Die große Verführung (2023)

Über viele Generationen hinweg lebte die kleine Insel Santa María del Mar von der Fischerei. Doch dies droht nun ein Ende zu haben, auf herkömmliche Weise lässt sich damit kein Lebensunterhalt mehr bestreiten. Eine Chance gibt es aber noch: Wenn tatsächlich die neue Fabrik eröffnet werden sollte, bei der die Fische verarbeitet werden, wäre die Zukunft des 120-Seelen-Dorfs gesichert. Doch dafür bringt es dringend einen Arzt. Nur woher nehmen? Wer soll schon freiwillig in diese Einöde ziehen? Als die Bewohner und Bewohnerinnen von Mateo (Pierre Louis) erfahren, einem in der Stadt praktizierenden Arzt, ist der Beschluss schnell gefasst: Er muss in ihr Dorf ziehen, koste es, was es wolle. Zu dem Zweck nehmen es Germán (Memo Villegas) und die anderen dann auch nicht so genau und versuchen, den Ort ganz nach seinen Wünschen abzuändern – ohne dass er es mitbekommt …

Remake der kanadischen Komödie

Eine gute Geschichte darf gern auch zweimal erzählt werden. Oder gar dreimal. Zumindest hier scheint man der Ansicht zu sein. So erzählte bereits 2003 der frankokanadische Film Die große Verführung davon, wie ein Fischerdorf einen Arzt anzulocken versucht, um das eigene Überleben zu locken. 2013 kam mit Die große Versuchung – Lügen, bis der Arzt kommt ein erstes Remake, ebenfalls aus Kanada, diesmal jedoch in einer englischsprachigen Fassung. Nun gibt es erneut zehn Jahre später mit dem Netflix-Film Die große Verführung eine dritte Version der Ereignisse. Dieses Mal reisen wir nach Mexiko, wo sich die Menschen mit denselben Problemen herumplagen wie die im hohen Norden Amerikas. Die Sprache hat sich gewandelt, genauer ins Spanische. Das Szenario ist gleichgeblieben.

Klar, hier und da wurde ein bisschen am Inhalt gefeilt. Beispielsweise taten die Menschen in dem Fischerdorf 2003 noch so, als würden sie Cricket spielen, um so dem Arzt entgegenzukommen. In der mexikanischen Fassung wird nun Football gespielt – oder zumindest so getan als ob. Im lokalen Restaurant wird ein indisches Hühnchengericht serviert anstatt Boeuf Strogonoff, wie es beim Original der Fall war. Am Prinzip hat sich aber nichts getan. Noch immer tun die Menschen alles dafür, damit sich der Fremde möglichst wie zu Hause fühlt, um ihn damit zum Bleiben zu bringen. Dass sie oftmals keine Ahnung davon haben, was sie genau tun, sorgt zwar für Verwirrung, macht aber maßgeblich den Witz von Die große Verführung aus.

Bewährtes Konzept

Das funktioniert nach wie vor. Wer die beiden vorangegangenen Versionen noch nicht kennen sollte, darf gespannt sein, auf welche verrückten Ideen die Männer und Frauen doch noch kommen. Hin und wieder wird Die große Verführung auch schön absurd, beispielsweise wenn es raus zum Angeln geht und auch da alles verdächtig glatt geht. Wobei man nach Möglichkeit den Film in der Originalsprache anschauen sollte. Zwar wurde der mexikanischen Komödie eine deutsche Synchronisation spendiert, was bei Netflix keine Selbstverständlichkeit ist. Die ist dafür leider ziemlich mäßig, viele der humorvollen Szenen werden durch die holprigen deutschen Stimmen unnötig ausgebremst.

Dazu gibt es – auch das ist man aus den vorherigen Interpretationen gewohnt – emotionalere Momente. Das Publikum soll hier nicht nur lachen, sondern auch mit den Figuren mitleiden. Soll hoffen, dass alles gut ausgeht und schließlich beim obligatorischen Happy End selbst ganz glücklich sein. Gebraucht hätte es die Neuauflage nicht unbedingt. Wer die Möglichkeit hat, die beiden vorangegangenen Versionen anzuschauen, ist dort auch etwas besser aufgehoben, da die Figuren doch noch prägnanter waren. Für sich genommen ist aber Die große Verführung nach wie vor solide. Die Idee, dass ein kleines Dorf sich mit Witz und Einfallsreichtum gegen die Auswirkungen der Industrialisierung zur Wehr setzt, ist charmant. Die Vorstellung, dass man alles erreichen kann, solange man nur zusammenhält, mag naiv sein, tut zwischendurch aber schon gut.