bettany) macht sich keine Illusionen: Ein Star wird er nicht mehr. Als er eine Wildcard für die Teilnahme an Wimbledon erhält, sieht er das Turnier als seinen Möglichkeit, auf der großen Bühne abzudanken. Für Lizzie (Kirsten Dunst) hingegen ist es das erste Mal, dass sie bei dem prestigeträchtigen Spektakel antritt. Sie ist jung und ambitioniert, ihre Karrierewünsche werden dabei von ihrem Vater und Trainer Dennis (Sam Neill) unterstützt, der sein Leben ihrem Traum verschrieben hat. Nach einer Zufallsbegegnung zwischen Peter und Lizzie kommen die beiden sich im Laufe des Turniers näher. Dennis hält nichts davon, dass seine Tochter mit Männern anbandelt – es beeinflusst ihr Spiel negativ. Peter auf der anderen Seite spielt das Turnier seines Lebens und schafft es tatsächlich ins Finale. Der Schwanengesang scheint perfekt. Aber auch ihn lässt die Affäre mit Lizzie ein wenig den Fokus verlieren, außerdem hat er sich im Halbfinale eine Rückenverletzung zugezogen …

Der unausweichliche Kampf gegen die Zeit

Alt werden möchte jeder, alt sein hingegen keiner. Der verschiedenen Persönlichkeiten in unterschiedlichen Formulierungen zugeschriebene Aphorismus trifft wohl auf niemanden eher zu als auf Sportler. Wer sich viel mit MMA beschäftigt, wird wohl schon einmal über folgende Aussage gestolpert sein: Father Time is undefeated. Ab einem gewissen Level gewinnt in 70% der Fälle der jüngere gegen den älteren Kämpfer. Der Ältere kann stärker sein, mehr Erfahrung und einen höheren Fight IQ haben – aber wenn der Körper nicht mehr so schnell mitmacht wie der Geist es plant und gerne hätte, stellt das den Athleten vor ein Problem, unabhängig von der Sportart. Anders als in normalen Berufen kann das „Rentenalter“ für einen Sportler je nachdem bereits in den späten Dreißigern anfangen. Peter, der einmal die Nummer 11 in der Welt war und mittlerweile auf Platz 119 herumkrebst, spürt das auch.

Eine Niederlage ist für einen Sportler sicher eine unangenehme Sache, eine Niederlagenserie noch mehr. Aber sich selbst einzugestehen, dass es entgegen des eigenen Willens an der Zeit ist, aufzuhören, ist ein Gefühl, das vielleicht niemand verstehen kann, der nicht selbst in dieser Position war. Das macht die Szene um die 16-Minuten-Marke herum so ergreifend: Peter sitzt bei einer kleinen Pressekonferenz und ist dabei, etwas zu verkünden. Da betritt einer der jungen Favoriten den Raum, der sofort die Aufmerksamkeit sämtlicher Journalisten auf sich zieht. Während sie mit dem Rücken zu Peter gewandt sind, hören sie nicht, wie er zum ersten Mal die Worte ausspricht, und damit die Wahrheit vor sich selbst unwiderruflich eingesteht, dass er nach diesem Turnier aufhören wird, Tennis zu spielen.

Liebeskomödie trifft Sportfilm

Diese emotionale Tiefe erreicht Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe im weiteren Verlauf leider nicht mehr. Der einzige Moment, der da mit anderem Vorzeichen einigermaßen mithalten kann, ist der erste Kuss zwischen Peter und Lizzie. Er ist vielleicht ein wenig kitschig aufgezogen, aber er funktioniert wunderbar, und der Zuschauer kann sich für die beiden freuen und sich auf die Romanze einlassen. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt sind: Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe ist eine RomCom. Eine romantische Komödie. So richtig romantisch oder witzig scheint es hier aber nicht zuzugehen, zumindest scheint der Fokus nicht darauf zu liegen. Wer sich mit Genrebegriffen herumschlagen muss, ist wahrlich nicht zu beneiden. Das ganze Feld ist so diffus, und selbst die Frage, warum es romantische Komödie und nicht komödiantische Romanze heißt, würde schon eine ellenlange Diskussion nach sich ziehen (die wir uns an dieser Stelle sparen). Wimbledon ist aber auch kein reiner Sportfilm. Er ist tatsächlich eine Mischung RomCom und Sportfilm, vielleicht der erste seiner Art. Da können wir natürlich den Welpenschutz geltend machen, und darüber hinwegsehen, dass die verschiedenen Elemente noch nicht so ganz gegeneinander austariert sind.

Der dritte Akt konzentriert sich stärker auf den sportlichen Aspekt. Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe ist allerdings kein Film, der nur Tennisfans anspricht. Größen wie John McEnroe (Boom! Boom! The World vs. Boris Becker) und Chris Evert spielen sich hier zwar selbst als Kommentatoren des Geschehens, und auch sonst gibt es für Kenner einiges zu entdecken, aber der Film ist doch eher allgemein gehalten, was zielgruppentechnisch eine gute Entscheidung war. Die letzte halbe Stunde es Streifens ist dann auch die beste. Das liegt unter anderem an der Kameraführung. Viele der sportlicheren Szenen sind mit pfiffigen Kameratricks eingefangen. Leider hat der Film aber auch technische Schwächen. Vor allem in lauteren Umgebungen scheint der Originaldialog nicht verständlich am Set aufgenommen worden zu sein. In so einem Falle behilft man sich mit so genanntem ADR, die Schauspieler sprechen ihre Zeilen also im Tonstudio noch einmal übers Bild. Das ist selten ideal, aber so störend auffällig wie hier ist es beinahe ebenso selten.

Credits

OT: „Wimbledon“
Land: USA
Jahr: 2004
Regie: Richard Loncraine
Drehbuch: Adam Brooks, Jennifer Flackett, Mark Levin
Musik: Edward Sheamur, John Colby
Kamera: Darius Khondji
Besetzung: Kirsten Dunst, Paul Bettany, Sam Neill, Jon Favreau, Bernard Hill, Eleanor Bron, Nikolaj Coster-Waldau, Austin Nichols, Robert Lindsay, James McAvoy, John McEnroe, Chris Evert, Mary Carillo, John Barrett

Bilder

Trailer

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Wimbledon – Spiel, Satz und … Liebe
Fazit
"Wimbledon - Spiel, Satz und ... Liebe" erfüllt den Komödienanteil mangelhaft, den Romanzenteil befriedigend und den Sportteil gut. Eine reine Sportromanze mit klarerem Fokus wäre die bessere Wahl gewesen, aber auch so weiß der Film zu unterhalten und überzeugt vor allem im dritten Akt.
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