Captain Fall – Staffel 1

Von klein auf wurde Jonathan Fall von seinen Eltern und seinem älteren Bruder gesagt, dass er ein Verlierer ist. Womit sie auch recht haben, bei seiner Marine-Ausbildung ist er so schlecht, dass er nicht einmal in derselben Tabelle wie die anderen sein darf. Einen Job findet man mit derart miesen Noten natürlich nicht. Umso größer ist seine Überraschung wie auch die seiner Familie, als er tatsächlich angeheuert wird, als Kapitän auf einem großen Luxus-Kreuzfahrtschiff zu arbeiten. Dabei ahnen sie nicht, dass es sich bei dem Schiff in Wahrheit um einen international tätigen Schmugglerring handelt. Dass die Wahl auf ihn als neuen Kapitän fiel, liegt dann auch nicht an seinen Fähigkeiten. Vielmehr suchte man einen ahnungslosen Trottel, der im Zweifel als Bauernopfer herhalten muss …

Komödie trifft Krimi als Animationsserie

Geschichten, die auf einem Kreuzfahrtschiff spielen? Da dürften viele zunächst an das Traumschiff denken, das seit mehr als vier Jahrzehnten über internationale Gewässer und deutsche Bildschirme gurkt und seit einigen Jahren mit Kreuzfahrt ins Glück sogar einen Ableger erhielt. Größerer Beliebtheit erfreute sich aber auch die Netflix-Serie High Seas, bei der Kriminalfälle auf ein Luxusschiff und ein historisches Setting verlegt wurden. Nun lockt der Streamingdienst mit einer weiteren Serie, die einen solchen Schauplatz verwendet. Und doch hinkt der Vergleich, da Captain Fall in mehrfacher Hinsicht einen eigenen Weg einschlägt. Und das nicht nur, weil es sich bei der US-Produktion um einen Animationstitel handelt. So haben sich Jon Iver Helgaker, Jonas Torgersen und Joel Trussell, die Macher hinter der Serie, ein Szenario ausgedacht, welches zwischen Komödie und Krimi wandelt, manchmal sogar Thriller.

Genauer setzen sie auf einen starken Kontrast. Auf der einen Seite haben wir den ahnungslosen Trottel, der mit viel Naivität, aber wenigen Fähigkeiten ausgestattet ist. Auf der anderen Seite steht die Verbrecherbande, die umso kompetenter und ruchloser agiert. Captain Fall macht sich einen Spaß daraus, diese zwei so unterschiedlichen Welten direkt nebeneinander herlaufen zu lassen. Während sich Jonathan daran versucht, ein großes Schiff zu verantworten und sich zu beweisen, wird im Hintergrund an den unterschiedlichsten Coups gearbeitet. Diese Dualität zeigt sich gerade in den Szenen, in denen der Protagonist und Liza zusammen sind. Schließlich ist sie so umwerfend, dass sie jeden Mann haben kann. Zum Zwecke der Deckung ihrer Machenschaften muss sie aber so tun, als würde sie sich für den Langweiler interessieren.

Sex gleich Komik?

Das grundsätzliche Szenario ist nicht schlecht, erlaubt es doch die unglaublichsten Großverbrechen in ungewohnter Kulisse zu veranstalten. Und zumindest manchmal geht dieser Plan auch auf. Wenn in direkter Anlehnung an James Bond ein kriminelles Mastermind agiert, und vieles davon stark überzogen ist, ist das einer Parodie schon nahe. Nur sind die Verbrechen enttäuschend selten. Stattdessen versuchte man sich daran, das Publikum mit derbem Humor zu erfreuen, was in mehr als einer Hinsicht in die Hose geht. Nicht nur dass diese Witze überhaupt nichts mit dem Szenario zu tun haben, es dann auf einmal um Swinger Clubs und sexuelle Übergriffe am Arbeitsplatz geht. Captain Fall verlässt sich zudem auf eine schrecklich altbackene Komik, wie man sie gerade in US-Produktionen immer wieder findet. Irgendwie sind die Leute dort davon überzeugt, dass man nur irgendwas mit Sex machen muss und schon wäre es komisch.

Dieser einfallslose und zudem wenig abwechslungsreiche Humor macht dann die gelegentlichen soliden Szenen wieder kaputt. Da solche Serien visuell sowieso immer billiger Abfall sind und die Figuren tödlich langweilig sind, ist Captain Fall eine herbe Enttäuschung. Die Krimikomödie ist weder für ihren Humor noch die Fälle sehenswert, zieht sich trotz der kurzen Laufzeit viel zu oft. Wenn die zehn Folgen umfassende erste Staffel auch noch mit einem Cliffhanger endet, dann lässt das Übles erwarten. Offensichtlich ist eine Fortsetzung fest eingeplant. Sollte diese tatsächlich kommen, dann bitte mit besseren Drehbüchern. Oder wenigstens solchen, die nicht so oft eine Zumutung sind.