Truman Burbank (Jim Carrey) führt ein glückliches, aber wenig aufregendes Leben in einem US-amerikanischen Kleinstädtchen. So ist er seit Jahren schon mit Meryl (Laura Linney) verheiratet, geht unbekümmert seiner Arbeit nach, hat keinen Grund zur Klage. Doch was so unschuldig und typisch wirkt, ist in Wahrheit eine große Lüge. Ohne dass Truman es ahnt, ist er der Star einer Reality-TV-Show, in der alle nur eine Rolle spielen – darunter Meryl, die eigentlich Hannah Gill heißt, sowie sein bester Freund Marlon (Noah Emmerich), dessen richtiger Name Louis Coltrane lautet. Während Truman ahnungslos seinem Alltag nachgeht, zieht so im Hintergrund Christof (Ed Harris) die Strippen. Doch eines Tages beginnen sich eigenartige Erfahrungen zu häufen, die Truman über seine Situation nachgrübeln lassen …
Ist mein Leben real?
Es ist sicher eines der beliebtesten Gedankenspiele überhaupt: Was, wenn alles, das wir erleben, eine Täuschung ist? Viele haben sich zu dieser Frage den Kopf zerbrochen, der berühmte Satz „Ich denke, also bin ich“ von René Descartes geht auf eben diese Überlegung zurück. Kein Wunder also, dass auch viele Filme mit diesem Motiv spielen und die jeweiligen Figuren in eingebildete und anderweitig erzeugte Welten stecken. Das ist im Horrorbereich ebenso zu Hause wie bei Science-Fiction-Titeln – Stichwort virtuelle Realität. Das bekannteste und zweifelsfrei eines der besten Beispiele für eine derart getäuschte Existenz ist jedoch sicherlich Die Truman Show, wo sich ein Fernsehteam und eigentlich ein ganzes Land verschworen hat, um einen einzelnen Menschen glauben zu lassen, dass sein Leben echt ist.
Natürlich ist das Szenario ist völlig absurd. Der Aufwand, der für die Produktion der etwas anderen Reality-TV-Show betrieben wird, steht in einem Verhältnis zum Ergebnis. Auch wenn das Fernsehen nicht gerade arm ist an Beispielen täglicher Belanglosigkeit, stellt sich schon die Frage: Warum sollte man sich das so wenig bemerkenswerte Leben von Truman anschauen wollen? Natürlich hat es Formate wie Big Brother gegeben. Doch deren Reiz, sofern man das so nennen darf, lag nicht in der Alltäglichkeit der Ereignisse. Das heißt aber nicht, dass Die Truman Show nicht auch etwas über das reale Leben zu verraten hätte. Da wären zum Beispiel die ganzen Geschichten rund um die Show selbst. Ob es das Ausschlachten einzelner Schicksale ist oder das dreiste Product Placement, da wird die Unterhaltungsbranche schon kräftig aufs Korn genommen. Immer wieder wird der Film deshalb auch als Mediensatire beschrieben.
Anleitung zum Selberdenken
Zugleich geht es um einige sehr viel grundlegendere Dinge. Zwar wird Die Truman Show nie zu einer philosophischen Abhandlung im Geist von Descartes oder anderer Dauerdenker, man muss hier keine Enzyklopädie danebenlegen, um der Geschichte folgen zu können. Sie gibt einem aber schon eine Reihe von Denkanstößen mit auf den Weg, die über de Film hinaus von Relevanz sind. Gerade Fragen zur Identität drängen sich auf. Wie viel an Truman ist noch er, wenn drumherum alles erlogen ist? Gibt es überhaupt so etwas wie einen wahren Kern? Das Konzept der Wahrheit ist in dem Zusammenhang sowieso spannend. Denn nur weil das Publikum innerhalb wie außerhalb des Films weiß, dass alles konstruiert ist, ist das Ergebnis für Truman selbst deswegen nicht weniger wahr. Es ist so wahr, dass man sich sogar fragen muss, ob es überhaupt einen Unterschied macht, ob etwas objektiv oder subjektiv wahr ist, zumindest aus Sicht des Individuums. Und dann wäre da noch die Überlegung, ob wir unser eigenes Leben steuern oder doch immer das Produkt unserer Umwelt sind, ohne es zu merken.
Das Schöne an dem Film ist dabei, dass er diese Gedanken zwar fördert, aber nicht darauf besteht, dass man ihnen folgt. Es ist genauso möglich, sich Die Truman Show anzuschauen und dabei einfach nur Spaß zu haben. Gerade der allmähliche Erkenntnisgewinn des Protagonisten sowie seine abenteuerlichen Versuche, dieser Welt wieder zu entkommen, sind immer wieder mit lustigen Momenten verbunden. Ein bisschen repetitiv ist das dann zwar schon. Anstatt das Szenario weiterzuentwickeln, gibt es dann nur mehrere Beispiele für dieselben Witze. Aber diese funktionieren gut, auch weil der bis zu dem Zeitpunkt auf Blödelfilme spezialisierte Jim Carrey eine schöne Balance findet aus seiner überdrehten Komik und den leiseren Aspekten des Films. Da darf dann gerade beim befreienden Ende eine Träne übers Gesicht kullern – egal ob nun im Film oder der realen Welt.
OT: „The Truman Show“
Land: USA
Jahr: 1998
Regie: Peter Weir
Drehbuch: Andrew Niccol
Musik: Burkhard Dallwitz, Philip Glass, Wojciech Kilar
Kamera: Peter Biziou
Besetzung: Jim Carrey, Laura Linney, Ed Harris, Noah Emmerich, Natascha McElhone, Holland Taylor, Brian Delate
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1999 | Beste Regie | Peter Weir | Nominiert |
Bester Nebendarsteller | Ed Harris | Nominiert | ||
Bestes Original-Drehbuch | Andrew Niccol | Nominiert | ||
BAFTA | 1999 | Bester Film | Nominiert | |
Beste Regie | Peter Weir | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Ed Harris | Nominiert | ||
Bestes Original-Drehbuch | Andrew Niccol | Sieg | ||
Beste Kamera | Peter Biziou | Nominiert | ||
Bestes Szenenbild | Dennis Gassner | Sieg | ||
Beste Spezialeffekte | Michael J. McAlister, Brad Kuehn, Craig Barron, Peter Chesney | Nominiert | ||
Golden Globes | 1999 | Bester Film (Drama) | Nominiert | |
Beste Regie | Peter Weir | Nominiert | ||
Bester Hauptdarsteller (Drama) | Jim Carrey | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Ed Harris | Sieg | ||
Bestes Drehbuch | Andrew Niccol | Nominiert | ||
Beste Musik | Burkhard von Dallwitz, Philip Glass | Sieg |
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