Down for Love Netflix
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Down for Love – Staffel 1

Down for Love Netflix
„Down for Love – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 11. August 2023 (Netflix)

Inhalt/Kritik

Netflix hat im Bereich der Reality-TV-Romanze über die Jahre hinweg ja schon die ein oder andere Geißel auf die Menschheit losgelassen. The Ultimatum: Marry or Move On geht demnächst in die zweite Staffel, aber auch sonst mangelt es dem kalifornischen Medienunternehmen nicht an Schrott, Perfect Match oder IRL: In Real Love sind da nur zwei von etlichen Beispielen. Ähnlich wie Dated & Related setzt der neueste Streich Down for Love auf eine Wortspielerei im Titel, was bei der ganzen Vorgeschichte des Streamingdienstes nicht nur keine großen Hoffnungen, sondern eher direkt Befürchtungen weckt. Down for Love begleitet Menschen mit geistigen Behinderungen, überwiegend dem Down-Syndrom, bei Blind Dates und generell bei ihren ersten Gehversuchen im Liebesleben. Da ist die Gefahr schon sehr hoch, dass das hier eine einzige Freakshow sein könnte, in welcher die Teilnehmer rücksichtslos vorgeführt werden. Bei den erwähnten Shows können wir wie bei Fake oder Liebe völlig zurecht auf die Kandidaten hinabblicken, weil sie sich wissentlich und willentlich in diese Situation begeben haben. Trisomie 21 kommt jedoch neben den rein körperlichen Merkmalen sehr häufig mit einer Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten daher, und es wäre jetzt offen gesagt nicht die größte aller Überraschungen, wenn bestimmte Amerikaner keine Skrupel hätten, das auszunutzen.

Bereit für die Liebe

Nach Sichtung der fünf Episoden kann jedoch Entwarnung gegeben werden. Wie sich schon recht früh abzeichnet, besteht hier kein Anlass zur Sorge. Down for Love entstand in Zusammenarbeit mit der New Zealand Down Syndrome Association und auch wenn alle Mitwirkenden eindeutig (obschon unterschiedlich stark) von ihrer Chromosomenanomalie beeinträchtigt sind, stehen sie in gewisser Weise fest im Leben. Das hängt vor allem mit ihrem sozialen Umfeld zusammen, insbesondere die Unterstützung ihrer jeweiligen Eltern beziehungsweise Familien fällt hier sehr positiv auf. Es ist zwar eine Randerscheinung und nimmt das Spotlight weder von den Kandidaten noch dem eigentlichen Thema der Show, aber es wird doch auch gezeigt, welche Auswirkungen ein behindertes Kind auf die Eltern haben kann, gerade wenn es um das Thema Dating und letztendlich auch Sex geht.

Während in jeder Folge neue Teilnehmer vorgestellt werden, ist die Show für sie nicht mit dem Ende der Episode vorbei. Hier wäre es vielleicht besser gewesen, sich in jeder Folge auf eine bestimmte Anzahl der Kandidaten zu fokussieren, statt dass sich das Ganze immer mehr in einer Zopfdramaturgie verheddert. Anders als in den eingangs erwähnten und so einigen anderen Reality-Shows auf Netflix entsteht hier nie der Eindruck, Dialoge oder Szenen seien geskriptet. Allerdings wirkt es des Öfteren doch höchst befremdlich, wie viele Paare sich hier finden. Gefühlt werden da schon nach zwei Minuten beim Blind Date Eheringe ausgetauscht. Down for Love macht anfangs einen guten Job, was die Erklärung des Down-Syndroms an sich angeht: Statt wissenschaftliche Definitionen zu bemühen, erzählen einige der Teilnehmer selbst, was es für sie bedeutet, wie es sich auf sie auswirkt. Und auch wenn jeder, der die siebte Klasse eines Gymnasiums absolviert hat, wissen sollte was Trisomie 21 ist, fehlt hier doch ein wenig die Tiefe. Es ist völlig unklar, ob hier wirklich die größte Glückssträhne der Neuzeit dokumentiert wurde oder ob Menschen mit Down-Syndrom einfach anhänglicher sind. Demgegenüber ist es jedoch auch nicht so, dass jedes Blind Date von Erfolg gekrönt ist, eine Handvoll der Begegnungen endet damit, dass beide Beteiligten wieder getrennte Wege gehen.

Und was kommt danach?

Ebenso wird wenig über die Kindheit oder die Erziehung klar. Beide Teile eines frischgebackenen Paares glauben beispielsweise, dass Sex aus Küssen bestünde, vielleicht noch mit einigen Berührungen extra. Das sind ja aber nun rein altersmäßig betrachtet Erwachsene, da wäre es noch interessant gewesen, ein paar Hintergrundinformationen in Bezug darauf zu liefern, wie denn der Bildungsweg von Menschen mit Down-Syndrom aussieht, der diese Wissenslücken erlaubt. Auch wird nicht weit über das Dating hinausgedacht: Wie sollen sich denn zwei Menschen, die selbst schon mit diversen Einschränkungen zurechtkommen müssen, um ein Kind kümmern und es aufziehen? Das ist keine rhetorische, schon gar keine verurteilende, sondern eine genuine Frage aus Unwissenheit. Hier hätte Down for Love mehr Aufklärungsarbeit für den Zuschauer leisten können, schließlich ist es ein Anliegen der Sendung, mehr Aufmerksamkeit auf die Krankheit zu lenken und Verständnis zu schaffen.

Credits

OT: „Down for Love“
Land: Neuseeland
Jahr: 2023
Regie: Candida Beveridge
Kamera: Jake Bryant

Trailer

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Down for Love – Staffel 1
Fazit
"Down for Love" begleitet vorwiegend Menschen mit Down-Syndrom bei Blind Dates miteinander. Das gibt einen gewissen Einblick in das (Liebes-)Leben mit der Krankheit, bleibt aber insgesamt zu oberflächlich.
Leserwertung47 Bewertungen
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6
von 10