Die Hochzeit

Im Leben von Thomas (Til Schweiger) geht es drunter und drüber. Zwar hat er mit Linda (Stefanie Stappenbeck) seine große Liebe gefunden und wird diese sogar heiraten. Dafür wird seine neue Platte durch die Bank weg verrissen. Andreas (Milan Peschel) versucht sich an der Liebe, holt sich dabei aber eine Abfuhr nach der anderen. Nils (Samuel Finzi) wiederum muss zu seinem Entsetzen erfahren, dass seine Frau Jette (Katharina Schüttler) ihn mit seinem Kumpel Thorben (Thomas Heinze) betrogen hat. Als der plötzlich stirbt, machen sich die drei Männer zusammen mit Lindas Tochter Lilli (Lilli Schweiger) auf den Weg zu seiner Beerdigung. Dabei drängt die Zeit, denn die Hochzeit soll schon am nächsten Tag stattfinden …

Derber Humor und Kitsch

Dass erfolgreiche Filme gern fortgesetzt werden, gilt nicht nur für die Fließbandarbeit der Traumfabrik. Auch hierzulande setzt man gern auf bewährte Stoffe – und damit Til Schweiger. Tatsächlich finden sich in seiner Filmografie eine ganze Reihe von Fortsetzungen, die selbst erfolgreich liefen, von Zweiohrküken (2009) bis Manta Manta – Zwoter Teil (2023). Im Vergleich dazu ist Die Hochzeit Anfang 2020 weniger beeindruckend gelaufen. Schon der Vorgänger Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken war 2018 ein bisschen ernüchternd aus kommerzieller Sicht, der Stern des einstigen Massen-Regisseurs war da bereits am Sinken. Den zweiten Teil wollten dann nur noch halb so viele Leute sehen. Ob das nun an einem sich wandelnden Geschmack des Publikums lag oder daran, dass der erste Teil eine Katastrophe war, darüber lässt sich nur spekulieren.

Besser ist der zweite Auftritt des Männertrios kaum geworden. Zwar mögen die unerträglichen Szenen weniger geworden sein im Vergleich zum Vorgänger. Aber sie sind noch da, immer wieder. Wenig überraschend setzt Schweiger, der hier mal wieder als Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller unterwegs ist, auf eine Mischung aus Pimmelhumor und Besinnlichkeitskitsch. Ersteres ist sogar wörtlich zu nehmen. In Die Hochzeit demonstriert der Filmemacher wieder seine Vorliebe für Derbes und Peinliches, gerne im sexuellen Kontext. Ganz im Stil US-amerikanischer Wegwerfkomödien kann es hier keinen Sex geben, ohne dass irgendwo ein Gag eingebaut werden musste. Und sei es der, dass jemand nackt ist. Denn das ist offensichtlich immer lustig.

Massenbegräbnis von Talent

Das soll nicht heißen, dass es hier keine Geschichte gäbe zwischen den einzelnen Witzen. Es gibt eigentlich sogar ganz viele. Genauer hat die Neuverfilmung der dänischen Komödie Klassefesten 2: Begravelsen aus dem Jahr 2014 lauter von Problemen geplagte Figuren, die im Laufe der zwei Stunden irgendwie mit ihrer jeweiligen Situation klarkommen müssen. Der Fokus liegt bei Die Hochzeit klar auf den drei Männern. Hinzu kommt Lilli, die unfreiwillig in einem Liebesdreieck zwischen ihr, der besten Freundin Sarah (Bianca Nawrath) und Lenny (Timur Bartels) gelandet ist und aus nicht wirklich nachzuvollziehenden Gründen mit zur Beerdigung fährt. Offensichtlich wollte Schweiger mal wieder seine Tochter pushen, deren Filmografie fast ausschließlich aus Titeln mit dem Papa bestehen. Drumherum tummeln sich noch ein paar andere Figuren, auch sie haben ihre Macken.

Das macht sie aber nicht interessant. Tatsächlich ist in diesem Sammelsurium an Charakteren niemand dabei, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Das ist insofern bedauerlich, da Schweiger durchaus Zugkraft hat und eine Reihe von Schauspielern und Schauspielerinnen um sich versammelt, die in anderen Kontext Talent demonstrierten. Hier dürfen sie das nicht, obwohl wieder verkrampft versucht wird, den Film mit Botschaften zu füllen. Wen das bislang nicht gestört hatte und über die typischen Schweiger-Witze lachen konnte, wird das bei diesem Spätwerk wohl auch können. Der Rest sollte lieber einen Bogen machen um Die Hochzeit, das eigentlich besser „Das Begräbnis“ hieße. Nicht nur dass der Film sich sehr viel mehr mit dem Tod von Thorben befasst als mit der anstehenden Hochzeit, die Chancen stehen nicht schlecht, dass dabei auch die eigene gute Laune beerdigt wurde.