Im Leben der zwölfjährigen Lyra Belacqua (Dakota Blue Richards) geht es gerade hoch her. So rettet sie ihrem Onkel Lord Asriel (Daniel Craig) das Leben, als dieser heimtückisch vergiftet werden soll. Ob dies mit seiner Theorie zusammenhängt, dass am Nordpol kosmischer Staub zu finden ist, der das Tor zu anderen Welten öffnen kann? Währenddessen entwickelt die Wissenschaftlerin Mrs. Coulter (Nicole Kidman) ein großes Interesse an der Jugendlichen. Und dann wäre da noch die eigenartigen Fälle von Kindesentführungen, die in der letzten Zeit stattgefunden haben und von denen niemand weiß, wer dahintersteckt. Die Antworten auf all diese Fragen müssen irgendwie mit dem Goldenen Kompass zusammenhängen, der ihr anvertraut wurde und ein mächtiges Artefakt sein soll …
Eine Romanadaption zwischen den Fronten
Harry Potter und seine Folgen. Nachdem die Romane zu weltweiten Verkaufsschlagern geworden waren und auch die erste Adaption Der Stein der Weisen an den Kinokassen einschlug, konnte man sich eine Weile nicht mehr vor Fantasyabenteuern retten, in denen Kinder oder Jugendliche die Hauptrolle spielten. Ob es nun Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse (2004) war, Die Chroniken von Narnia (2005) oder auch Der Sternwanderer (2007), da entstanden schon einige Filme in diese Richtung, oft mit großen Budgets und berühmten Stars. Das gilt dann auch für Der Goldene Kompass, das ebenfalls 2007 versuchte, irgendwie von der großen Begeisterung zu profitieren, welche die Konkurrenz ausgelöst hat. Das klappte aber nur zum Teil. Zwar waren Einspielergebnisse von 370 Millionen US-Dollar nicht eben wenig. Bei einem Budget von 180 Millionen war das aber nicht genug.
Dass die ursprünglich angedachten Fortsetzungen nicht mehr kamen, könnte aber auch an dem erbitterten Widerstand der katholischen Kirche gelegen haben. Schließlich nahm die Romanvorlage von Philip Pullman diese ins Visier und machte aus ihr eine machtgierige, despotische Organisation. Regisseur und Drehbuchautor Chris Weitz (New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde) reduzierte die Kritik zwar, machte die Geschichte etwas universeller. Doch das führte zu neuen Problemen. Während die Kirche auch mit dieser Fassung nicht glücklich war, waren Fans der Vorlage empört, wie Der Goldene Kompass das Buch abänderte und damit aus ihrer Sicht entwertete. Schließlich war die Kritik an dem Missbrauch ein integraler Bestandteil, dies abzuschwächen kam einer Zensur gleich.
Wer nicht mit der Buchtrilogie His Dark Materials vertraut ist, wird das natürlich nicht wissen und sich daran nicht stören. Dafür drohen andere Probleme mit dem Inhalt. So wirft Weitz in dem nichts mal zwei Stunden dauernden Film alles Mögliche auf die Leinwand, ohne dann viel daraus zu machen. Gerade zu Beginn ist das Tempo von Der Goldene Kompass schon sehr hoch und wirft mit Figuren, Motiven und Konzepten um sich. Diesem Wirrwarr zu folgen, ist nicht immer einfach. Später wird es zwar klarer, wenn sich der Fokus stärker in Richtung Action verlagert. Dennoch bleibt das Gefühl zurück, dass da zu viel unausgesprochen geblieben ist und an der Geschichte mehr ist, als einem der Film erzählt – zumal der auch ohne richtigen Abschluss bleibt.
Das heißt aber nicht, dass sich die Reise nicht trotzdem lohnen kann. So hat sich das hohe Budget des Films visuell durchaus bezahlt gemacht. Das sind schon beeindruckende Szenerien, mit denen Der Goldene Kompass aufwartet. Am Ende gab es auch einen Oscar für die besten Spezialeffekte. Gleichzeitig überzeugt der Film schauspielerisch, zumindest innerhalb des gesteckten Rahmens. Nachwuchsdarstellerin Dakota Blue Richards, die hiermit ihr Schauspieldebüt gab, konnte sich zurecht gegen unzählige Mitbewerberinnen durchsetzen. Auch den prominenten und erfahrenen Kollegen und Kolleginnen kann man kaum einen Vorwurf machen. Nur dass ihnen oft nicht die Zeit bleibt, um das alles wirklich auch richtig rund zu machen. Wenn der Film mal wieder im Fernsehen läuft oder auf einem der Streamingdienste verfügbar ist, kann man also schon einmal reinschalten. Aber es gab während der damaligen Schwemme an Fantasy-Titeln spannendere als diesen hier.
OT: „The Golden Compass“
Land: UK, USA
Jahr: 2007
Regie: Chris Weitz
Drehbuch: Chris Weitz
Vorlage: Philip Pullman
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Henry Braham
Besetzung: Dakota Blue Richards, Nicole Kidman, Daniel Craig, Sam Elliott, Eva Green, Jim Carter, Clare Higgins, Ben Walker
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2008 | Beste Spezialeffekte | Michael L. Fink, Bill Westenhofer, Ben Morris, Trevor Wood | Sieg |
Bestes Szenenbild | Dennis Gassner, Anna Pinnock | Nominiert | ||
BAFTA | 2008 | Beste Spezialeffekte | Michael L. Fink, Bill Westenhofer, Ben Morris, Trevor Wood | Sieg |
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