Als Jaime Reyes (Xolo Maridueña) mit einem Abschluss vom College nach Hause kommt, ist die Freude groß. Schließlich ist das zuvor noch niemand anderem in seiner Familie geglückt. Umso größer sind auch die Erwartungen, die ganze Welt scheint ihm offenzustehen. Jahre später wurde aus Hoffnung Ernüchterung, er findet einfach keine Anstellung, weshalb er noch immer bei seiner Familie lebt. Als er und seine Schwester Milagro (Belissa Escobedo) auch noch ihre Stelle als Putzkraft bei der knallharten Unternehmerin Victoria Kord (Susan Sarandon) verlieren, scheint die Zukunft endgültig vorbei zu sein, noch bevor sie richtig anfangen konnte. Glücklicherweise ist da aber auch noch Victorias Nichte Jenny (Bruna Marquezine), die ohnehin mit ihrer Tante über Kreuz liegt und Jaime eine neue Arbeit in Aussicht stellt. Als dieser zum vereinbarten Zeitpunkt bei dem Unternehmen vorbeikommt, drückt ihm eine sichtlich gestresste Jenny jedoch eine Burger-Schachtel in die Hand. Darin befindet sich ein blauer Skarabäus, der ihm übermenschliche Kräfte verleiht und sein Leben für immer verändern wird …
Ein kleiner Käfer gerät unter die Räder
Die Erwartungen an James Gunn sind riesig. Schließlich muss er es schaffen, das seit Jahren herumschlingernde DC Comics Film-Universum wieder in die richtige Spur zu bringen. Dieses hatte zwischendurch zwar immer mal wieder einige Erfolge vorzuweisen. Zuletzt waren die Einspielergebnisse aber ernüchternd bis katastrophal: Die mit hohen Erwartungen gestarteten Black Adam und The Flash wurden zu Verlustgeschäften, auch Shazam! Fury of the Gods wurde ignoriert. Mit Blue Beetle kommt nun einer der letzten Titel vor dem Reset in die Kinos. Bei dem hat man die Hoffnung wohl schon vor dem Start begraben, dass der Film profitabel sein könnte. So wurde kaum Werbung dafür gemacht. Hinzu kommt, dass weder die Figur noch die Besetzung dafür geeignet sind, größere Massen anzulocken, da fehlen einfach die größeren Namen.
Die große Ausnahme ist dabei natürlich Oscar-Preisträgerin Susan Sarandon, die hier die Rolle der Antagonistin übernommen hat. Es macht dann auch Spaß, ihr dabei zuzusehen, wie sie als gleichermaßen eiskalte wie irre Unternehmerin über Leichen geht und das auch noch als toll zu verkaufen versucht. Später wird es ein paar Nuancen geben, die aus Victoria Kord mehr machen. Richtig viel investiert das Drehbuch da aber nicht. Dafür gab es sich bei der Familie mehr Mühe. Diese ist dann auch die zweite Stärke des Films. Die Dynamik innerhalb der Truppe hat hohen Unterhaltungswert, zumal die Besetzung bei Blue Beetle insgesamt prima gewählt wurde. Wie sich die Figuren gegenseitig aufziehen, gleichzeitig aber unterstützen, macht prinzipiell Lust auf weitere Teile, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit für dieser eher gering sein dürfte. Gerade die mexikanische Veteranin Adriana Barraza (We Can Be Heroes) wird als renitente Oma regelmäßig zur Szenendiebin.
Verschwendetes Potenzial
Umso bedauerlicher ist, dass drumherum so wenig Nennenswertes zu finden ist. Vielmehr besteht Blue Beetle aus lauter Versatzstücken, die man aus anderen Filmen kennt. So ist es beispielsweise schwierig, bei dem Käfervieh nicht an den Ant-Man zu denken. Wenn der Protagonist sich mit dem symbiotischen Käfer unterhält, werden Erinnerungen wach, etwa an Venom. Das Motiv der kriselnden Familie aus unteren Kreisen kennt man aus Shazam!. Selbst die Witze und der Ablauf der Handlung kommt einem so bekannt vor, dass man sich zwischendurch fragt, ob man den Film hier nicht vielleicht doch schon vorher gesehen hat. Überraschungen? Die sind hier nicht zu finden, ebenso wenig erzählerische Ambitionen.
Das ist schade, weil Regisseur Ángel Manuel Soto wie schon bei seinem Indie-Drama Charm City Kings beweist, dass er gut mit Menschen kann und sich auf das Beschreiben von Situationen versteht. Wenn dem aber eine letztendlich so wenig spannende Geschichte wie die hier zugrunde liegt, stößt auch er an seine Grenzen. So sympathisch Blue Beetle ist und so schön es wäre, wenn auch die lateinamerikanische Bevölkerung einen Helden bekommt, der als Identifikationsfigur dienen kann: Der Film ist letztendlich verschwendetes Potenzial und es ist tragisch, dass die womöglich einmalige Chance, diese Figur filmisch zu etablieren, an einen derart austauschbaren Titel verloren wurde.
OT: „Blue Beetle“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Ángel Manuel Soto
Drehbuch: Gareth Dunnet-Alcocer
Musik: Bobby Krlic
Kamera: Pawel Pogorzelski
Besetzung: Xolo Maridueña, Adriana Barraza, Damián Alcázar, Raoul Max Trujillo, Susan Sarandon, George Lopez, Elpidia Carrillo, Belissa Escobedo, Bruna Marquezine, Harvey Guillén
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